Essen. Die deutschen Fußballerinnen haben den DFB vor dem nächsten Tiefpunkt bewahrt. Mehr als der Sommer ist aber nicht gerettet. Ein Kommentar.

Sie waren stehend k.o., abgekämpft, manch eine humpelte. Eine intensive Alles-oder-nichts-Partie gegen die Niederlande hatte die Spielerinnen gezeichnet. Doch als der Schlusspfiff ertönte, setzte die Erlösung, die Erleichterung wieder neue Kräfte frei – der Jubel ergriff die völlig ausgepumpte deutsche Fußballnationalmannschaft. Olympia, sie kommen! Bis tief in die Nacht wurde nicht nur freudetrunken gefeiert. „Der Sommer ist gerettet“, sagte Klara Bühl. Das stimmt.

Durch ihre Energieleistung im Kampf um das letzte Ticket für die Sommerspiele in Paris bleibt dem Team ein turnierloser Sommer und dem DFB der nächste Tiefpunkt seiner A-Mannschaften erspart. Interimsbundestrainer Horst Hrubesch, seiner Kapitänin Alexandra Popp und der leidenschaftlich auftretenden Mannschaft gebührt Respekt, dem Druck standgehalten und nach dem WM-Desaster im vergangenen Jahr und der anschließenden Hängepartie um die damalige Bundestrainerin Martin Voss-Tecklenburg endlich wieder einen Glanzpunkt gesetzt zu haben.

DFB: Komplizite Suche für einen Hrubesch-Nachfolger

Jedoch: Mehr als ein Sommer ist damit nicht gerettet. Dem DFB wurde lediglich etwas Zeit geschenkt. Die Sichtbarkeit auf der gigantischen Olympia-Bühne ist lebensnotwendig für die nur zart wachsende Aufmerksamkeit des deutschen Frauenfußballs. Zu viele Rückschläge hatte es zuletzt gegeben – so steht beispielsweise kein deutscher Klub in der K.o-Runde der Champions League.

DFB-Kapitänin Alexandra Popp legt sich quer: Dank vollem Einsatz der deutschen Fußballerinnen konnte das Olympia-Ticket gebucht werden.
DFB-Kapitänin Alexandra Popp legt sich quer: Dank vollem Einsatz der deutschen Fußballerinnen konnte das Olympia-Ticket gebucht werden. © DPA Images | Federico Gambarini

So groß die Freude über den Triumph von Heerenveen nun sein mag, viele Probleme sind längst nicht gelöst. Der DFB steht vor der schwierigen Aufgabe, jemanden zu finden, der nach Paris die Hrubesch-Nachfolge antritt, während dieser das Team von April bis Juli noch durch die EM-Qualifikation führen muss. Nur neun Tage liegen dann zwischen EM-Quali und Olympia-Start. Ein Kraftakt für die Spielerinnen. Es wäre wichtig, dass sie zeitnah wissen, was nach dem Sommer auf sie wartet.