Leverkusen. Bayer Leverkusen zerlegt den großen FC Bayern im Bundesliga-Gipfel. Für Trainer Thomas Tuchel wird es nun schwer. Ein Kommentar.

Elf Monate sind vergangen, seit sich der FC Bayern von seinem Trainer Julian Nagelsmann trennte. Nach einer 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen war für den aktuellen Bundestrainer überraschend Schluss. Thomas Tuchel sollte die Bayern wieder auf ein höheres Level heben und die Bundesliga dominieren. Dieses Vorhaben ist jedoch krachend gescheitert. Elf Monate später und nach einer erneuten Niederlage in Leverkusen lässt sich konstatieren, dass die Bayern eher einen Schritt zurück gemacht haben. Nach elf Meisterschaften in Serie winkt der Bundesliga im Sommer ein neuer Meister.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) diskutiert in Leverkusen mit Thomas Müller. Der Weltmeister hat nach dem Spiel deutliche Kritik am Team geübt.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) diskutiert in Leverkusen mit Thomas Müller. Der Weltmeister hat nach dem Spiel deutliche Kritik am Team geübt. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Im mit Spannung erwarteten Bundesliga-Spitzenspiel wurde Serienmeister Bayern München von überragenden Leverkusenern nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Es war eine Machtdemonstration des seit über 20 Jahren als „Vizekusen“ verpönten NRW-Klubs. Der 3:0-Sieg war auch in der Höhe verdient, eine hockarätige Torchance konnte sich der Rekordmeister in der BayArena nicht erspielen. Die Zuschauer sahen einen Klassenunterschied. Dem Tempo der Gastgeber hatten die Bayern nichts entgegenzusetzen. Diese Leistung war eines FC Bayern nicht würdig.

Thomas Tuchel muss sich Bayern-Klatsche ankreiden lassen

Die Niederlage und vor allem die Art und Weise muss sich der Trainer ankreiden lassen. Thomas Tuchel wurden von seinem Gegenüber Xabi Alonso die Grenzen aufgezeigt. Leverkusens Coach erteilte ihm eine Lehrstunde. Die taktischen Kniffe des Spaniers gingen voll auf, Bayern-Superstar Harry Kane war abgemeldet. Sowohl im Ballbesitz als auch nach Balleroberungen hatte Leverkusen immer einen Plan.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso durfte sich nach dem Sieg im Topspiel gegen den FC Bayern feiern lassen.
Leverkusens Trainer Xabi Alonso durfte sich nach dem Sieg im Topspiel gegen den FC Bayern feiern lassen. © dpa | Rolf Vennenbernd

Dieser war auf Bayern-Seite nicht erkennbar. Tuchels Experimente mit Aleksandar Pavlovic und Winter-Zugang Sacha Boey gingen nicht auf. Boey überzeugte bei Galatasaray Istanbul als Rechtsverteidiger, in Leverkusen stellte ihn Tuchel als linken Schienenspieler auf. Der 23-Jährige war wie viele andere seiner neuen Kollegen komplett überfordert.

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Erstmals in seiner erfolgreichen Trainer-Laufbahn ist es Tuchel nicht gelungen, seine Mannschaft besser zu machen. In Mainz ging sein Stern auf, beim BVB und in Paris flog er aus zwischenmenschlichen Gründen, mit Chelsea gewann Tuchel die Champions League. In München hat er den Durchbruch noch nicht geschafft.

Leihspieler Josip Stanisic tut Tuchel und den Bayern weh

Die schlimmste Ohrfeige kassierte Tuchel von Josip Stanisic. Für den kroatischen Nationalspieler hatte der frühere BVB-Trainer in München keine Verwendung. Tuchel, der sich häufig auch öffentlich über sein Spielermaterial beklagte, ließ ihn im Sommer an Bayer Leverkusen ausleihen. Im Topspiel traf Stanisic zum 1:0. Unter Xabi Alonso hat sich der Rechtsverteidiger weiterentwickelt. Das ist Tuchel nicht mit vielen Bayern-Spielern gelungen. Klar ist: Den Ansprüchen des FC Bayern ist er als Trainer nicht gerecht geworden. Auf ihn warten unangenehme Tage an der Säbener Straße.