Köln. Deutschlands Handballer verlieren das letzte Hauptrundenspiel gegen Kroatien 24:30, stehen aber trotzdem im Halbfinale der Heim-EM.

Als die Erleichterung einsetzte und das ursprünglich als Traum geäußerte Ziel erreicht war, sprangen die deutschen Handballer umher, nahmen sich in die Arme und klatschten in die Hände. Seit Mittwochabend ist klar, dass diese Heim-EM noch nicht vorbei ist. Dass es wirklich noch weitergeht in der Kölner Arena. Im Halbfinale gegen Dänemark am Freitag. Und am Sonntag dann bestenfalls im Duell um den Titel. Oder im Spiel um Platz drei. Eine Medaille ist auf jeden Fall greifbar. Diese EM im eigenen Land hat damit schon jetzt alle Erwartungen übertroffen.

Die geschilderten Feierszenen fanden lange vor Spielbeginn in der Kabine statt. Denn fest stand der Einzug unter die besten Vier schon vor dem eigentlichen Anwurf der letzten Hauptrundenpartie. Vor der 24:30 (13:14)-Niederlage gegen Kroatien. Es war ein Dämpfer, aber immerhin einer in einem fast unbedeutenden Spiel. Denn die Konkurrenz in der Kölner Hauptrundengruppe hatte für Deutschland gespielt. Erst bezwang Island das bisherige Überraschungsteam Österreich mit 26:24 (14:8) und beendeten damit die Halbfinal-Hoffnungen der Alpenhandballer. Dann schlugen die Franzosen die Ungarn mit 35:32 (20:12) und beendeten damit auch deren Hoffnungen auf das Semifinale. Hauptgruppenplatz zwei war Deutschland damit sicher.

Handball-EM 2024: Unheimlich stolz

„Das ist natürlich unglaublich geil für die Mannschaft. Das macht uns unheimlich stolz“, sagte Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handball-Bunds. Noch während des enttäuschenden Österreich-Spiels (22:22) habe „keiner geglaubt, dass wir hier was reißen können und jetzt sind wir schon vor dem letzten Auftritt ins Halbfinale eingezogen.“

Beschwingt vom sicheren Halbfinaleinzug und Rückenwind durch den begeisternden Gala-Auftritt beim 35:28 gegen Ungarn stürzten sich die deutschen Handballer in der erneut ausverkauften Kölner Arena in die letzte Hauptrundenpartie.

Handball-EM 2024: Wolff im Mittelpunkt

Die Stimmung: prächtig. Laut wurden wieder die Namen der Spieler gerufen, der von Andreas Wolff wie immer am allerlautesten. Und Wolff war es auch, der in den Anfangsminuten im Fokus stand. Schon in der zweiten Minute verhinderte Deutschlands Torhüter mit seinem zweiten gehaltenen Ball gegen Tin Lucin den Rückstand, nach fünf Minuten hatte er bereits vier Paraden auf dem Konto. Denn die Kroaten waren hochmotiviert und spielten voller Elan.

Was hatte es im Vorfeld nicht für Spekulationen gegeben. Dass die bis dato in der Hauptrunde komplett enttäuschenden Balkan-Handballer gar eine Niederlage gegen Deutschland bevorzugen würden, um so – der komplizierten Ticketvergabe geschuldet – noch eine Chance auf die Teilnahme an einem der Olympia-Qualifikationsturniere im Frühling zu haben. Dagegen sprach allerdings der Ehrgeiz des Teams um THW-Kiel-Spielmacher Domagoj Duvnjak. Und die Tatsache, dass der Gastgeber der kommenden WM sich zumindest etwas werbewirksam aus Köln verabschieden wollte.

Handball-EM 2024: Spannung nicht ganz so groß

Wolff hielt den kroatischen Angriffsversuchen also stand, und vorne lief es zunächst auch anständig. Juri Knorr, Johannes Golla und Kai Häfner brachten ihr Team in den Anfangsminuten 3:2 in Führung, auch danach war es eine ausgeglichene Partie. Dennoch ließ sich der Eindruck nicht verdrängen, dass die Fokussierung der deutschen Spieler nicht ganz so groß war wie zuletzt gegen Ungarn. Gegen Mitte des ersten Durchgangs häuften sich die schlechte Wurfentscheidungen und Fehlpässe. Erst die finalen drei Minuten brachten durch einen Schuss Konzentration die knappe 14:13-Halbzeitführung.

Mit den jungen David Späth im Tor, Nils Lichtlein auf der Mitte und Justus Fischer am Kreis ging es weiter, doch Fehlpässe und -würfe blieben stete Begleiter. Da auch Kroatien nicht die Sterne vom Himmel holte und Späth im Tor Wolff gut vertrat, blieb es eng. Zumindest bis zur 49. Minute, als Kroatien auf fünf Tore davongezogen war. Als schließlich die Schlusssirene ertönte, jubelten die Deutschen auf dem Spielfeld übrigens nicht. Nicht nach der ersten deutschen Turnierniederlage in der Kölner Arena überhaupt.

Nun wartet im Halbfinale am Freitag Weltmeister und Topfavorit Dänemark. Die höchste vorstellbare Hürde. Zwar verloren die Dänen das letzte Hauptrundenspiel gegen Slowenien mit 25:28, schonten dabei einige Leistungsträger. Gegen Deutschland wird der Favorit wieder in voller Breite auflaufen. Aber das Team von Bundestrainer Alfred Gislason hat in diesem Turnier schon mehrfach überrascht, kam nach schwachen Phasen stark zurück. Am Freitag will es dies erneut tun. Denn Spielmacher Juri Knorr sagte ganz klar: „So dürfen wir nicht noch einmal spielen.“