London. Es hätte Sportgeschichte werden können: Doch Luke Littler verliert das Finale der Darts-WM. Der Primus krönt seine dominante Saison.

Luke Humphries hat das Darts-Märchen von Luke Littler in London gestoppt und ist erstmals Weltmeister. Der künftige Primus besiegte den 16 Jahre alten Herausforderer in einem packenden Finale am Mittwochabend mit 7:4 und darf sich nach dem bisher größten Erfolg seiner Karriere über ein Preisgeld von 500 000 Pfund (knapp 600 000 Euro) freuen.

Luke Humphries ist erstmals Darts-Weltmeister.
Luke Humphries ist erstmals Darts-Weltmeister. © DPA Images | Kin Cheung

Humphries (28 Jahre) verhinderte damit Littler als jüngsten Champion der Geschichte und darf sich neben dem satten Scheck und der Krönung auch über die 25 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy freuen. Littlers Geschichte erinnerte in den vergangenen Tage an die des jungen Boris Becker, der mit 17 sensationell das prestigeträchtige Tennis-Turnier in Wimbledon gewann. Die Krönung für Littler blieb aber aus. Vor allem, weil Humphries die Nerven behielt und deutlich mehr Aufnahmen mit 180 Punkten gelangen als seinem Widersacher.

Luke Littler gestikuliert während des Spiels.
Luke Littler gestikuliert während des Spiels. © dpa | Zac Goodwin

Littler kam zwar als Junioren-Weltmeister in den Ally Pally, doch eine solche Erfolgsserie inklusive Finaleinzug erschien vorab völlig unrealistisch. Mit Siegen über die ehemaligen Weltmeister Raymond van Barneveld (4:1) und Rob Cross (6:2) befeuerte Littler den Hype. Die Niederlage im Endspiel ist nun zwar ein Dämpfer, doch Humphries war als deutlich bester Spieler des Jahres 2023 auch als Favorit in das bedeutende Turnier im Alexandra Palace gegangen.

Beckham schreibt Littler

Bei der bisherigen WM war Littler nie in Gefahr geraten. „Überall, wo Luke Littler auftritt, liefert er ab“, sagte das Supertalent selbstbewusst über sich selbst. Bis zum Finale sei für ihn „nichts schwierig“ gewesen. Das wurde gegen Humphries ganz anders. Der Hype um den Youngster nahm in den vergangenen Tagen gigantische Züge an und erinnerte an den Abschied von Rekord-Weltmeister Phil Taylor im Januar 2018.

Immer mehr Medien kamen nach London, die TV-Einschaltquoten in Großbritannien schossen in die Höhe. Experten verglichen ihn mit dem jungen Lionel Messi. Die Fans dichteten das sonst nach Legende Taylor besungene „Wonderland“ auf Littler um. Und Fußball-Ikone David Beckham gratulierte per Nachricht höchstpersönlich, wie der Jugendliche vor dem Finale stolz bei Sport1 erzählte.

Luke Littler vor seinem Gang zur Bühne.
Luke Littler vor seinem Gang zur Bühne. © firo Sportphoto/PSI | Ian Stephen

Humphries startete makellos

Beim letzten WM-Finale des 66 Jahre alten Kult-Schiedsrichters Russ Bray zeigte „The Nuke“, wie Littler genannt wird, tatsächlich Nerven - direkt in der Anfangsphase. Der erste Satz war schnell weg. Auf der Anzeige wurde prominent eingeblendet, wie sich der Mann aus der Nähe von Liverpool zwölf Aufnahmen ohne Triple leistete.

Humphries dagegen startete makellos. Doch der Youngster wurde stärker und machte mit zwei starken Finishes (142 und 120) auf sich aufmerksam. In dem dynamischen Spiel, bei dem die Werbepausen ähnlich lange dauerten wie die Sätze, stand es 2:2.

Humphries schmunzelt über abgezockten Youngster

Der Favorit musste ob der enormen Abgezocktheit seines jungen Widersachers immer wieder schmunzeln. Während Humphries nach Titeln beim World Grand Prix, Grand Slam of Darts sowie den Players Championship Finals als Titelanwärter nach London kam, galt Littler vorab maximal als Außenseiter.

Das hielt ihn nicht davon ab, vor 3000 Zuschauern im größten Spiel seiner jungen Laufbahn eine starke Leistung zu zeigen. Befeuert vom euphorischen Publikum wurde die Partie eng und spannend, bei durchweg hohem Spieltempo. Reibeisenstimme Bray rief lautstark seine markante „Onehundredandeighty“ aus. Und Humphries drehte nach 2:4 besonders auf und triumphierte. (dpa)

Der umkämpfte Pokal.
Der umkämpfte Pokal. © dpa | Zac Goodwin