Dortmund. Borussia Dortmund kann gegen Paris Saint-Germain Platz eins sichern. Die Aufgaben aber bleiben gewaltig. Das sind die Gründe.

Dienstagmittag, rund ums Dortmunder Stadion. Man spürt, dass bald ein wichtiges Spiel angepfiffen wird. Die Sicherheitsleute, die Aufbauarbeiten begutachten, tragen diesmal orangefarbene Westen mit schwarzen Sternen. Ein paar Menschen, die über die Strobelallee spazieren, sprechen Französisch. Hinter den Eingangstoren sind die meisten Sponsorentafeln abgeklebt. Die Werbebanden, längst mit LEDs bestückt, flackern dunkelblau. Diesmal sind weiße Sterne zu sehen.

Champions League.

Nico Schlotterbeck ist normalerweise nur an Spieltagen hier. Am Dienstag saß er allerdings schon mal auf dem Pressepodium, um Auskunft das letzte Gruppenspiel gegen Paris Saint-Germain an diesem Mittwochabend (21 Uhr/DAZN) zu geben. „Natürlich sind die Spiele spätabends unter Flutlicht immer noch etwas spezielles“, meinte Borussia Dortmunds Innenverteidiger. Leuchtende Augen? „Ich versuche, das auszublenden, aber ich freue mich natürlich“, sagte der 24-Jährige.

BVB: Vorzeitiges Weiterkommen eine Überraschung

Die Königsklasse, dieser fiese Wettbewerb. Einerseits ist er der prestigeträchtigste von allen. Geschichten von Europapokal-Abenden werden über Generationen weitererzählt. Auf dem Rasen wird höchste Fußballkunst geboten. Einmal den Henkelpott in den Händen zu halten, ist das Größte, was ein Spieler im Vereinsfußball erleben kann.

Mit dem BVB nur in der Champions League im Soll: Trainer Edin Terzic.
Mit dem BVB nur in der Champions League im Soll: Trainer Edin Terzic. © dpa | Bernd Thissen

Andererseits offenbart die Champions League auch die vielen Probleme des Klubfußballs. Die reichen Vereine werden immer reicher. Wer die Gruppenphase übersteht, ist meist vorab klar – viel zu groß sind die Unterschiede zwischen Elite und denen, die hinterherhecheln. Spätestens ab dem Viertelfinale sind die üblichen Verdächtigen unter sich. In den vergangenen Jahren hat die Königsklasse, die Anfang der 1990er-Jahre aus dem Europapokal der Landesmeister hervorgegangen ist, daher auch Reiz eingebüßt.

Dass der BVB bereits vor dem letzten Spieltag als Achtelfinalist feststeht, ist angesichts der gemeinsamen Gruppe mit PSG, der AC Mailand und Newcastle United somit eine der größeren Überraschungen. Schon ein Remis reicht, um sie auf Platz eins abzuschließen und etwa Titelverteidiger Manchester City aus dem Weg zu gehen. „Ich glaube, wenn du Erster wirst, hast du dir verdient, vielleicht etwas einfacheren Gegner zu bekommen“, meinte Schlotterbeck. Wobei: einfacher? Auch als Gruppenzweite werden eine Menge prominenter Mannschaften in die Runde der letzten 16 einziehen. Immerhin: Das Rückspiel würde dann in Dortmund stattfinden.

BVB: Nur in der Champions League im Soll

Im kommenden Jahr greift zudem eine Reform, die die bisherigen Probleme eher verstärken als verbessern wird. So frustrierend die Aussichten für den vermeintlichen Vorzeigewettbewerb der Europäischen Fußball-Union sind, so lukrativ ist das Geschäft auch für den BVB. 9,6 Millionen Euro hat der Bundesligist bereits für den Achtelfinal-Einzug kassiert, weitere 10,6 Millionen Euro kämen im Viertelfinale hinzu. Zudem können die Dortmunder mit Einnahmen aus einem zweiten Heimspiel planen, drei bis vier Millionen sind das pro Partie. Viel Geld, um den eigenen Status zu wahren, nicht aber um die Abstände nach oben zu minimieren, wo deutlich mehr verdient wird – im Europapokal und in den nationalen Ligen.

Beim BVB aber erfreut man sich am Augenblick. Der Wettbewerb, in dem die Chancen am aussichtslosesten sind, ist schließlich der einzige, in dem man kurz vor der Winterpause noch im Soll ist.