Gelsenkirchen. Die S04-Spieler sagen sich deutlich die Meinung. Warum Linksverteidiger Tobias Mohr das gut findet – und worauf er hofft.
Die Spieler des FC Schalke 04 haben sich wenige Tage vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen den VfL Osnabrück (Freitag, 18.30 Uhr) in einem offenen „Sonder-Mitglieder-Brief“ bei den Vereinsmitgliedern entschuldigt. Die königsblauen Profis schämen sich nach eigenen Angaben für die Auftritte der Vergangenheit. Schalke steht in der 2. Liga auf dem drittletzten Tabellenplatz und zeigte zuletzt streckenweise desolate Leistungen gegen Neuling Elversberg (1:2) und Fortuna Düsseldorf (3:5). „Wir haben uns zusammengesetzt. Es war uns ein großes Anliegen. Der Mannschaftsrat hat das Ganze formuliert und verfasst“, sagt Linksverteidiger Tobias Mohr zu dem offenen Brief, der dazu beitragen soll, die Wogen zu glätten. In Düsseldorf hatte der harte Kern der S04-Fans die Fahnen früh eingerollt und zur Pause das Stadion verlassen.
„Wir brauchen die Unterstützung der Fans. Nur gemeinsam kommen wir da raus“, meint Tobias Mohr im Hinblick auf das Duell mit Schlusslicht Osnabrück. Die Frage, was passiert, wenn Schalkes Mannschaft am Freitag vom eigenen Anhang mit Liebesentzug gestraft wird, sagt der Ex-Heidenheimer: „Ich hoffe, dass wir supportet werden. Wenn es nicht so sein sollte, müssen wir uns den Support wiederholen.“
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Mohr: Schalke 04 ist in einer prekären Gesamtlage
Den 28-Jährige sprach am Montag in einer Medienrunde auch über die prekäre Gesamtlage bei den Königsblauen. Der entzauberte Aufstiegs-Favorit ist mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst. „Jeder hat den Ernst der Lage verstanden“, versichert Mohr und gibt einen kurzen Einblick ins Team-Innenleben: „Nach dem Spiel war sehr viel Frust in der Kabine.“ Dass die Schalker Profis die Talfahrt nicht emotionslos über sich ergehen lassen, lässt sich laut Mohr an der intern gewählten Tonspur erkennen. „Die Worte waren gerade in den letzten Wochen harscher. Da haben wir uns gegenseitig die Meinung gesagt, da ging es nicht um Hahaha und Hihihi. Es wurde auch mal laut in der Kabine.“ Der Außenbahnspieler streicht heraus: „Es tut uns gut, dass wir uns die Meinung sagen. Da geht es nicht um Persönliches. Wir stehen zusammen.“
Gerade zuletzt in Düsseldorf, als die Königsblauen in den ersten Minuten in sämtliche Einzelteile zerlegt wurden, und auch zuvor beim Peinlich-Start gegen Elversberg habe die richtige Reaktion gefehlt. Mohr: „Es war ein wesentlicher Punkt, dass es bei uns in den ersten 30 Minuten nicht funktioniert hat. Der Hallo-Wach-Effekt hat gefehlt.“ Tobias Mohr meint damit, auch mal ein aggressives Zeichen zu setzen, „ohne jemanden zu verletzen.“ Aber eben zu signalisieren: Hier gibt es nichts zu holen! Schalke liefert zu oft brav die Punkte ab. „Wir haben eine schwierige Phase“, resümiert Mohr, „viele von uns waren noch nie in so einer Phase.“
Tobias Mohr mit Kampfansage in Richtung Thomas Ouwejan
Die Tatsache, dass Linksverteidiger Thomas Ouwejan nach seiner Respektlosigkeit aus dem Fortuna-Spiel aktuell suspendiert und in die Schalker U23 abkommandiert ist, rückt Tobias Mohr in seiner Wertigkeit automatisch stärker in den Fokus. Auch Mohr kann an guten Tagen Spiele durch Standardsituationen in die richtige Richtung lenken. „Ich möchte und werde die Rolle annehmen“, kündigt er voller Tatendrang an, „Thomas Ouwejan ist bei Standards überragend. Dem möchte ich in nichts nachstehen.“
Die Frage, ob Schalke lieber mit einer Dreierkette oder einer Vierer-Abwehrreihe operieren soll, ist immer noch nicht hinreichend beantwortet. In Düsseldorf brannte es mit Dreier-Reihe an allen Ecken. Erst nach der Umstellung auf Viererkette bekam der Bundesliga-Absteiger Zugriff – und erzielte drei Treffer. „Für beide Systeme sind Spieler vorhanden“, findet Tobias Mohr, „wir kriegen vom Trainer einen Plan an die Hand und müssen es vernünftig umsetzen. Es liegt an uns, das auf dem Platz zu zeigen.“ Was ebenfalls deutlich besser werden muss: Schalke ist dringend gefordert, die immens hohe Anzahl an Gegentreffern einzudämmen. 33 Mal mussten die Königsblauen bereits den Ball aus dem eigenen Netz holen. „Wir lassen zu viele Flanken zu“, moniert Mohr, „es geht darum, in die Zweikämpfe zu kommen und so viel Druck auszuüben, dass der Gegner nicht frei flanken kann.“