Budapest. Nach Halbzeitführung belegt Leo Neugebauer bei der Leichtathletik-WM in Budapest nur Rang fünf. Beim Hürdenlauf kommt er aus dem Tritt.
Die Musikauswahl hätte passender nicht sein können. Klänge aus „Der König der Löwen“ schallten durchs Stadion, als die Zehnkämpfer sich für den Speerwurf, ihre vorletzte Disziplin, aufwärmten. Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest wurde am Samstagabend der König der Athleten gekürt. Und noch am Morgen hatten die Chancen gut gestanden, dass dieser passend zur Musik auch noch Leo heißen würde. Doch nachdem er mit 4640 Punkten als Gesamtführender am Freitag ins Bett gegangen war, erlebte Leo Neugebauer am Samstag ein böses Erwachen. Am Ende erreichte der 23 Jahre alte Deutsche Rang fünf (8645). Weltmeister wurde der Kanadier Pierce Lepage (8909) vor seinem Landsmann, Olympiasieger Damian Warner (8804), und Lindon Victor (Grenada/8756). Manuel Eitel belegte Platz elf (8191).
Zehnkampf: Niklas Kaul muss aufgeben
Der ebenfalls als Medaillenkandidat gestartete Niklas Kaul (25) hatte noch vor dem 400-Meter-Lauf – der Abschlussdisziplin des ersten Tages – wegen einer Fußverletzung aufgeben müssen. Der Weltmeister von 2019 war untröstlich: „Es ist einfach super scheiße.“ Doch ein Jahr vor den Olympischen Spielen wollte er nichts riskieren. Auch Titelverteidiger Kevin Mayer (Frankreich) hatte früh mit Achillessehnenproblemen aufgeben müssen.
Der Schwabe Neugebauer, der sich selbst als „loggeren Tüpp“ beschreibt, zeigte Nerven. Vor den ersten beiden Disziplinen des Samstags – 100 Meter Hürden und Diskuswurf – war der Strahlemann nervös. Es ist eben doch etwas anderes, eine US-College-Meisterschaft zu gewinnen oder plötzlich auf der Weltbühne als Favorit im Rampenlicht zu stehen. Anders als von ihm selbst erwartet, war der Druck für ihn zu groß.
Leo Neugebauer patzt bei Hürdenlauf und im Diskusring
Die ganz großen Ambitionen waren bereits kurz nach dem Startschuss des Hürdenrennens dahin. Neugebauer, der zuvor Bestleistungen im Kugelstoßen und im Weitsprung erzielt hatte, blieb an der ersten Hürde hängen. Zwar stürzte er nicht, trotzdem kam er aus dem Tritt, rannte zwei weitere Hürden um. Als Letzter seines Laufs blieb der USA-Student 0,42 Sekunden über seiner Bestleistung (14,33) aus dem Juni, als er bei der NCAA-Meisterschaft den deutschen Rekord von 8836 Punkten aufgestellt hatte.
Enttäuscht und genervt ging Neugebauer in den Diskusring. Hier fühlt er sich eigentlich pudelwohl, mit seiner Bestleistung von 55,06 Metern kratzt er am Rekord innerhalb eines Zehnkampfes. Doch diesmal lief nichts zusammen: 47,63 Meter. Ein Fehlversuch zeugte zudem von Übermotivation, das Hürdenergebnis jetzt unbedingt wieder gut machen zu wollen.
Leichtathletik-WM zwischen Nationalstolz und Hitzewelle
Im Stabhochsprung fand er seine Lockerheit langsam wieder, was sich auch am Spiel mit den Zuschauern zeigte. Dann und wann schickte er eine Laola auf die Tribüne, von der aus ihn Freunde und Familie anfeuerten. Doch mit 5,10 Metern zeigte er zwar eine gute, aber keine überragende Leistung. Diese wäre aber nötig gewesen, um gegen die zu Topleistungen auflaufende Konkurrenz bestehen zu können. Die abschließenden Disziplinen Speerwerfen und 1500-Meterlauf sind Neugebauers mit Abstand schlechteste. So musste er am Ende völlig ausgepumpt anderen gratulieren.
Für eine Überraschung hatte Yemisi Ogunleye gesorgt. Die 24-Jährige erreichte mit persönlicher Bestleistung als Drittbeste das Kugelstoßen-Finale. Beim Sieg der US-Amerikanerin Chase Ealey wurde sie Zehnte.