Düsseldorf. Die 29-jährige Rekordturnerin Elisabeth Seitz triumphiert bei der Deutschen Meisterschaft in Düsseldorf auch am Stufenbarren.
Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte Elisabeth Seitz dann doch ein bisschen verwundert. Aus Jux wurde ihr nach dem Finale am Stufenbarren zunächst die Bronzemedaille gereicht. Elisabeth Seitz lachte laut, der Scherz war gelungen, denn es war ja klar, dass die 29-Jährige am Samstag mal wieder nicht zu schlagen gewesen war. Es gab die Goldmedaille, Elisabeth Seitz ist zum achten Mal Deutsche Meisterin am Stufenbarren. Mehr noch: Bei der DM, die im Rahmen des Multisport-Events Finals 2023 in Düsseldorf ausgetragen wurde, holte die Stufenbarren-Europameisterin des Jahres 2022 ihren insgesamt 25. nationalen Titel. Die Rekordmeisterin baute ihre Serie weiter aus.
Die Organisatoren hatten sich bei der Inszenierung der Wettkämpfe Mühe gegeben: Mit LED-Lichtern wurde der Stufenbarren im abgedunkelten PSD Bank Dome in Szene gesetzt. Feuerfontänen schossen in die Höhe und dann begannen die sechs Athletinnen mit ihrem Programm. Die Chemnitzerin Pauline Schäfer-Betz zeigte eine starke Leistung, wurde an der Spitze dann aber von Sophie Scheder aus Chemnitz abgelöst. Als Letzte griff schließlich Elisabet Seitz die Holme. Alles oder nichts.
Feiern wird nie zur Routine
Die Stuttgarterin enttäuschte nicht, ihre nahezu makellose Übung und wurde mit 14,200 Punkten bedacht. Im ZDF hatte sich die als Co-Moderatorin tätige Vorjahressiegerin Kim Bui schon beim Abgang festgelegt: „Herzlichen Glückwunsch zu Titel Nummer 25.“ Elisabeth Seitz lachte glücklich und applaudierte Richtung Publikum. 25 Titel, ist das Feiern da nicht schon Routine? „Nein“, sagte die Starterin des MTV Stuttgart, „so etwas ist nie Routine, jeder Titel hat seine eigene Geschichte“.
Eine erfolgreiche DM-Geschichte schrieb Seitz ohnehin an diesen Final-Tagen. Der Stufenbarren-Titel war ihre zweite Goldmedaille dieser DM. Am Donnerstag hatte sie eine lange Durstrecke mit dem Sieg im Mehrkampf beendet. Es war nämlich seit mehreren Jahren der erste komplette Mehrkampf bei einer Meisterschaft. Wegen unterschiedlicher gesundheitlicher Probleme und aus Gründen der Belastungssteuerung hatte sie zuletzt auf einen Start an allen vier Geräten verzichtet. In der Bundesliga sei sie zwar immer mal wieder eingesprungen, aber „ein richtig kompletter Mehrkampf war zuletzt in Tokio“, sagte sie rückblickend auf die Olympischen Spiele 2021.
Finals 2023: Die wilde Medaillenparty der Darja Varfolomeev
Nach Olympia hatte Elisabeth Seitz eine längere Pause eingelegt und anschließend nach und nach die Belastung durch die Hinzunahme von Boden und Balken wieder gesteigert. „Aktuell überwiegt einfach die Freude. Ich glaube schon, dass viele immer denken: Ach, jetzt hat die schon wieder gewonnen. Aber für mich ist es kein Ach. Ich muss echt alles geben, ich muss jeden Tag kämpfen, um das hinzubekommen“, gab sie zu und fügte an: „Das war wieder so etwas, wo ich sage, das ist die richtige Richtung WM, alle vier Geräte zu turnen und meinem Team mit allem, was ich habe, zu helfen und nicht nur mit ein paar Geräten.“ Nach Olympia im kommenden Sommer will sie dann ihre Karriere beenden. Möglichst mit einer Medaille. Da wäre dann auch Bronze okay…