Düsseldorf/Duisburg. 18 Sportarten, 159 Goldmedaillen: Duisburg und Düsseldorf sind ab diesem Donnerstag Gastgeber des Multisport-Events “Die Finals“.

Kurz vor dem Start ging der Blick nach oben. Hagen Boßdorf gelingt es zwar, zig Sportarten zu einem großen Event zu vereinen, doch Einfluss auf den Himmel, das Wetter, hat auch der Macher des Multisport-Events Die Finals nicht. So kann er nur hoffen, dass der heftige Wind von Mittwoch sich verzogen und die dicken Wolken über Rhein und Ruhr gleich mitgenommen hat. Dann, ja, dann steht einer erfolgreichen vierten Auflage mit den Hauptgastgebern Düsseldorf und Duisburg nichts im Wege. Statt Sturm weht dann ein Hauch von Olympia an Rhein und Ruhr.

18 Sportarten tragen von diesem Donnerstag bis Sonntag ihre Deutschen Meisterschaften gleichzeitig aus, 159 Goldmedaillen werden vergeben. ARD und ZDF zeigen rund 25 Stunden live in den Hauptprogrammen und etwa 70 Stunden als Streaming-Angebot. „Wir wollen auch die kleinen Sportarten sichtbar machen“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow: „Die Finals haben sich als wichtiges nationales Event für den deutschen Sport etabliert – und sind gerade wegen ihres abwechslungsreichen Programms so besonders attraktiv für das Publikum.“

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© dpa | dpa

Der Großteil der Wettbewerbe wird in Düsseldorf – Turnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolin, Tischtennis, Taekwondo, Karate, Judo, 3 x 3-Basketball, Bogensport, Triathlon, Stabhochsprung – und Duisburg – Sportklettern, Breaking, BMX, Kanu, Kanupolo, Stand-Up-Paddling – ausgetragen. Im Schwimmen und in der Leichtathletik werden die Besten in Berlin beziehungsweise Kassel gesucht – ausgenommen sind die Stabhochspringer, die sich vor spektakulärer Kulisse über einen Steg am Düsseldorfer Rheinufer in die Luft schwingen werden. Ein Erlebnis, das Sarah Vogel (21) verpasst – die ehemalige U20-Europameisterin, die nach langer Leidenszeit wieder angreifen will, sagte ihren Start aus Rücksicht auf ihre Gesundheit ab.

Dicht an die Menschen rücken

Kim Lea Müller im Landschaftspark Nord in Duisburg.
Kim Lea Müller im Landschaftspark Nord in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Für die Finals 2023 Rhein-Ruhr ist die Mischung entscheidend“, sagt Hagen Boßdorf, Geschäftsführer der Finals GmbH. „Wir haben in Nordrhein-Westfalen moderne Arenen, die wir für die Wettbewerbe wie Turnen, Tischtennis oder Kampfsport brauchen. Aber in Ergänzung dazu haben wir versucht, öffentliche Räume zu nutzen, sehr dicht an die Menschen zu rücken.“ Beispiele sind auch die Kanu-Wettbewerbe im Duisburger Innenhafen, Bogenschießen im Düsseldorfer Medienhafen oder BMX vor der spektakulären Industriekulisse des Landschaftsparks Duisburg-Nord. Anders als beispielsweise Tischtennis im Castello und Turnen im Dome Düsseldorf sind diese Wettbewerbe kostenlos und frei zugänglich.

Die Idee, den Sport dahin zu bringen, wo viele Menschen sind, und nicht darauf zu vertrauen, dass sie schon ihren Weg zu den im TV nur selten abgebildeten Meisterschaften finden, verfestigte sich 2019, als die erste Auflage der Finals in Berlin zu einem Erfolg wurde. „Wir haben sofort gemerkt: Es funktioniert“, sagt Boßdorf. „Die Kanuten haben uns zum Beispiel bestätigt, dass sie noch nie so viele Zuschauer bei einer Regatta hatten wie 2019 vor der East Side Gallery. Auch bei den European Championships vergangenes Jahr hat München das Gleiche erlebt. Ich glaube, dass Multisport-Events die Zukunft für den Sport sind.“

Seit der Premiere ist das Interesse an den Finals gestiegen – statt anfangs zehn sind nun 18 Sportarten vertreten. Die Sportverbände streben auf diese Bühne, die ihnen in größerer Dimension sonst nur die Olympischen Spiele bieten.

Olympia-Bewerbung ein Thema

Und natürlich ist der Vergleich mit dem Ringe-Spektakel schnell da, so sprach auch Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, zuletzt von Multisport-Events als „Klein-Olympia“, die „Lebensfreude, Vielfalt und Festivalstimmung“ vermitteln. „Sportgroßveranstaltungen begeistern in Deutschland vor allem dann, wenn sie nachhaltig und kostengünstig sind, alle Menschen mitnehmen und gesellschaftliche Bereiche einbinden“, sagt er. „Dann schwappt die Welle der Euphorie aus den Stadien und Hallen in die ganze Stadt oder das ganze Land.“ Deshalb „arbeiten wir – schon bald auch mit allen gesellschaftlichen Bereichen – an einer Konzeption für Olympische und Paralympische Spiele, die genau dies möglich macht“, sagte Weikert und stellte damit einen erneuten Anlauf für eine deutsche Bewerbung in Aussicht, nachdem das Streben der Rhein-Ruhr-City-Initiative um Sportmanager Michael Mronz für 2032 gescheitert war.

Hagen Boßdorf, der einst als ARD-Reporter von den Spielen berichtet hat, ist „ein Fan von Olympia“ und von der Idee einer deutschen Bewerbung. Er sagt: „Wir kennen all die kritischen Diskussionen um dieses gigantische Event, aber gerade NRW mit den vielen existierenden Sportstätten könnte ja eine Umgebung sein, in der Olympische Spiele nachhaltig Sinn ergeben.“

Auf diese Stärke setzt er natürlich auch bei seiner eigenen Veranstaltung. Zum zweiten Mal ist Rhein-Ruhr Gastgeber – die Finals 2021 hatten wegen der Pandemie jedoch fast keine Zuschauer. Das soll sich nun ändern. „Was wir seit 2019 analysiert haben, haben wir versucht, in den nächsten Jahren auszubauen“, sagt Boßdorf. „Jetzt in NRW haben wir es auf ein neues Niveau geschafft. Das werden die besten Finals, die wir bisher hatten.“

Das Wetter soll prächtig werden.