Berlin. Ein Tor, eine Vorlage: Christopher Nkunku hat RB Leipzig im Olympiastadion zum 2:0-Finalsieg gegen Eintracht Frankfurt geführt.
RB Leipzig hat erneut den DFB-Pokal gewonnen. Der Titelverteidiger setzte sich im Berliner Olympiastadion im 80. Pokalfinale mit 2:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt durch. Christopher Nkunku (71.) und Dominik Szoboszlai (85.) erzielten die Treffer für den Champions-League-Teilnehmer. Die Frankfurter verpassten es im letzten Spiel von Trainer Oliver Glasner, sich für die Europa League zu qualifizieren. Ihnen bleibt die Teilnahme an der Conference League.
„Wer so etwas gewinnt, der muss auch feiern können, und das werden wir tun“, kündigte Leipzigs Konrad Laimer nach einem engen Duell zweier „guter Mannschaften“ an. RB-Sportchef Max Eberl zeigte sich „ein Stück weit überwältigt. Man hat hier jahrelang darauf hingearbeitet, ich durfte im Dezember einsteigen und darf jetzt mit dabei sein, diese Saison zu krönen. Es sind schon Emotionen dabei. Ich genieße es extrem, ich lasse mich treiben heute Nacht.“
Berlin im Ausnahmezustand. Schon in den Mittagsstunden hatten sich die Fangruppen versammelt, um sich auf dieses Finale einzustimmen. Die Frankfurter Anhänger veranstalteten auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche ein wahres Fanfest, präsentierten auf einer Bühne Eintracht-Legenden, um die Stimmung anzuheizen. Leipzigs Fans nutzen den Hammarskjöldplatz am Messegelände unter dem Funkturm, von wo aus es dann in Richtung Olympiastadion ging.
Im Stadion, mit 74.322 Zuschauern natürlich ausverkauft, wurde noch einmal deutlich: Fußballfeste dieser Art wird es in der kommenden Spielzeit nach dem Abstieg von Hertha BSC in die Zweite Liga kaum geben. Das Bundesliga-Derby gegen den 1. FC Union, welches die Hauptstadt in den vergangenen vier Jahren zweimal pro Saison in den Mittelpunkt der Fußball-Nation gerückt hatte, es wird fehlen, ohne Zweifel.
Nach einer Schweigeminute zu Ehren des am Mittwoch verstorbenen Berliner Jugend-Fußballers – der 15-Jährige war am vergangenen Sonntag bei einem Jugendturnier nach einem tätlichen Angriff eines Gegenspielers lebensgefährlich verletzt worden und am Mittwoch verstorben – ging es dann auch sofort los.
Timo Werner lässt Riesenchance liegen
Keine Abwarten, kein Taktieren, kein Abtasten. Vollgasfußball von der ersten Minute an. Nationalstürmer Timo Werner ließ nach einem Konter nach nicht einmal vier Minuten die Riesenchance zur Leipziger Führung liegen, Eintracht-Torwart Kevin Trapp war zur Stelle. Die Frankfurter meldeten sich mit einem Freistoß, den Evan Ndicka und Tuta nur knapp verfehlten, im Spiel an (8.).
Die Stimmanteile auf den Rängen waren klar verteilt. Die Frankfurter Anhänger war deutlich in der Überzahl. Schon beim Warmmachen (später auch während der Partie) wurden vereinzelt Böller gezündet, flogen Raketen aufs Spielfeld – die Unverbesserlichen wird es wohl immer geben. Alle wirklichen Fans aus Frankfurt hatten nach knapp 16 Minuten den Torschrei auf den Lippen, als Randal Kolo Muani nur das Außennetz traf.
Und es war der Moment, in dem das Finale an Schwung verlor. Die Kreativität eines Mario Götze oder die Geradlinigkeit eines Kolo Muani verfingen sich immer wieder in Ungenauigkeiten. Gleiches galt für das sonst so gefürchtete Leipziger Umschaltspiel. Zur Wahrheit gehörte auch, dass beide Abwehrreihen einen guten Job machten. Erst in der 42. Minute wurde es nochmal durch Leipzig gefährlich. Werner hatte Christopher Nkunku steil geschickt, dessen Schuss wurde jedoch im letzten Moment durch Tuta noch zur Ecke abgefälscht.
Frankfurt-Anhänger zünden Pyrotechnik
Was sich schon vor dem Spiel angekündigt hatte, fand kurz vor Wiederbeginn seinen Tiefpunkt. Gelabelt mit dem Banner „Frankfurter Fußballterror“ wurde im Frankfurter Block in der Ostkurve massiv Pyrotechnik gezündet, wieder flogen Raketen aufs Spielfeld, detonierten Böller. Auf der anderen Seite legten die Leipziger ihre Kurve in dicke Rauchschwaden. Der Anpfiff der zweiten Halbzeit verzögerte sich um einige Minuten.
Knapp eine Stunde war vorbei, als Götze per Steilpass Kolo Muani in Szene setzte. Querpass statt Torabschluss – Chance vertan. Dann scheiterte Götze selbst an RB-Keeper Janis Blaswich (64.). Die Eintracht schien mehr und mehr das Kommando auf dem Platz zu übernehmen. Welch ein Irrtum.
Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ging es für die Hessen zu schnell. Leipzig kombinierte sich in den Frankfurter Strafraum, Nkunku zog ab – und der Titelverteidiger führte, weil Aurelio Buta den Ball unhaltbar für Trapp abgefälscht hatte (71.). Aus dem Frankfurter Block flogen Böller, die Polizei musste aufmarschieren. Kurz darauf köpfte der eingewechselte Yussuf Poulsen über das Frankfurter Tor (79.). Dominik Szoboszlai machte es in der 85. Minute besser, sein Treffer für Leipzig brachte die Entscheidung.
Nichts war es also mit dem traumhaften letzten Akt für Oliver Glasners ruhmreiche Geschichte als Frankfurt-Coach. „Wir waren mit Leipzig auf Augenhöhe, und das ist eine Auszeichnung“, sagte der Österreicher. Nach zwei Jahren, einem sensationellen Europa-League-Sieg 2022 und zuletzt atmosphärischen Spannungen wird er den Klub wie angekündigt verlassen. Er blicke auf eine „wunderbare, fantastische Zeit zurück“.