Gelsenkirchen. Julia Simon und Fabien Claude gewinnen die World Team Challenge vor 30.000 Biathlon-Fans auf Schalke. So viel Preisgeld kassieren sie.
Alpenstimmung im Ruhrpott, Alphornbläser in der Veltins-Arena, Après-Ski-Party schon weit vor dem Start des Höhepunktes: Das ist die World Team Challenge der Biathleten, die am Mittwoch nach drei Jahren in den Fußball-Tempel des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zurückgekehrt ist. Und die 30.600 Zuschauer haben eine fantastische Veranstaltung erlebt, allerdings keinen deutschen Sieg.
Biathlon auf Schalke: 28.000 Euro Preisgeld für die Sieger
Den Titel und die Siegprämie in Höhe von 28.000 Euro haben sich die Franzosen Julia Simon, die derzeit beste Biathletin der Welt, und Fabien Claude gesichert. Es folgten Ingrid Landmark Tandrevold und Vetle Sjåstad Christiansen aus Norwegen auf Platz zwei und das österreichische Duo Lisa Hauser und Felix Leitner.
Deutschland muss so weiterhin auf den vierten Sieg auf Schalke warten. Für einen solchen hatten zuletzt Vanessa Hinz und Simon Schempp im Jahr 2016 gesorgt. Denise Herrmann-Wick und Benedikt Doll steigerten sich im Verfolgungsrennen und verbesserten sich am Mittwochabend auf Rang vier, nachdem sie zwischenzeitlich sogar Platz drei belegt hatten, während Vanessa Voigt und Philipp Nawrath Fünfte wurden.
"Auf Platz vier ist man natürlich immer etwas geknickt, aber ich habe es am Anfang versemmelt", sagte Herrmann-Wick hinterher. "Aber es war es war ein enges Rennen und spannend bis zum Schluss - das ist Biathlon. Es war eine richtig gute Veranstaltung."
Gänsehautmoment bei Steigerlied auf Schalke
Wegen der Corona-Pandemie hatte es die World Team Challenge 2020 und 2021 nicht in der Veltins-Arena gegeben, sondern nur eine Not-Ausgabe ohne Zuschauer in der Chiemgau-Arena in Ruhpolding. Und Herbert Fritzenwenger, der Macher und Cheforganisator dieses Biathlon-Spektakels in Gelsenkirchen, machte aus seiner Freude kein Geheimnis. „Wir sind froh, wieder hier auf Schalke zu sein“, sagte der 60-Jährige.
Nur kurze Zeit später gab es den ersten Moment, der sehr berührte: keine Alpenstimmung, aber das Steigerlied. Tausende Handy-Lampen leuchteten in der dunklen Arena wie Kerzen, und viele, viele Stimmen sorgten für ein kleines Konzert in der Schalker Arena. „Gänsehaut pur!“, sagte Herbert Fritzenwenger, dessen Stimme an diesem Nachmittag und Abend immer wieder ein Protokoll seiner Glückseligkeit war. Unüberhörbar war dies auch bei der Vorstellung der 20 Biathletinnen und Biathleten, die bei bester Stimmung mit Mickie Krauses „Schatzi, schenk mir ein Foto!“ endete.
Norwegen sichert sich zunächst einen Vorsprung
Dann ging’s los im Schalker Kunstschnee-Paradies. Mit der ersten Halbzeit, dem Massenstart-Rennen. Und die Norweger zeigten, warum sie die beste Biathlon-Nation der Welt sind. Weil sie großartig schießen können. 40-mal zielten Ingrid Landmark Tandrevold und Staffel-Olympiasieger Vetle Sjåstad Christiansen, der 2019 in Gelsenkirchen mit Marte Olsbu Røiseland gewonnen hatte, und 37-mal trafen sie.
Sie kamen nach den insgesamt neun Runden mit mehr als 25 Sekunden Vorsprung auf die Franzosen Julia Simon und Fabien Claude sowie die Tschechen Markéta Davidová und Michal Krčmář ins Ziel.
Olympiasiegerin Herrmann-Wick leistet sich direkt drei Fehlschüsse
„Norwegen führt 1:0 gegen die anderen und 2:0 gegen Deutschland“, sagte Herbert Fritzenwenger. Aber wo liefen und schossen sie denn, die Deutschen? Vanessa Voigt und Philipp Nawrath belegten nach sechs Fehlern mit 58,5 Sekunden Rückstand, der dann für das Verfolgungsrennen bei allen Paaren halbiert wurde und maximal 45 Sekunden betrug, in der Zwischenbilanz Rang fünf.
Indes kamen Denise Herrmann-Wick, die Olympiasiegerin im 15-Kilometer-Einzel, die sich gleich bei ihrem ersten Schießen drei Fehlschüsse geleistet „und damit selbst geschockt hatte“, wie Herbert Fritzenwenger sagte, und Benedikt Doll auf Platz sieben (neun Fehler und 1:19,9 Minuten Rückstand).
Olaf sorgt auf Schalke für gute Laune
Bevor es zur Entscheidung kam, begeisterte ein Mann ohne Skier und Gewehr die Biathlon-Fans in der trockenen Arena, deren Dach geschlossen war: Olaf, der Flipper. Das Schmuddelwetter und der strömende Regen waren auf der Strecke, die unter anderem über den Ruhrpott-Gletscher führte, nur draußen. Und Herbert Fritzenwenger machte den Anhängern der deutschen Biathleten für die zweite Halbzeit Mut: „Es ist längst noch nichts entschieden. Das wissen auch die Norweger.“
Das spürten die Norweger auch sehr schnell, nämlich schon beim ersten Schießen, das Ingrid Landmark Tandrevold im liegenden Anschlag mit zwei Fehlern beendete und bei dem sie gleich drei Plätze verlor. Julia Simon brachte Frankreich mit einer Null-Fehler-Einlage in Führung und legte damit schon den Grundstein zum Sieg.
Biathlon auf Schalke: So hoch ist das Preisgeld für Platz zwei und drei
Was dann folgte, war eine Demonstration des Weltklasse-Schießens im Biathlon. Die 26-jährige Führende im Gesamtweltcup und der 28-jährige Fabien Claude schossen 35-mal fehlerfrei und hatten deshalb so einen enormen Vorsprung, dass die zwei Patzer, die sich Fabien Claude beim letzten Schießen leistete, keine Rolle mehr spielten.
33,8 Sekunden hinter dem französischen Paar kamen Ingrid Landmark Tandrevold und Vetle Sjåstad Christiansen ins Ziel und durften sich über 22.000 Euro freuen, während die Österreicher Lisa Hauser und Felix Leitner (45,4 Sekunden Rückstand) als Drittplatzierte auch noch ein großes Stück vom 70.000-Euro-Prämienkuchen erhielten: 20.000 Euro.