Essen. Für Frankreich und Argentinien geht es heute im WM-Finale 2022 jeweils um den dritten Stern. Das Endspiel in der großen Analyse.

Erste WM-Titelverteidigung seit 60 Jahren oder doch die Krönung der einzigartigen Karriere von Superstar Lionel Messi? Wenn Frankreich und Argentinien am Sonntag (16.00 Uhr/ARD und MagentaTV) im Finale der Fußball-WM in Katar aufeinandertreffen, geht es für beide Schwergewichte jeweils um den dritten Stern auf dem Trikot. Frankreich hofft auf den nächsten WM-Titel nach 1998 und 2018, auch Argentinien kann nach 1978 und 1986 zum dritten Mal den Fußball-Thron besteigen. Es wird vor allem auf die Superstars Lionel Messi und Kylian Mbappé ankommen. Mit Hilfe einer Datenanalyse von Createfootball haben wir die beiden PSG-Teamkollegen und den Spielstil beider Teams unter die Lupe genommen.

Argentinien gegen Frankreich heute im WM-Finale: So spielen beide Teams

Argentinien

  • Taktisch sehr flexibel, 4-4-2 / 4-3-3 / 5-3-2
  • Variable Staffelung im Spielaufbau, gegen Kroatien mit zwei klaren Sechsern vor den Innenverteidigern, Außenverteidiger als offensive Breitengeber -> nominelle Flügelspieler in Halbraum eingerückt
  • Defensiv extrem stabil, nur 5 Schüsse und 0,39xG pro Spiel zugelassen
  • In den letzten beiden Partien mit defensiverem Ansatz -> gegen Niederlande und Kroatien mit weniger Ballbesitz als Gegner
  • Konterabsicherung immer gegeben -> viel Personal im Zentrum abgestellt
  • Gutes Spiel zwischen den Linien -> viel Bewegungen und kluge Pässe zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld
  • Wenig lange Bälle, auch weil kein geeigneter Zielspieler
  • Suchen rechten Halbraum -> Messi als Fixpunkt
  • Flanken nur selten, suchen spielerische Lösungen im letzten Drittel
  • Verteidigen mannorientiert, vor allem im Zentrum

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Frankreich

  • 4-3-3, das gegen Ball zum 4-4-2 wird -> Mbappe als zweiter Stürmer, Griezmann ins ZM, LZM linker Flügel
  • Flügellastig, nur 23% der Angriffe durchs Zentrum initiiert; überladen immer wieder die linke Außenbahn um Mbappé und Hernandez -> dadurch aber defensiv mit Lücken
  • Frühe Führung und anschließend Gegner Ball überlassen als Matchplan -> gegen Marokko und England nur ca. 40 Prozent Ballbesitz (PPDA insgesamt über 18)
  • Im Umschaltspiel über schnelle Flügel (Mbappé und Dembele) sehr stark, hohe Durchschlagskraft in der Offensive -> zwölf Kontersituationen pro Spiel
  • Setzen Gegenpressing nur sehr dosiert ein -> nur sieben Ballrückeroberungen in gegnerischer Hälfte pro Spiel
  • Meiden im Spielaufbau das Risiko, streuen regelmäßig lange Bälle ein -> wenigste Ballverluste im Turnier
  • Stürmer Giroud nimmt häufig gegnerischen Schlüsselspieler im Spielaufbau in Manndeckung -> zuletzt 6er Amrabat im Halbfinale
  • Suchen immer wieder 1-gegen-1 Situationen in der Offensive, starke Dribbelquote

Lionel Messi gegen Kylian Mbappé: Die Schlüsselspieler im Vergleich

Lionel Messi

  • Lässt sich tief fallen, oftmals in rechten Halbraum, um Ball zu empfangen -> Anspielstation Nr. 1 und Spielmacher
  • Sehr starker Abschluss -> meiste Schüsse gesamt + meiste Fernschüsse -> aus jeder Lage platziert -> 56% aufs Tor (drittbester Wert)

Kylian Mbappé

  • Verteidigt ähnlich wie Messi wenig, positioniert sich aber gut für mögliche Umschaltsituationen -> Kein Spieler im Turnier wurde so häufig mit einem Pass, der Gegenspieler überspielt, angespielt wie er
  • Zieht alle Gegenspieler auf sich -> schafft Platz für Mitspieler
  • Extrem vielseitig -> kann als Spielmacher, Vorbereiter und Torjäger agieren -> an nahezu allen französischen Toren beteiligt, an 7 von 13 direkt

Schlüsselduell Lionel Messi gegen Kylian Mbappé

Lionel MessiParameter (pro 90 Min.)Kylian Mbappé
61Ballaktionen53
0,69Tore0,82
0,8Expected Goals0,61
3,7Schüsse3,8
56 %Schussgenauigkeit %44 %
0,28Vorlagen0,33
1,8Torschussvorlagen1,64
0,28Vorlagen0,33
0,6 (25 %)Flanken3,9 (38 %)
8,2 (53 %)Dribblings 10,5 (48 %)
2,9Ballaktionen im Strafraum7,9

Alle Daten pro 90 Minuten aus dem laufenden Wettbewerb der Weltmeisterschaft 2022. Lionel Messi kommt auf 649 Spielminuten, Kylian Mbappé auf 549 Minuten Einsatzzeit.

Analyse: Beide Topstars ähneln sich in vielen Punkten, treten als Vorbereiter, Wegbereiter und Vollstrecker in Erscheinung. Messi ist insgesamt prägender für das Spiel seiner Mannschaft, agiert deutlich mehr aus dem Zentrum heraus durch seine herausragende Passstärke. Mbappé dagegen überzeugt mit seinen 1vs1 auf der Außenbahn, zieht anschließend in den Strafraum (deutliches Plus an Boxaktionen) und sorgt somit für Freiheiten für noch kreativere Mitspieler wie Griezmann, legt zudem mit Flanken für Stoßstürmer Giroud auf, während Messi lieber den Schnittstellenpass für Alvarez oder den überlaufenden Molina wählt.

Superstar Lionel Messi bereitet sich auf das WM-Finale gegen Frankreich vor.
Superstar Lionel Messi bereitet sich auf das WM-Finale gegen Frankreich vor. © AFP

WM Finale 2022: Die Schlüssel zum Sieg

Argentinien

  • Rückstand vermeiden -> Franreichs Offensivwucht kaum zu verteidigen, wenn man ihnen Raum gewähren muss
  • Räume vor der gegnerischen Viererkette suchen -> Frankreich dort oft löchrig -> Griezmann kein gelernter Defensivspieler -> in K.o.-Phase nur 35% Zweikämpfe gewonnen
  • Isolierte 1-gegen-1 Situationen auf dem Flügel vermeiden -> gutes Verschieben in Abwehrkette nötig, um Überzahl herzustellen
  • Rechte Seite überladen -> Frankreichs offensiv starke Seite ist zugleich die defensiv schwächere -> Marokko mit viel Gefahr über rechts
  • 1-gegen-1-Situationen im 16er suchen -> selbst bereits vier Elfmeter herausgeholt, Frankreich drei Elfmeter verursacht

Frankreich

  • Argentinier zu langen Bällen zwingen -> nur 50% dieser kommen an, kein verfügbarer Zielspieler
  • Halbräume besser verteidigen, zuletzt gegen Marokko vor allem in der ersten Halbzeit mit einigen Lücken -> Messi & Co. nutzen es besser aus
  • Kopfballstärke nutzen -> Argentinier im Positionsspiel schwierig zu bespielen, „Brechstange“ als mögliche Option -> Niederlande so erfolgreich
  • Innenverteidiger nicht herauslocken lassen -> Argentinien mit mobilem Stürmer -> französische 4er-Kette mit starker Innenverteidigung bisher „Prunkstück“