Lusail. Lionel Messi überragt beim 3:0-Sieg im Halbfinale gegen Kroatien. Am Sonntag spielt der Superstar mit Argentinien um den WM-Titel.

Fünf Minuten können genügen, um einem Spiel eine andere Wendung zu geben. Am Dienstagabend veränderten die Treffer von Lionel Messi (34.) und Julian Alvarez (39.) ein bis dahin zähes Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Am Ende schlug Argentinien den Vize-Weltmeister Kroatien durch einen weiteren Treffer von Alvarez (69.) sogar mit 3:0 (2:0) vor fast 90.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadion Lusail, die meisten davon trugen das hellblau-weiße Trikot der argentinischen Nationalmannschaft. Sie werden nun hinfiebern auf das Finale am Sonntag (16 Uhr deutscher Zeit), der Gegner wird am Mittwoch (20 Uhr/ ZDF und MagentaTV) im anderen Halbfinale zwischen Weltmeister Frankreich und Marokko ermittelt.

Zwei Rekorde für Messi

Der Weg von Lionel Messi, der erneut verzückte, zu seinem womöglich ersten Weltmeistertitel geht damit weiter. Der Superstar stellte durch sein 25. Spiel bei einer WM den Rekord von Lothar Matthäus ein, im Finale kann der 35-Jährige nun alleiniger Rekordhalter werden. „Es gehen mir so viele Dinge durch den Kopf. Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll“, sagte Messi. „Wenn ich diese Leute sehe, die Menschen, die Familien, diese Fangemeinde, die uns die ganze Zeit begleitet hat. Jetzt sind wir im Finale, das wollten wir. Es hat unglaublich Spaß gemacht, soweit zu kommen. Das müssen wir genießen.“

Vor dem Spiel hatte der sechsmalige Weltfußballer gesagt, dass die argentinische Legende Diego Maradona, im November 2020 verstorben, vom Himmel aus die Leistungen der Argentinier verfolgen würde. Und vielleicht war es ja Maradona, der dafür sorgte, dass zwei glückliche Fügungen den Weg ebneten für den Erfolg des Südamerikameisters in jenen entscheidenden fünf Minuten.

Argentinien führt durch Elfmeter

Erst rutschte Kroatiens Luka Modric der Ball, der dem begnadeten Techniker ja eigentlich am Fuß klebt, durch die Beine. Plötzlich hatte Argentinien in der ersten Halbzeit den Platz, den es zuvor nicht hatte. Josko Gvardiol blieb stehen, Julian Alvarez rannte alleine auf Dominik Livakovic zu, spitzelte den Ball an dem bislang herausragenden Torhüter vorbei und wurde von diesem zu Fall gebracht. Elfmeter. Messi haute den Strafstoß unter die Latte, die Führung, die in diesem Moment mehr Erleichterung als Ekstase auslöste (34.). Kroatiens Mario Mandzukic, früher Stürmer des FC Bayern, jetzt Co-Trainer, beschwerte sich so vehement über die Entscheidung, dass er auf der Bank die Rote Karte gezeigt bekam.

Kämpfen um den Ball: Kroatiens Luka Modric (rechts) und Argentiniens Julian Alvarez.
Kämpfen um den Ball: Kroatiens Luka Modric (rechts) und Argentiniens Julian Alvarez. © AFP | AFP

Nur fünf Minuten später hatte Maradona vielleicht wieder seine Finger im Spiel, diesmal konterte Argentinien, weil Messi einen entscheidenden Zweikampf gewann. Julian Alvarez rannte nach vorne, verpasste den richtigen Zeitpunkt für ein Abspiel und rannte deswegen einfach weiter. Ein Gewalt-Solo. Josip Juranovic schaffte es nicht zu klären, auch Borna Sosa schoss Alvarez an, der nun nur noch das Tornetz finden musste (39.). Messi gratulierte als Erster, der Rest der Mannschaft folgte. Die hellblau-weißen Trikots befanden sich auf dem Weg ins Endspiel. Fast hätte Alexis Mac Allister sogar das dritte Tor geköpft (43.). Zwei Minute später verhinderte Torhüter Emiliano Martinez auf der anderen Seite den Anschlusstreffer, eine abgefälschte Flanke von Juranovic lenkte er ins Aus.

Kroatien fehlen die Mittel

So ging Argentinien mit einer beruhigenden Führung in die Halbzeit, obwohl das Spiel zäh gestartet war. Kroatien versuchte, die Passwege auf Lionel Messi zuzustellen und positionierte sich bei argentinischem Ballbesitz fast mit allen Spielern um den eigenen Sechzehnmeterraum herum. Nur Andrej Kramaric, beschäftigt in der Bundesliga bei der TSG Hoffenheim, lauerte dann noch vorne.

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Allerdings gelang es dem Vize-Weltmeister auch immer wieder, den Ball von einer Seite auf die andere laufen zu lassen und sich so schrittweise nach vorne zu schieben. Luka Modric war nicht vom Ball zu trennen, außer das eine Mal, als Maradona sich einmischte. Argentinien, das wurde schnell klar, würde Geduld brauchen und viel arbeiten müssen. Trainer Lionel Scaloni hatte sich vor dem Anpfiff überlegt, vier zweikampfstarke Spieler ins Zentrum zu stellen: Alexis Mac Allister, Rodrigo de Paul, Leandro Paredes und Enzo Fernandez. Diese hatten viel zu tun.

Alvarez trifft erneut

In der zweiten Halbzeit konzentrierte sich die argentinische Auswahl auf die Verteidigung, die kroatische Mannschaft hatte zwar nicht vor, aufzugeben, ihr fehlten jedoch die Mittel, um richtige Gefahr zu erzeugen. Dafür dribbelte Messi in der 57. Minute durch die kroatische Hintermannschaft, schaffte es allerdings nicht, Torhüter Livakovic zu überwinden. In der 69. Minute kurvte Messi dann erneut durch den Sechzehnmeterraum, passte auf Alvarez, der sein zweites Tor erzielte.

Einen Schritt voraus: Lionel Messi vor dem Kroaten Josko Gvardiol.
Einen Schritt voraus: Lionel Messi vor dem Kroaten Josko Gvardiol. © AFP | AFP

Vor dem Anpfiff wanderte ein Video durch die Sozialen Medien, es zeigt Lionel Messi (35) und Luka Modric (37) bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Nationaltrikot. Am 1. März 2006 gewann Argentinien gegen Kroatien 3:2, für Modric war es das erste Länderspiel, Messi erzielte in dieser Partie sein erstes Tor für sein Heimatland. 16 Jahre später sind beide das letzte Mal bei einer Weltmeisterschaft aufeinandergetroffen. Modric spielt nun mit im Spiel um Platz drei, Messi kann seine Karriere am Sonntag im Finale vergolden.