Essen. Der DFB versammelt viel fußballerische Kompetenz in seinem neuen Beraterkreis. Die große Innovation fehlt allerdings. Ein Kommentar.

Vor fast zwei Wochen verabschiedete sich die deutsche Nationalmannschaft vorzeitig von der Weltmeisterschaft in Katar. Erst jetzt aber hat sich der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zu Wort gemeldet, um die Lage zu erklären. Als Bernd Neuendorf am Dienstag seine Zurückhaltung aufgab, wurde deutlich, warum er sich so viel Zeit genommen hatte. Er wollte erste konkrete Konzepte vorstellen, die einen optimistischen Ausblick zulassen.

Neuendorf bekleidet dieses Amt erst seit dem 11. März, in den wenigem Monaten konnte er bereits viele Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, kennenlernen. Was man ihm zugutehalten muss: Er wiederholt nicht die Fehler seiner Vorgänger. Die WM in Katar war nicht nur sportlich ein Reinfall, er weiß das und steht dazu. Dass das monatelang vorbereitete und alles überstrahlende Thema One-Love-Binde bis ins Turnier hineingetragen wurde, kreidet er nicht nur dem Widersacher Fifa, sondern auch dem eigenen Verband und damit sich selbst an. Er hätte „vor dem Turnier für Klarheit sorgen müssen“, er würde „heute anders handeln“. Ein Eingeständnis in solcher Offenheit kannte man bisher eher nicht von DFB-Präsidenten. Auch der Schulterschluss mit der DFL, namentlich mit deren Aufsichtsrats-Chef Hans-Joachim Watzke, ist eine äußerst lobenswerte Entwicklung.

DFB überprüft zunächst die Strukturen

Aber damit ist natürlich noch längst nicht alles erledigt. Nach der Trennung von DFB-Direktor Oliver Bierhoff, der viele Verantwortungsbereiche auf sich vereinte, werden zunächst die Strukturen überprüft: Braucht man einen oder mehrere Nachfolger? Die Diskussionen über den Geschäftsbereich werden in einer DFB-Arbeitsgruppe geführt, die sportlichen Ideen soll eine externe Beratergruppe liefern.

Tatsächlich ist in diesem neuen Kreis viel fußballerische Kompetenz versammelt. Aber Völler, Kahn, Rummenigge und Sammer sind vier alte Haudegen, etwas mehr Innovation hätte es schon sein dürfen. Und die gewünschte Fan-Nähe stellt man garantiert nicht her, indem man auch auf den Rat von Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff Wert legt. Dennoch ist der Ansatz richtig. Sollen sie mal machen. Abgerechnet wird bei der Heim-EM 2024. Oder gejubelt.