Essen. Die Vergabe der WM an Katar bleibt ein Skandal. Die Spiele zeigen aber, warum der Fußball Weltsport Nummer eins ist. Ein Kommentar.

Am Wochenende haben die Fifa als Veranstalter und Katar als Ausrichter erreicht, was sie wollten: Man spricht jetzt vor allem über Fußball bei dieser WM. Über große Spiele, verrückte Wendungen, hochspannende Elfmeterschießen, faszinierende Ballkünstler, mutige Außenseiter, triumphierende und gestrauchelte Giganten. Es bleibt schändlich, das Turnier an dieses Land vergeben zu haben. Doch das Spiel als solches übt gerade genau die Faszination aus, die seinen Status als Weltsport Nummer eins erklärt.

Die arabische Welt freut sich mit den Marokkanern, die als erstes Nationalteam aus Afrika ins Halbfinale einer WM eingezogen sind. Andere zaubern mehr, aber vor der Defensivleistung dieser Mannschaft muss man sich verneigen: Kein Gegentor gegen Kroatien, gegen Belgien, gegen Spanien und jetzt gegen Portugal – großartig. Marokko schenkt dieser WM eine besondere Note. Jetzt ist dem Überraschungsteam alles zuzutrauen, auch eine weitere Sensation gegen Titelverteidiger Frankreich. WM: Schafft Marokko auch gegen Frankreich die Sensation?

Ronaldo ist einer der besten Fußballer der Geschichte

Wo ausgelassen gejubelt wird, da wird auch hemmungslos geheult. Cristiano Ronaldo stiefelte zügig in die Kabine, seine Tränen konnte er nicht verbergen. Mit 37 weiß sogar er, der sich für übergroß hält, dass seine fünfte WM seine letzte war. Zu oft hatte er sich als Gockel gegeben, man muss ihn daher nicht mögen. Aber festzuhalten bleibt, dass dies der Abgang eines der besten Fußballer der Geschichte war. Auch ohne WM-Titel.

Sein jahrelanger Rivale Lionel Messi, auch schon 35, verfolgt das große Ziel in den nächsten Tagen weiterhin. Auch nach dem spektakulären Sieg gegen die Niederlande nahm Argentiniens Superfußballer nicht den Dampf raus. Einige seiner Mitspieler verhöhnten im Jubelrausch die Verlierer, von denen sie vorher beim Elfmeterschießen provoziert worden waren.

Ball im Blick: Argentiniens Superstar Lionel Messi.
Ball im Blick: Argentiniens Superstar Lionel Messi. © Getty Images | Getty Images

Er selbst erlaubte sich eine Triumphgeste vor der niederländischen Bank und beleidigte Wout Weghorst beim TV-Interview als „Dummkopf“. Das alles kann man unpassend finden. Aber waren wir nicht erst kürzlich der Überzeugung, die deutschen Spieler seien nicht gierig genug gewesen? Messi zeigt: Ich will alles. Er hält seine Spannung hoch und damit auch die seiner Mitspieler. Er lebt die Emotionen in extremen Momenten aus. Das ist Fußball.