Doha. Die Fifa hat sich überlegt, um die WM-Spiele herum ein Unterhaltungsprogramm aufzubauen. Alles ist schrill, laut, schwer erträglich.
Wen laute Musik nervt, der benötigt in Doha Ohropax, wenn er jene Orte besucht, die die Organisatoren als Treffpunkte für Fans auserkoren haben. Neben dem Finalstadion in Lusail etwa laden auf einer langen verkehrsberuhigten Straße Restaurants und Cafés zum Verweilen ein in einer Stadt, in der man ansonsten dem Autoverkehr kaum aus dem Weg gehen kann. Schön. Wären da nicht die Poplieder, die aus den Boxen dröhnen, und die vielen Videowände, auf denen Fußballstars wie Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé meist katarische Produkte bewerben. Reizüberflutung beim Cappuccino; ein englisches Medium hat den Besuch dieser Straße mit einem Drogentrip verglichen.
Im Stadion lacht vor dem Anpfiff ein DJ (manchmal auch eine DJane) in die Kamera, wenn er (oder sie) auf der Anzeigentafel eingeblendet wird, während die Finger Bässe wummern lassen. Das fühlt sich nach Kirmes an. Nach Dorfdisco. Nach Schützenfest. Aber nicht nach Fußball. Besonders schade, wenn argentinische Fans schon eine Stunde vor dem Anpfiff gegen die Musik ansingen, jedoch kaum zu vernehmen sind.
Moderatoren brüllen in Mikrofone
Die Fifa hat sich überlegt, um die Spiele herum eine Show aufzubauen. Moderatoren brüllen in Mikrofone, suchen sich meist Anhängerinnen, die sie zum Tanzen animieren. Alles ist schrill, laut, schwer erträglich.
Schaut man jedoch in die Gesichter, bekommt man nicht den Eindruck, als würden sich die Besucher und Besucherinnen an den Darbietungen stören. Zur Musik wippen sie mit, fängt die Kamera sie ein, strahlen sie. Und wenn vor dem Anpfiff ein überdimensionierter WM-Pokal auf den Rasen geschoben wird, vier Flammenwerfer drumherum Feuer spucken, dann mag das befremdlich wirken, viele aber kramen ihr Smartphone hervor und fotografieren das Lichtschauspiel.
Vielleicht kennt die Fifa ihre Zielgruppe bei dieser Weltmeisterschaft einfach sehr genau.