München. Jürgen Klinsmann übernahm 2004 in einer schweren Zeit als Bundestrainer. Parallelen sieht es trotz des jüngsten WM-Scheiterns nicht.

Der ehemalige Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht nach dem nächsten WM-Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft keine Parallele zur Krisenlage bei seinem Amtsantritt nach dem EM-Desaster vor 18 Jahren. „Jetzt alles über den Haufen zu werfen, ich weiß nicht, ob dies das Richtige ist. 2004 war das eine ganz andere Situation. Damals war es wirklich nötig, einen kompletten Umbruch zu machen“, sagte der 58-Jährige am Sonntag bei Sport1 in einer Live-Schalte aus Katar in die Sendung „Doppelpass“.

DFB-Zukunft von Hansi Flick und Oliver Bierhoff offen

Klinsmann mahnte gleichwohl wichtige Weichenstellungen an. „Wir haben nur 18 Monate bis zur Europameisterschaft im eigenen Land. Es muss alles sehr gut überlegt sein, wie sehr Veränderungen jetzt angesagt sind“, sagte der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte nach dem Ausscheiden offen gelassen, ob und wie es mit Bundestrainer Hansi Flick und gerade auch mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff weitergeht. In der kommenden Woche sollen diese ihm sowie DFB-Vizepräsident und Dortmund-Chef Hans-Joachim Watzke in einem Krisengespräch Rede und Antwort stehen.

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Klinsmann äußerte sich nur zum 57-jährigen Flick, der in Katar als Trainer nicht überzeugt hatte. „Ich denke, dass Hansi Flick ein sehr guter, feiner Trainer ist und auch ein feiner Mensch. Das hat er bewiesen beim FC Bayern“, sagte Klinsmann, der die WM-Spiele in Katar als Mitglied der Technischen Studiengruppe des Weltverbandes FIFA verfolgt.

Klinsmann sah auch alle drei deutschen Partien live. „Es ist eigentlich eine Katastrophe, dass sich Deutschland nach der Gruppenphase verabschiedet“, lautet sein Urteil. Er vermisste jedoch „Freude und Spaß“ beim deutschen Team. Und spürte als Beobachter zu viel äußere Ablenkung, Stichwort „One-Love“-Binde. „Wenn man an sein Maximum der Leistung kommen möchte, musst du im Kopf klar sein“, sagte der frühere Topstürmer.

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Klinsmann votiert nun eher für „einen kleinen Umbruch“ bei der Mannschaft. „Du kannst jetzt wirklich nicht alles über den Haufen werden. Vor allem nicht mit einer Generation an Spielern, die erst noch zum Blühen kommt. Wir haben viele Spieler, die sind Mitte 20, die haben das ganz Große noch vor sich. Dass das jetzt nicht zusammengepasst hat, ist schade.“

Jürgen Klinsmann: Nach Erfolg immer Schiffbruch

Klinsmann sieht einen Negativ-Zyklus, den das DFB-Team durchläuft. „Es ist immer so gewesen in unserer Geschichte, dass nach einem sehr erfolgreichen Turnier wie einem WM-Gewinn es irgendwie immer ein bisschen Schiffbruch gab. Das ist uns auch passiert mit unserer 1990er-Gruppe, die in Italien Weltmeister wurde: 1994 haben wir vergeigt. 1998 haben wir vergeigt. Dazwischen wurden wir zwar Europameister 1996, aber auch da war nicht alles Gold, was glänzt.“