Doha. Wenn man ganz genau auf das erneute WM-Debakel des DFB-Teams schaut, gibt es doch noch einen Hoffnungsschimmer: Jamal Musiala.

Um 18.38 Uhr am Freitagabend ist Jamal Musialas erstes WM-Abenteuer vorbei. Der Lufthansa-Flieger mit der Aufschrift „Diversity wins“, Diversität gewinnt, landet auf dem Rollfeld am Münchner Flughafen zwischen, damit DFB-Direktor Oliver Bierhoff, Leipzigs David Raum und die Bayern-Nationalspieler aussteigen können. Ein kurzer Abschied von den restlichen Kollegen, die weiter nach Frankfurt reisen, raus aus dem Flieger und tschüs.

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Das war es also. Die Weltmeisterschaft. Die große Fußballbühne, auf der dieser Musiala nur zu gerne weiter geglänzt hätte. Am Vorabend des Rückflugs, nachdem sich die deutsche Nationalmannschaft mit einem wilden 4:2-Sieg gegen Costa Rica von dieser Bühne verabschiedet hatte, stand Musiala mit leerem Blick in den Katakomben des Al-Bayt-Stadion und musste schlucken. „Ich bin richtig traurig“, sagte der Münchner, der doch so viel vor hatte in Katar. Musiala ist gerade einmal 19 Jahre alt, gilt aber bereits seit Jahren im Weltfußball als großes Versprechen.

Ein deutsches Versprechen, das als einiges von ganz wenigen trotz des WM-Debakels eingelöst wurde. Musiala war die einzige Konstante im deutschen Spiel. Der Deutsch-Engländer tanzte in allen drei Partien durch die japanisch-spanisch-costa-ricanischen Abwehrreihen, leichtfüßig, elegant. „Jamal hat fantastisch gespielt“, sagte Bundestrainer Hansi Flick nach dem Aus. „Für so einen Spieler tut es mir besonders leid, dass er nicht mehr bei dieser Weltmeisterschaft spielen kann.“ Als Oliver Bierhoff gefragt wurde, auf wen man jetzt überhaupt noch setzen kann, fiel dem DFB-Manager als erstes dieser Musiala ein.

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In Stuttgart geboren, in Fulda aufgewachsen, in England ausgebildet. Von der U15 bis zur U21 durchlief Musiala alle englischen Jugendnationalmannschaften, ehe Joachim Löw ihn 2021 doch dazu bewegen konnte, sich für Deutschland zu entscheiden. Musiala war der viertjüngste DFB-Debütant bislang, durfte auch zur pan-europäischen Europameisterschaft mit. Einerseits. Andererseits fehlte Löw bei dieser EM der Mut, den schon damals tanzenden Jungstar in seine Mannschaft einzubauen. Zwei Kurzeinwechslungen, eine gegen die Zweitheimat England, eine Torvorbereitung gegen Ungarn, das war’s.

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Löw-Nachfolger Flick hatte mehr Mut. Unter ihm war Musiala bei dieser WM gesetzt – und zumindest er sollte ihn und die Fußballnation nicht enttäuschen. Einziger Haken: Ein Tor wollte dem Mittelfeldmagier trotz zahlreicher Torchancen nicht gelingen. „Ich weiß nicht, was mit meinem Schuss los war“, haderte Musiala nach dem WM-Aus mit sich selbst. Besonders eine Szene verfolgte ihn. Gegen Japan war er in bester Jay-Jay-Okocha-Manier durch Japans Hintermannschaft getanzt, den Ball wie mit einem Magneten am Fuß, doch der Schuss dann über das Tor. „Wir haben die Möglichkeiten im ersten Spiel nicht genutzt“, sagte Musiala am Abend des Ausscheidens, und meinte vor allem seine Chance. Es wäre das 2:0 gegen Japan gewesen, möglicherweise die Entscheidung in dem Spiel und möglicherweise der entscheidende Schritt zum Weiterkommen.

Konjunktiv. Musiala traf nicht, schied aus und flog nach Hause. Doch die Geschichte des Überfliegers, so viel steht trotz des WM-Aus fest, wird gerade erst geschrieben.