Gelsenkirchen. Japans Kapitän Maya Yoshida verteidigt für Schalke in der Bundesliga. Am Mittwoch trifft er mit den “Blue Samurai“ auf Deutschland.
Als sich Maya Yoshida zum ersten Mal so richtig auf den deutschen Fußball einließ, hielt er sich gerade in den Kitzbüheler Alpen auf. Direkt, nachdem er bei Schalke 04 unterschrieben hatte, flog der 34-Jährige mit ins Trainingslager. Und einen seiner Gründe verriet er sofort: „Es ist wichtig für mich, den deutschen Stil, Fußball zu spielen, kennenzulernen.“ Am Mittwoch (14 Uhr deutscher Zeit/ZDF) führt Yoshida als Kapitän die japanische Nationalmannschaft aufs Feld, wenn sie zum WM-Auftakt auf das DFB-Team trifft.
Maya Yoshida ist beim FC Schalke 04 Vize-Kapitän
Yoshida zeigte auf Schalke direkt, was ihn in seiner langen Karriere quer durch Europa – er spielte schon in den Niederlanden, England und Italien – überall auszeichnete. Und was ihn in Japan zur Respektsperson gemacht hat. Ihn zeichnet eine natürliche Autorität aus. Er ist keiner, der wegläuft, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen. Ihm ist auf dem Platz nie anzusehen, ob es gerade hektisch ist oder nicht. „Instinkt“ sei das, sagt er. „Ich mache nichts Spezielles dafür.“ Schon nach wenigen Tagen wurde er auf Schalke zum Vize-Kapitän ernannt. Er spricht perfekt Englisch, bemüht sich darum, Deutsch zu lernen.
Populärer sind in Japan andere, Yoshida ist keiner, der für den Boulevard taugt. „Interessanter sind andere“, sagt er. Steht er nicht auf dem Platz, ist seine Lieblingspose die Denkerpose. Seine Analysen sind stets scharf, auch wenn es um seine eigene Leistung auf dem Platz geht.
Denn Yoshida, aufgewachsen in Nagasaki, im August 35 Jahre alt, ist langsam geworden, auch das ist ein Grund, warum der Klub Letzter der Bundesliga ist. Dass seine Zeit als Nationalspieler nach der WM enden könnte, dass zu den bisher 122 Länderspielen nicht mehr viele hinzukommen, ist ihm bewusst. „Mit dem Trikot einzulaufen und die Hymne zu hören, das sind spezielle Momente für mich. Doch ich weiß auch: Irgendwann ist für jeden Profi die Grenze erreicht“, sagte Yoshida. „Wann das bei mir sein wird: keine Ahnung. Mein Fokus gilt der WM. Natürlich will ich weiterspielen, aber zur gleichen Zeit will ich auch, dass sich der japanische Fußball verbessert. Damit meine ich, dass viele junge Spieler auch auf meiner Position immer besser werden.“
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Damit meint er zum Beispiel Ko Itakura, der ein Jahr vor ihm auf Schalke verteidigte und nun für Borussia Mönchengladbach spielt. Der Konkurrenzgedanke ist Yoshida fremd. Beide haben denselben Berater, wohnen in Düsseldorf, verbringen viel Zeit miteinander. Itakura war 13 Jahre alt, als Yoshida im Jahr 2010 sein erstes Länderspiel bestritt. Der jüngste in Japans Kader – Takefusa Kobu (21/Real Sociedad) – hatte da gerade erst seinen neunten Geburtstag gefeiert. Nun stehen sie mit dem großen Vorbild, was Professionalität angeht, gemeinsam auf dem Platz. Dass es in der WM-Vorrunde vor allem gegen Deutschland und Spanien schwer wird, das weiß Yoshida natürlich. „Beide gehören zu den besten Mannschaften der Welt. Die Auslosung ist für uns unglücklich. Aber wir werden versuchen, Lösungen zu finden“, sagte Yoshida.
Yoshida nach Schalke-Pleite gegen Bayern: "Analyse ist leichter"
Und Anschauungsunterricht bekam er beim letzten Schalke-Spiel vor der WM – Schalke traf auf Bayern München, und der Kern des DFB-Teams stand beim Münchener 2:0-Sieg auf dem Feld. Und danach machte er deutlich, wie wertvoll er das fand. „Auf dem Platz kann ich viele Dinge besser fühlen, dann kann ich verstehen, wie sie spielen, wie sie attackieren. Die Analyse ist dann viel leichter“, sagte Yoshida. Und wie lässt sich Deutschland nun besiegen? „Wir dürfen den vielen schnellen Spielern wie Gnabry und Sané keinen Raum geben, wir müssen so verteidigen wie mit Schalke in den ersten 38 Minuten“, sagte Yoshida. Da stand es noch 0:0.
Doch wie geht es nach der Weltmeisterschaft für ihn weiter? Sein Ende im Nationalteam ist nah, sein Vertrag auf Schalke gilt nur bis zum Saisonende. Im Sommer, in den Kitzbüheler Alpen, nannte er für sich fünf Ziele: „Gesundheit. Viele Spiele bestreiten. Ein neuer Vertrag. Klassenerhalt mit Schalke.“ Und Nummer fünf: „Eine gute WM.“