Essen. Fifa-Präsident Infantino weist die die Europäer wegen der Katar-Kritik zurecht, der DFB geht auf Distanz zum Weltverband. Gut so. Ein Kommentar
Er hat es tatsächlich so gesagt. Fifa-Präsident Gianni Infantino setzte sich vor die Abgesandten der Medien aus aller Welt und erinnerte an den armen kleinen Jungen, der er aus seiner Sicht als Sohn von Gastarbeitern in der Schweiz war: „Weil ich rote Haare und Sommersprossen hatte, wurde ich gemobbt. Und ich war auch noch Italiener.“
Mit diesem ungenierten Vergleich bekräftigte der 52-Jährige seine Kritik an den Europäern, denen es wegen ihrer unrühmlichen Vergangenheit nicht zustehe, „moralische Ratschläge an andere zu verteilen“. Die Kritik der internationalen Presse sei „zutiefst ungerecht“. Sollte heißen: Lasst Katar in Ruhe.
Missstände gehören auch weiter nicht verschwiegen – der Fifa und Infantino zum Trotz
Nein, lassen wir nicht. Und auch die Fifa lassen wir nicht so einfach davonkommen. Das Gastgeberland und der Weltverband können eine pompöse Eröffnungsshow abziehen, sie können versichern, dass Menschen aller Kulturen und Orientierungen bei dieser WM willkommen sind – aber Missstände gehören auch weiterhin nicht verschwiegen. Und schon gar nicht mit der Begründung, dass es sie früher anderswo auch gegeben habe.
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Die Realitätsverweigerung von Gianni Infantino ist fatal, dieser Mann lässt die Fifa ganz bewusst moralisch verkommen. Die WM wird künftig auf 48 Teilnehmer aufgeblasen, am liebsten würde Infantino sie im Zweijahresrhythmus austragen lassen – der Antrieb ist immer nur Profitgier. Erschreckend, dass es bei der nächsten Präsidentschaftswahl im März keinen Gegenkandidaten gibt.
Der DFB positioniert sich bei der WM in Katar erfreulich deutlich
Der DFB aber ist auf Distanz zu Infantino gegangen. Präsident Bernd Neuendorf kritisierte die Fifa und deren Chef in Katar erfreulich scharf. Direktor Oliver Bierhoff kündigte an, Manuel Neuer werde die bei der Fifa unerwünschte „One Love“-Kapitänsbinde tragen. Und die Nationalspieler trafen sich zu einer kleinen Übungseinheit mit jungen Fußballerinnen aus Katar, denen Männer normalerweise nicht einmal zuschauen dürfen.
Begründet stand der DFB jahrelang in schlechtem Licht. Dafür, dass er jetzt so klare Zeichen setzt, verdient er höchste Anerkennung.