13 Jahre nach der Gründung holt RB Leipzig erstmals einen Titel. Die Leistung verdient Anerkennung, das Konstrukt verdient Kritik. Ein Kommentar

Nachdem Bernd Neuendorf zum DFB-Pokal gegriffen hatte, um die Trophäe direkt an RB Leipzigs Kapitän Peter Gulacsi weiterzureichen, verschwand der neue DFB-Präsident ganz flott wieder von der Bühne. Eine kluge Entscheidung. Vermutlich wusste er um die problematische Symbolik, wenn der ranghöchste Vertreter des Verbandes bei der Ehrung dieses Pokalsiegers in der ersten Reihe gestanden hätte.

Am Wochenende wurde wieder deutlich, dass sehr viele Fußball-Anhänger RB Leipzig mindestens mit Abneigung, wenn nicht gar mit Verachtung gegenüberstehen. Weil dieser Klub gegründet wurde, um ein Getränk zu bewerben. Und weil dabei die Statuten der DFL und des DFB umdribbelt wurden.

RB Leipzig provoziert seine Kritiker mit einem Werbevideo vor dem Pokalfinale

RB Leipzig beschwert sich ständig über seinen Ruf, provoziert aber die Kritiker in den Sozialen Medien. Unter anderem mit einem Video vor dem Pokalfinale: Sportlerinnen und Sportler, die von Red Bull finanziert werden, inszenierten sich als RB-Familie, auch ein Schluck aus der Dose durfte nicht fehlen. Denn darum geht es.

DFL und DFB hätten dieses Konstrukt, mit dem das Vereinswesen ausgehöhlt wird, bei klarer Auslegung der 50+1-Regel nie zulassen dürfen. Jetzt aber lässt sich das Rad nicht mehr zurückdrehen.

Trainer Domenico Tedesco treibt RB Leipzigs Team in Unterzahl zum Sieg an

Der österreichische Milliardär Dietrich Mateschitz versetzt den Klub in die Lage, Titel zu gewinnen. Man muss allerdings anerkennen, wie klug mit dem vielen Geld umgegangen wurde – die beiden Relegationsteilnehmer Hamburger SV und Hertha BSC haben hinreichend vorgeführt, wie man Investorengelder auch verbrennen kann.

Sympathien aber lassen sich mit kühl kalkuliertem Erfolg nicht erwerben. Sogar Domenico Tedes­co, auf Schalke für seine Leidenschaft gerühmt, wird jetzt für ähnliches Verhalten kritisiert. Sein Auftritt beim Pokalfinale war zwar grenzwertig, die Gelbe Karte fürs Gelbe-Karte-Fordern hatte er sich redlich verdient. Aber er war es auch, der die Mannschaft nach einem Rückstand und einem Platzverweis antrieb und aufpeitschte. Tedesco ersetzte höchstpersönlich den elften Mann. So hatten Team und Trainer von RB Leipzig den Titel am Ende verdient. Sportlich, ausschließlich.