München. Berichten zufolge will Robert Lewandowski seinen 2023 auslaufenden Vertrag beim FC Bayern nicht verlängern. Barca-Wechsel im Gespräch.
Wie es aussehen könnte, wenn Robert Lewandowski Abschied nimmt vom FC Bayern und von der Bundesliga, das ließ sich bereits Mitte März erahnen. Nach dem 4:0-Sieg gegen Union Berlin stand der zweimalige Weltfußballer vor der Südtribüne in der Münchner Arena, er hob die Hände über seinen Kopf und klatschte den Fans zu. Den zweimaligen Torschützen hatte nur ein Kameramann in den Strafraum begleitet. Doch nicht dessen Aufnahmen für die TV-Zuschauer lieferten den prägenden Eindruck, sondern die Totale von der Tribüne. Von dort aus gaben der fernab von seinen Kollegen klatschende Lewandowski und der Kameramann vor ihm ein fast ikonisches Bild ab, das man für ein Menetekel halten konnte, jedenfalls aus Sicht der Fans.
Wenn der FC Bayern an diesem Samstag beim VfL Wolfsburg zum letzten Bundesligaspiel der Saison antritt, könnte Lewandowski tatsächlich Abschied nehmen. Noch würden sie das beim FC Bayern zwar nicht bestätigen, schließlich steht der Pole bei ihnen bis zum 30. Juni 2023 unter Vertrag. Darauf verwies auch Julian Nagelsmann am Freitag. „Die Haltung vom Klub und meine Haltung zu Robert sind bekannt“, sagte der Trainer und betonte, dass er Lewandowski für die kommende Saison einplane. „Ich habe mit ihm einen guten Austausch und weiß, wie seine Gedanken sind“, ergänzte Nagelsmann. Doch er weiß auch, dass die Personalie kurz vorm Saisonfinale eine immense Dynamik angenommen hat.
Barcelona soll mit einem Dreijahresvertrag locken
Zunächst hatte die Bild-Zeitung berichtet, Lewandowski habe dem FC Bayern mitgeteilt, sein Arbeitspapier nicht zu verlängern. Laut Magazin kicker soll Lewandowski sogar hinterlegt haben, dass er schon in diesem Sommer weg wolle. Aus Spanien verlautet derweil, der FC Barcelona locke mit einem Dreijahresvertrag. Hinzu kommt: In diesem Sommer würden die Münchner letztmals eine stattliche Ablöse von wohl rund 40 Millionen Euro für ihren Angreifer erzielen, der im August 34 Jahre alt wird. Wird Lewandowskis 383. Bundesligaspiel in Wolfsburg also sein letztes und winkt er bei der Meisterfeier am Sonntag auf dem Marienplatz letztmals den Münchner Fans zu?
Beim FC Bayern haben sie sich zuletzt alle Mühe gegeben, die schon seit Monaten schwelenden Spekulationen kleinzureden. „Wir sind ja nicht verrückt und diskutieren jetzt über einen Spieler, der in jeder Saison zwischen 30 und 40 Tore macht“, hatte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn zu den wiederkehrenden Wechselgerüchten im April gesagt. Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic war zuletzt so interpretiert worden, dass er einen Verkauf Lewandowskis kategorisch ausschließe. Doch wer den Münchner Verantwortlichen bei den Verweisen auf die finanziellen Folgen der Pandemie genau zuhörte und zudem das mit dem Flunkern bestens vertraute Fußballgewerbe kennt, der musste ahnen oder eher wissen, dass auf ihre vermeintlich unmissverständlichen Aussagen ähnlich wenig zu geben ist wie auf die Vertragslaufzeiten der Kicker. Und so steht der FC Bayern nun vor seiner wohl wichtigsten Kaderfrage des Sommers: Lewandowski halten oder verkaufen?
Lewandowski wird zum siebten Mal Torschützenkönig
Dieser Frage kommt deshalb eine so große Bedeutung zu, weil viele andere Kaderfragen von der zentralen Personalie eines Angreifers abhängen, der die Bundesligasaison nun zum fünften Mal hintereinander als bester Torschütze abschließen wird und zum siebten Mal insgesamt. Bei 34 Toren steht er aktuell. In der vergangenen Saison hatte Lewandowski den eigentlich für die Ewigkeit vorgesehenen Rekord des verstorbenen Gerd Müller von 40 Ligatoren aus der Saison 1971/72 um einen Treffer überboten. Gegen Wolfsburg waren Lewandowski 2015 sogar fünf Tore in 8:59 Minuten gelungen, was ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde einbrachte. Im Herbst seiner Karriere scheint er nun noch ein ganz neues Kapitel schreiben zu wollen. Auch, weil er dem Vernehmen nach verärgert ist, dass sich der FC Bayern um den von Borussia Dortmund zu Manchester City gewechselten Erling Haaland sehr bemüht haben soll. Lewandowski will derweil seinen letzten großen Vertrag unterschreiben. Eine Verlängerung um nur ein Jahr und zu kaum veränderten Konditionen, wie jüngst bei Thomas Müller, entspricht nicht seinen Vorstellungen.
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Richtig in Schwung gekommen war Lewandowskis Karriere nach seinem Wechsel aus Polen zu Dortmund 2010, von wo aus er 2014 ablösefrei zum FC Bayern weiterzog. Mehrfach wurde danach Real Madrid zum Thema, doch die Münchner schoben einem Wechsel stets einen Riegel vor. Das könnte sich nun womöglich ändern, weil Lewandowski seinen Zenit überschritten haben dürfte. Für einen Verkauf könnten sich die Bayern entscheiden, wenn sie eine tragfähige Nachfolgelösung finden sollten. Das könnte dauern – oder auch misslingen.
Es gibt noch ein einprägsames Bild von Lewandowski, das sich von der Haupttribüne der Münchner Arena aus beobachten ließ, sogar regelmäßig. Wenn sich die Mannschaften vor jedem Spiel aufstellten, winkte Lewandowski stets seiner Frau Anna und dem gemeinsamen Nachwuchs in Block 105 zu. Vielleicht wird es ein solches Bild nie wieder geben, jedenfalls in München. Genauso wie jenes nach dem Spiel gegen Union, als Lewandowski den Fans schon alleine zuklatschte wie bei einer Verabschiedung.