Dortmund. Borussia Dortmund weiß vor dem Spiel gegen Wolfsburg am Samstag nicht, wie angeschlagen Stürmerstar Erling Haaland wirklich ist.
Man muss genau hinhören in diesen Tagen, in denen ziemlich vieles ziemlich kompliziert ist bei Borussia Dortmund. Sonst könnte man glatt auf die Idee kommen, Trainer Marco Rose habe seinem Topstürmer Erling Haaland unterstellt, er wolle keine MRT an seinem lädierten Knöchel vornehmen lassen. Hat Rose natürlich nicht explizit, er hat seinen Satz allgemein gehalten: „Man erarbeitet mit dem Spieler gemeinsam, wie man mit einer Verletzung umgeht, ob man Bilder macht oder nicht“, hat Rose gesagt. „Wir können den Jungen ja nicht in die Röhre schieben, wenn er das gar nicht möchte.“
Den Namen Haaland hat Rose in diesem einen Satz nicht verwendet, er hat diesen Satz aber eingebettet in eine lange Ausführung über seinen norwegischen Topstürmer. Da liegt der Schluss zumindest nahe, dass es auch in diesem Satz um Haaland ging.
So oder so: Der Norweger sorgt mal wieder für Rätselraten im Klub und dessen Umfeld. Einerseits wird er am Samstag gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) aller Voraussicht spielen, zur Not vorher ein „Tablettchen“ nehmen, wie Trainer Rose den Einsatz von Schmerzmitteln verniedlicht. Denn der Knöchel des Stürmers ist lädiert, das ist unstrittig. „Erling kann noch nicht schmerzfrei sein“, sagt Rose. „Ich habe ein Foto geschickt bekommen, da stand der Fuß in 90 Grad zum Bein. Da ist sicher irgendetwas kaputtgegangen.“
BVB-Verantwortliche warten auf klare Aussage von Haaland
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Was aber kaputt gegangen ist, können die Dortmunder nicht genau sagen. Weil Haaland keine Bilder machen lassen will? Oder weil er wie schon bei seiner langwierigen Verletzung in der Hinrunde nicht will, dass genau kommuniziert wird, wie schwer er verletzt ist? Und was wiederum könnte der Grund dafür sein? Dass er unbedingt auflaufen will für den BVB, der ja von massiver Personalnot geplagt wird? Oder weil er kein Interesse hat, jenen Millionendeal zu gefährden, den er und sein Umfeld für diesen Sommer anstreben?
Es sind Fragen, die zeigen: Haaland sorgt auf seiner Abschiedstournee mehr und mehr für Irritationen. Im Klub geht man fest davon aus, dass der Stürmer sich im Sommer verändern will, dass er bei Real Madrid oder Manchester City sehr viel mehr Geld verdienen und sehr viel mehr Titel gewinnen will. Aber: Die BVB-Verantwortlichen warten weiter auf eine klare Aussage des Norwegers, wo er seine Zukunft sieht – denn erst dann lässt sich auch die Zukunft des Klubs planen, die ja nicht unwesentlich davon abhängt, ob man einen neuen Mittelstürmer braucht und ob man zumindest einen Teil der mindestens 75 Millionen Euro hohen Ablösesumme dafür verwenden kann.
Saftige Prämien auch für Haalands Vater
Doch auch die interessierten Klubs zögern, weil zur Ablösesumme noch stattliche Gehaltsforderungen, Handgeld und Prämien für Berater Mino Raiola und Vater Alf-Inge Haaland kommen sollen – da kommt schnell ein Paket im dreistelligen Millionenbereich zusammen. Das Team Haaland, wie die Entourage des Torjägers gerne genannt wird, hat exquisite Vorstellungen. Und Team Haaland ist längst zum Reizwort geworden unter den Fans, die den Norweger lange feierten für seine Tore und für seinen unbändigen Willen. Zuletzt aber fehlten die Tore und Haaland wirkte fast schon teilnahmslos – wohl auch wegen der Knöchelverletzung, die stärker stört, als er zugeben möchte.
Dennoch wird Haaland gebraucht im Zentrum. Denn in der Offensive fehlen Donyell Malen, Giovanni Reyna und Steffen Tigges, hinzu kommen Mahmoud Dahoud, Mats Hummels, Thomas Meunier und aller Voraussicht nach auch Raphael Guerreiro. Die Verletzungssorgen nehmen mal wieder irrwitzige Ausmaße an – aber das ist eine andere Geschichte mit Reizpotenzial in Dortmund.