Essen/Frankfurt. Deutschland steht vor einem besonderen Jahr. Erstmals findet eine WM im Winter statt. Der Titel soll her, aber der Leistungsstand ist rätselhaft.

Die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes liegt nur zehn Autominuten von der edlen Unterkunft in Frankfurt entfernt, in der die Nationalspieler am Montag ihre Koffer auspackten. Hier startet das besondere Jahr für Deutschlands wichtigste Fußball-Mannschaft, in knapp neun Monaten beginnt die Weltmeisterschaft in Katar. Das erste große Turnier für Bundestrainer Hansi Flick, der bis dahin Antworten finden muss auf die drängendsten Fragen, die die Nationalelf begleiten.

Was kann diese Mannschaft leisten?

Über die Qualität Deutschlands lässt sich bislang nur rätseln, ihre tatsächliche Stärke erscheint undurchsichtig wie dichter Nebel, der sich erst lösen wird, wenn Flicks Mannschaft auf Gegner der höchsten Ebene trifft. Alle sieben Spiele unter Flick wurden gewonnen, 31 Tore erzielt, nur zwei kassiert. Doch wo seine Elf stehe, könne er noch nicht sagen, meint der Bundestrainer. Dafür forderten die bisherigen Kontrahenten die deutschen Profis zu wenig. Das ändert sich bald, am kommenden Dienstag warten die Niederlande, ein erster Prüfstein. Im Sommer folgen Spiele gegen Italien (4./14. Juni) und England (7. Juni), spätestens dann wird Flick die Stärken und Schwächen seiner Auswahl genauestens studieren können.

Wer soll die Nationalelf führen?

Da der FC Bayern den deutschen Vereinsfußball dominiert, ist nur logisch, dass die Münchener Nationalspieler auch unter Hansi Flick eine bedeutende Rolle einnehmen. Zumal Flick zuvor als Trainer des Rekordmeisters zahlreiche Pokale eingesammelt hat. Das Rückgrat der Mannschaft soll eine Achse aus Bayern-Spielern bilden, dazu gehört Torhüter und Kapitän Manuel Neuer (35), Verteidiger Niklas Süle (26/ab dem Sommer bei Borussia Dortmund unter Vertrag), Mittelfeldspieler Joshua Kimmich (27) und Offensiv-Freigeist Thomas Müller (32). Interessant wird sein, welche weiteren Spieler Verantwortung übernehmen wollen. Ein Kandidat wäre Antonio Rüdiger (29), der beim FC Chelsea auf höchstem Niveau verteidigt. Oder Ilkay Gündogan (31). Vielleicht auch Kai Havertz (22).

Welche Ziele sollen erreicht werden?

Er wolle nicht tiefstapeln, betont Hansi Flick gerne. „Jeder möchte Weltmeister werden. Das ist unser großes Ziel.“ Die Qualität sei vorhanden, allerdings fordert der Bundestrainer, dass seine Spieler diesem Ziel alles unterordnen und in jedem Moment an sich arbeiten. Sie müssten „mehr machen“, sagt Flick, dies werde man überprüfen. Sollte jemand nachlassen, werde er dies ansprechen.

Auch interessant

Wie geht der DFB mit Corona um?

Die Pandemie ist noch nicht überwunden, auch wenn in Deutschland seit dem 20. März viele Regeln gefallen sind. Trotzdem schwebt bei jeder Mannschaftssportart das Risiko eines Corona-Ausbruchs mit. Alle Nationalspieler testen sich daher, bevor sie in Frankfurt aufeinandertreffen. Ob sie sich dann abgeschottet in einer Blase bewegen werden, werde man sehen, sagt Hansi Flick.

Wer sind die Wackelkandidaten?

Bundestrainer Hansi Flick hat durchblicken lassen, dass er seinen WM-Kadern in vielen Teilen bereits fest vorgezeichnet hat. Einige Spieler müssen sich trotzdem bewähren, um mit nach Katar zu reisen. In dieser Länderspielewoche dürfen Julian Weigl (26/Benfica Lissabon) und Anton Stach (23/FSV Mainz) für sich werben. Flick hat beide überraschend nominiert, weil der 57-Jährige einen Sechser sucht, der Joshua Kimmich im Notfall vertreten kann. Deswegen befindet sich auch der Kölner Salih Özcan (24) im Blickfeld. Genauso wie Maximilian Arnold (27/VfL Wolfsburg).

Besonders steigern müssen sich die Fußballer des Tabellenzweiten Borussia Dortmund, wenn sie beim Turnier im Winter mitwirken wollen. Eine Teilnahme von Mats Hummels (33), Julian Brandt (25) oder Mahmoud Dahoud (26) ist eher unwahrscheinlich. Dafür schätzt Flick den Dortmunder Kapitän Marco Reus (32), zudem beobachtet er den zuletzt häufig verletzten Emre Can (28). Abwarten muss Flick, wie die Genesung bei Florian Wirtz (18) verläuft, der in dieser Saison bei Bayer Leverkusen verzückt hat, ehe ihn ein Kreuzbandriss stoppte.

In welchem Quartier wird die Mannschaft in Katar wohnen?

Die Verträge seien noch nicht unterschrieben, deswegen könne er keine Unterkunft nennen, sagt Hansi Flick. Allerdings schimmert bereits durch, dass der Favorit das Zulal Wellness Resort am Persischen Golf ist. Für ihn sei Luxus nicht wichtig, meint Flick. Es gehe ihm darum, dass die Wege zum Trainingsplatz und den Stadien nicht zu weit seien. Am 1. April werden in Doha die WM-Gruppen ausgelost, anschließend wird das Quartier gebucht.