Berlin. Felix Magath ist bei Hertha BSC als Retter gefragt. Der 68-Jährige kehrt nach langer Pause zurück und setzt auf alte Erfolgsmittel.
Felix Magath ist noch etwas zögerlich. Bei seinen ersten Schritten zurück ins Fußball-Business stoppt er kurz, er schaut sich im Medienraum von Hertha BSC um und setzt sich dann lächelnd aufs Podest. Von dort begutachtet er durch seine runde Brille die Journalisten-Schar, die seinen ersten Arbeitstag nicht verpassen wollte.
Der 68-Jährige hat mit diesem Trubel gerechnet. Wissen will er davon aber nichts. „Es geht hier jetzt um Hertha BSC, es geht nicht um Felix Magath“, sagt er am Montagmittag bei seiner Vorstellung. „Der Klub ist in einer Lage, in der er breite Unterstützung braucht, in der alle miteinander arbeiten müssen, um aus dieser schwierigen Situation rauszukommen.“
Platz 17, nur noch acht Spieltage bis Saisonende und der zweite Trainerwechsel der Saison – dass Manager Fredi Bobic da auf einen neuen Impuls setzte, war nicht überraschend. Die Wahl des 50-Jährigen hingegen schon. Als am Sonntagabend die Nachricht die Runde gemachte hatte, dass Magath den Hauptstadtklub zum Klassenerhalt führen soll, hielten das viele zunächst für einen Witz.
Die letzte Trainerstation des einstigen Meister-Coaches liegt immerhin schon fünf Jahre zurück. Damals war er in China unterwegs. Der Bundesliga hatte Magath schon vor gut zehn Jahren den Rücken gekehrt. Er hatte mit dem VfL Wolfsburg zuerst die Klasse gehalten, dann aber musste er nach einem verkorksten Saisonstart gehen.
„Ich freue mich, dass Fredi den Mut hatte, mich anzufragen“, sagt Magath. „Ich war immer jemand, der polarisiert hat. Und die, die nicht glauben, dass ich die richtige Wahl bin, müssen erst mal einen eigenen Vorschlag machen, wer jetzt in der Lage sein soll, diese schwierige Aufgabe hier zu lösen.“
Am Montag ist ihm anzumerken, dass er sich freut. Seine Frau und seine Kinder hätten ihn fast schon gedrängt, das Angebot aus Berlin anzunehmen. Und jetzt lebe er in den kommenden Monaten eben hier, im Hotel. „Ich bin seit 1974 irgendwo in der Bundesliga dabei“, erzählt er. „Ich habe eigentlich fast immer im Hotel gelebt.“
Dass er nach 48 Jahren im Fußballgeschäft jetzt noch einmal einen Trainerjob übernimmt, war allerdings wirklich nicht der Plan. „Aber ich bin Fußballer, ich habe mein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht“, sagt Magath, der an der Seitenlinie Unterstützung vom Schotten Mark Fotheringham (38) erhält. „Von daher kann ich gar nicht anders.“
Nun ist er also zurück in Deutschlands Eliteklasse. In dem Geschäft, in dem er über viele Jahre so erfolgreich war. Und das ihm den Namen „Quälix“ eingebracht hat – vor allem wegen seiner kräftezehrenden Trainingsmethoden.
Erstes Magath-Training an diesem Dienstag
Deswegen hat auch Bobic den früheren Nationalspieler nach Berlin gelotst. „Wir brauchen eine starke Persönlichkeit, jemanden, der sich einsetzt für Disziplin, der eine harte Hand zeigt. Auch im Umgang mit den Spielern. Dafür steht Felix Magath“, erklärt Bobic, der den Namen Magath schon länger auf dem Wunschzettel hatte. „Es geht darum, dass wir in der Bundesliga bleiben. Nichts anderes zählt mehr.“
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Die Spieler haben von ihrem neuen Chef aus den Medien erfahren. Am Montag hatte die Mannschaft frei, sie wird an diesem Dienstag das erste Mal zusammen mit Magath auf dem Trainingsplatz stehen. Die Einheiten des Routiniers sind berühmt und berüchtigt.
Felix Magath: „Disziplin gehört zum Sport“
„Ich habe immer so trainiert, dass ich die wenigsten Verletzungsprobleme hatte. Ich hatte selten Spieler, die ausgefallen sind“, erklärt Magath verteidigend. „Disziplin gehört zum Sport. Ich kann‘s doch nicht ändern, ich hab‘s doch nicht erfunden. Aber ich habe gelernt, dass es sehr wichtig ist. Und deswegen fordere ich von den Spielern, die ich trainiere, Disziplin. Und wer sich dahingehend bemüht, der hat bei mir alle Trümpfe in der Hand.“
Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen selten die Einstellung gezeigt, die man braucht, um im Abstiegskampf zu bestehen. Mit Magath ist die Hoffnung nun groß, dass der Schlendrian im Training kein Dauergast mehr ist. Dafür nimmt er die Spieler auch explizit in die Verantwortung.
Das Ziel sei es, nach den acht Spieltagen, die Hertha noch bleiben, um den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte zu verhindern, „ein oder zwei Plätze höher zu stehen als jetzt“. Er habe „gewusst, welcher Kader da ist“, sagt der neue Trainer. „Und mit diesem Kader werden wir den Klassenerhalt auch schaffen.“