Zhangjiakou. Die deutschen Nordischen Kombinierer haben sich die Silbermedaille erkämpft. Leitwolf Eric Frenzel bricht im Ziel zusammen.

Als sein Olympia-Drama mit dem Silberplatz auf dem Siegerpodest eigentlich ein Happyend gefunden hatte, fehlte Eric Frenzel. Nach elf Tagen in Corona-Quarantäne war der 33-Jährige nach seiner Fünf-Kilometer-Runde in der Eiseskälte von Zhangjiakou völlig erschöpft zusammengebrochen. Es war sogar Blut im Schnee zu sehen. Frenzel war auch etwa eine halbe Stunde später noch nicht in der Lage, an der Flowerzeremonie für den Teamwettkampf der Nordischen Kombinierer teilzunehmen. Zu dritt standen dort Manuel Faißt, Julian Schmid und Einzel-Olympiasieger Vinzenz Geiger, der im Dreier-Schlussprint um die zwei Medaillen hinter Sieger Norwegen triumphiert hatte.

Eric Frenzel: Teamarzt gibt Entwarnung

„Ich habe eben erst erfahren, dass wir Silber gewonnen haben. Den Lauf von Vinz muss ich mir später einmal im Video anschauen“, sagte Frenzel, nachdem er sich ein wenig von den Strapazen erholt hatte. Die drei anderen Silbergewinner nahmen ihren Leitwolf beim Interview erstmal fest in den Arm. Vinzenz Geiger hatte das Plüschtier von der Siegerpräsentation für den fehlenden Frenzel mitgenommen. Und Teamarzt Stefan Pecher konnte zumindest etwas Entwarnung geben: „Gesundheitliche Schäden sind nicht zu erwarten. Die Lunge ist frei, die Herztöne sind rein und er konnte allein in die Kabine laufen und sich umziehen. Ihm geht’s deutlich besser.“

Als Grund für den Zusammenbruch nannte der Doc Unterkühlung und eine zu hohe Laktat-Belastung durch den Sturmlauf seiner Kontrahenten. Mit letzten Kräften hatte sich Frenzel ins Ziel seiner Langlauf-Runde gerettet und war danach kopfschüttelnd in den Schnee gefallen. Fast 40 Sekunden hatte er auf Spitzenreiter Norwegen verloren. Deshalb mochte er auch im ersten Moment nicht von einem Happyend für sein Olympia-Drama sprechen: „Ich hadere noch mit mir selbst. Aber ich bin auch überglücklich, dass die anderen drei das noch rausgeholt haben, was ich verbockt habe.“

Startläufer Faißt holt Rückstand auf, Geiger verteidigt Silber

Nachdem der gebürtige Sachse zu Wochenbeginn nach schier ewigen Tagen in Corona-Quarantäne aus dem Hotel entlassen worden war, hatte er eine Reihe von Gesundheits- und Leistungschecks bestanden. EKG, Lunge, Herz und Laborproben wurden ausgewertet, dann erst signalisierte Teamarzt Stefan Pecher sein Okay. Bundestrainer Hermann Weinbuch gab seinem langjährigen Vorzeigeathleten anschließend auch mit Blick auf seine Verdienste für die deutschen Winterzweikämpfer seit seiner Olympia-Premiere 2010 den Vorzug vor Doppel-Olympiasieger Johannes Rydzek.

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Beim Springen von der Großschanze rechtfertigte Frenzel zunächst mit einem starken Flug auf 132 Meter das Vertrauen und gab zu: „Der Druck war schon groß.“ Im 4x5-km-Skilanglauf kämpfte Deutschland dann lange um Gold, ehe Frenzel auf der Strecke nicht mehr mithalten konnte. „Eric war nicht ganz so fit, wie wir gedacht haben, das mit Corona wird dazu beigetragen haben. Am wichtigsten ist aber, dass er wohlauf ist“, meinte Weinbuch. Vinzenz Geiger holte dann die 26 Sekunden Rückstand auf die Medaillenplätze auf und sicherte seinem Kumpel Frenzel noch die ersehnte Medaille.

Der deutsche Startläufer Manuel Faisst (r.) dicht auf mit Franz-Josef Rehrl aus Österreich.
Der deutsche Startläufer Manuel Faisst (r.) dicht auf mit Franz-Josef Rehrl aus Österreich. © dpa

„Nach Gold jetzt Silber – für mich waren es perfekte Spiele“, sagte Geiger und fügte trocken hinzu: „Eric hat schon viele Momente bei Flowerzeremonien erlebt, er kann sich sicher vorstellen, wie es war.“ Es war die siebte olympische Medaille für den dreimaligen Olympiasieger Frenzel, damit hält er nun gemeinsam mit dem Österreicher Felix Gottwald den Rekord. Dass sich Norwegens Schlussläufer Jörgen Graabak zwei Tage nach Einzelgold im Großschanzen-Wettbewerb als erster Winterzweikämpfer der Geschichte seinen vierten Olympiasieg sicherte, wird Frenzel mit ein bisschen Abstand verschmerzen können.

Eric Frenzel bekommt Urlaub vom DOSB spendiert

Bei der „richtigen“ Siegerehrung am Freitag, wo es dann wirklich die Silbermedaille für seinen wohl letzten olympischen Einsatz gibt, will Eric Frenzel unbedingt dabei sein. Danach freut er sich schon auf die Rückkehr zu Ehefrau Laura und den drei Kindern. Aus Ausgleich für die Corona-Quarantäne bekommt Familie Frenzel einen Urlaub vom DOSB spendiert. Davor wird der Vorzeigeathlet allerdings nächste Woche noch in der Praxis von Teamarzt Stefan Pecher vorbeischauen und weitere Laboruntersuchungen absolvieren. Denn das Motto, so wurde es an diesem dramatischen Donnerstag deutlich, lautet immer: „Gesundheit geht vor Goldmedaille.“