Dortmund. Im Fußball kündigen sich erneut Zuschauer-Einschränkungen in den Stadien an. Auch das Top-Spiel in Dortmund ist betroffen.
Die Haare sind klitschnass, durchweicht vom Regen und Schweiß, aber Thomas Meunier lächelt, als er den Trainingsplatz von Borussia Dortmund verlässt. Der Rechtsverteidiger hat eine gute Trainingseinheit hinter sich – und große Vorfreude auf das Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern am Samstag (18.30 Uhr/Sky). „Ich habe schon gegen Bayern gespielt, aber ohne Fans“, sagt der Belgier. „Jetzt hoffe ich, dass ich das Spiel mit Fans erleben kann. Es wäre toll, wenn mindestens 25.000 Zuschauer da wären.“
Ob Meuniers Wunsch in Erfüllung gehen kann, ist aktuell noch alles andere als klar. Ziemlich sicher ist nur: Die 67.000 Zuschauer, die für das Topspiel mal angepeilt waren, wird es nicht geben, wegen der anhaltenden Corona-Pandemie kommen neue Einschränkungen. Bei den Schwarz-Gelben, die den Verkauf von Tickets längst in Gang gesetzt haben, stellt man sich auf rund 27.000 Zuschauer ein – was sich etwa mit jenen 20 bis 30 Prozent Auslastung deckt, von denen am Dienstag aus der Staatskanzlei Düsseldorf zu hören ist.
Auch nach einer Videoschalte der Regierungschefs der Bundesländer mit der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz am Nachmittag bleibt vieles ungewiss. Klar ist, dass alle Beteiligten Verschärfungen wollen – weniger klar ist, wie die aussehen sollen.
Köln als abschreckendes Beispiel
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst kündigt zwar Zuschauer-Einschränkungen an, nennt aber keine Details. Am Mittwoch werde das Kabinett beraten, dann werde Wüst den Landtag unterrichten – und nach einer weiteren Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag könnten die Beschlüsse umgesetzt werden. „Solche Bilder wie in Köln darf es und wird es nicht mehr geben“, sagt Wüst. „Wir werden entsprechende Beschlüsse auch für Nordrhein-Westfalen umsetzen.“
Beim Derby des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach hatte das zuständige Gesundheitsamt eine Vollauslastung mit 50.000 Zuschauern genehmigt. Die Bilder von dicht an dicht gedrängten Menschen in Zeiten rapide ansteigender Inzidenzen und volllaufender Kliniken hatten deutschlandweit Empörung ausgelöst – auch wenn FC-Trainer Steffen Baumgart seinen Klub zu Unrecht an den Pranger gestellt sah: „Ich habe das Gefühl, dass wir im Fußball immer gerne als Sündenböcke hingestellt werden“, sagte der 49-Jährige. „Da sind ganz andere in der Verantwortung, die seit zwei Jahren die Möglichkeit haben, klar zu agieren, und das tun sie nicht.“
Ministerpräsidenten positionieren sich
Doch die Bilder aus Köln haben offensichtlich beigetragen zur harten Haltung mancher Entscheider, die nun Geisterspiele fordern: „Man kann davon ausgehen, dass die Bundesliga ohne Zuschauer weiterspielen soll. Das ist eine richtige Entscheidung“, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Es gebe zwar noch „unterschiedliche Ansätze“, berichtet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), doch alle bei der Bund-Länder-Runde seien sich einig gewesen, „dass im Fußball etwas passieren muss“. Söder will „bis zum Jahresende in den Profiligen ohne Zuschauer auskommen“. Sollte es keine bundeseinheitliche Regelung geben, würde man „in Bayern einen Alleingang“ machen.
Das beträfe auch das Spiel des VfL Bochum beim FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Baden-Württemberg sprach sich ebenfalls schon für Geisterspiele aus. Hamburg, wohin Zweitligist Schalke 04 im Dezember zweimal zu Auswärtsspielen reist (am Samstag zu St. Pauli, am 18. Dezember zum HSV), werde sich einer „bundeseinheitlichen Regelung anschließen“, erklärte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).