Wolfsburg/Eriwan. Auf der Reise nach Armenien fehlen viele bekannte Nationalspieler. Eine Chance für die neuen Gesichter beim DFB. Wir stellen sie vor.

Eigentlich zählen Nationalspieler zu den Persönlichkeiten des Landes, die sich von der Öffentlichkeit abschotten müssen, um Privatsphäre zu erleben. Doch wenn man die deutsche Reisegruppe zum letzten WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Armenien (18 Uhr/RTL) einmal durchgeht, dann finden sich dort auch Fußballer, die vermutlich in vielen deutschen Einkaufsstraßen relativ unbemerkt bummeln könnten.

Zum einen möchte Bundestrainer Hansi Flick neue Spieler an Deutschlands fußballerische Hochbegabten-Auswahl heranführen. Zum anderen fehlen beim Jahresabschluss in der Kaukasusregion viele bekannte Gesichter, nur 19 Profis stehen Flick zur Verfügung. Kopfschmerzen muss dies nicht bereiten, für die Winter-Weltmeisterschaft in Katar im kommenden Jahr hat sich der Deutsche Fußball-Bund bereits qualifiziert. Und „die Mannschaft, die da ist, hat unser absolutes Vertrauen verdient“, betont der Bundestrainer. „Es kann auch bei einem Turnier passieren, dass der ein oder andere gesperrt oder angeschlagen fehlt. Deswegen sind Alternativen wichtig.“

Außerdem tummeln sich im Kader weiterhin genügend Etablierte. Marc-André ter Stegen wird Kapitän Manuel Neuer im Tor vertreten. Thomas Müller trägt die Kapitänsbinde. Ilkay Gündogan ersetzt erneut Joshua Kimmich. Aber wer sind die Spieler, die bislang selten im Rampenlicht des DFB standen? Wir stellen sie vor.

Christian Günter (28, vier Länderspiele): Es sei eine besondere Erfahrung gewesen, berichtet Christian Günter am Samstag, zum ersten Mal in der deutschen Startelf zu stehen, die Nationalhymne zu singen. Beim 9:0 gegen Liechtenstein begann der 28-Jährige als Linksverteidiger. Gut möglich, dass am Sonntag in Armenien sein zweiter Startelf-Einsatz hinzukommt. „Für mich gilt es, mich der Konkurrenzsituation zu stellen. Hansi Flick die Entscheidung schwer zu machen“, sagt er.

Traditionalisten dürften beim Blick auf Günters Karriere ins Schwärmen geraten. 2012 schaffte er beim SC Freiburg den Sprung zu den Profis. Den Verein hat er nie verlassen, mittlerweile ist er Bundesliga-Rekordspieler des Klubs (235 Einsätze), führt die Mannschaft als Kapitän an und hat maßgeblichen Anteil an den in dieser Saison herausragenden Leistungen der Freiburger.

Christian Günter vom SC Freiburg im Training der Nationalmannschaft.
Christian Günter vom SC Freiburg im Training der Nationalmannschaft. © AFP

David Raum (23, zwei Länderspiele): Den vergangenen Sommer dürfte Raum wohl für immer in Erinnerung behalten, mit der U21 triumphierte er bei der Europameisterschaft, anschließend begann für ihn eine neue Herausforderung bei der TSG Hoffenheim, nachdem er zuvor 15 Jahre bei der Spielvereinigung Greuther Fürth spielte. Ende August meldete sich schließlich Hansi Flick, was so überraschend kam, dass Raum den unbekannten Anrufer zweimal wegdrückte. Nun darf sich der Linksverteidiger also tatsächlich Nationalspieler nennen – und muss dort gegen Günter um Einsatzzeit kämpfen.

Nationalspieler David Raum (vorne) im Training.
Nationalspieler David Raum (vorne) im Training. © dpa

Lukas Nmecha kann Sehnsüchte beim DFB stillen

Lukas Nmecha (22, ein Länderspiel): Dafür, dass Lukas Nmecha bislang keine großen Fußballspuren beim DFB hinterlassen hat, wurde in Wolfsburg erstaunlich oft über ihn geredet, was zum Teil an seiner eigenen Größe liegt. 1,85 Meter misst Nmecha, dadurch hat er eine beachtliche Kopfballstärke entwickelt, immerhin vier Bundesligatore hat er in dieser Spielzeit erzielt. Der Angreifer könnte dadurch die Sehnsüchte nach einem deutschen Mittelstürmer stillen. Nmecha komme dem Idealbild des Stürmers nahe, sagte Thomas Müller bei einem dieser vielen Gespräche über Nmecha.

Nationalspieler Lukas Nmecha (rechts) während des Spiels gegen Liechtenstein.
Nationalspieler Lukas Nmecha (rechts) während des Spiels gegen Liechtenstein. © AFP

Maximilian Arnold (27, zwei Länderspiele): Moment, dürften einige Experten bemerken, Maximilian Arnold zählt doch beim VfL Wolfsburg eigentlich zu den gestandenen Persönlichkeiten der Bundesliga. Manche würden ihn sogar als einen der besten Mittelfeldspieler der Liga bezeichnen. Nur bei der deutschen Nationalmannschaft spielte er bislang trotzdem keine Rolle, sieht man von der einen Berufung im Jahr 2014 ab. Diesmal wurde er nur nachnominiert, weil Flick nach dem positiven Corona-Test von Niklas Süle und den vier zusätzlichen Quarantäne-Ausfällen dringend Spieler benötigte. Leicht wird es für Arnold daher nicht, ein fester Bestandteil zu werden.

Maximilian Arnold während des Länderspiels gegen Liechtenstein.
Maximilian Arnold während des Länderspiels gegen Liechtenstein. © firo

Ridle Baku erzielte sein erstes DFB-Tor

Ridle Baku (23, zwei Länderspiele): Gegen Liechtenstein pinselte Baku ein Tor so schön wie ein Kunstwerk, sein erster Länderspieltreffer. Er habe "sehr viel Druck gemacht, von daher hat sich sein Einsatz schon gelohnt", lobte Hansi Flick. Baku verfügt in der Offensive über Fähigkeiten, für die Fans ein Stadion besuchen. Und der Bundestrainer traut dem Wolfsburger einiges zu, am Donnerstag stand Baku daher in der Startelf.

In Armenien kehrt allerdings der zuvor gesperrte Kai Havertz zurück. Gut möglich, dass Baku daher zunächst auf der Bank platznehmen wird. Ein paar Einsatzminuten wird er aber wohl erhalten, um daran zu arbeiten, dass sich in Zukunft mehr Menschen in den deutschen Einkaufsstraßen nach ihm umdrehen.

Ridle Baku während des Länderspiels gegen Liechtenstein.
Ridle Baku während des Länderspiels gegen Liechtenstein. © dpa