Wolfsburg. Das Sportliche spielt beim DFB in den kommenden Tagen fast eine Nebenrolle. Im Fokus sind etwa Joshua Kommich und Ex-Bundestrainer Löw.
Am Montag durften Deutschlands Fußball-Nationalspieler das machen, was Bundestrainer Hansi Flick ansonsten nie von ihnen auf dem Spielfeld sehen will: Sie durften sich Zeit lassen. Bis 19.30 Uhr sollten sich die besten Kicker des Landes ganz gemütlich im herausgeputzten Ritz Carlton Hotel in Wolfsburg einfinden, um bei einem auf Neu-Deutsch „Get together“ die Wolfsburg-Woche einzuleiten. Die theoretischen Höhepunkte dieser Länderspieltage: die beiden abschließenden WM-Qualifikationsspiele am Donnerstag in der VW-Arena gegen Liechtenstein (20.45 Uhr) und am Sonntag in Armenien (18 Uhr/MEZ, beide bei RTL).
Ganz praktisch geht es in diesen Tagen in der Autostadt nach der ohnehin feststehenden WM-Qualifikation um sehr viel – nur nicht wirklich um Fußball. Da wäre natürlich zum einen der Fall Joshua Kimmichs, der erstmals seit seiner Erklärung, sich zunächst einmal nicht impfen zu lassen, auf seine DFB-Kollegen trifft. Sorgen, dass ihn diese wie einen „Schwerverbrecher behandeln“ braucht sich der Bayern-Profi nicht zu machen, wie Freiburgs Christian Günther dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ versicherte. „Wir reden immer davon, dass es keine Impfpflicht gibt. Aber wenn dann jemand Zweifel äußert, wird er an den Pranger gestellt. Das finde ich nicht gut.“
Joachim Löw wird in Wolfsburg verabschiedet
Überhaupt nicht gut findet auch Bundestrainer Hansi Flick die aufgeheizte Debatte, genauso wenig wie aber auch die Entscheidung Kimmichs. Er wolle nun noch einmal in Ruhe mit seinem Führungsspieler das Gespräch suchen. „Ich selber bin geimpft und bin ein Befürworter der Impfung“, stellte Flick kurz vor der Anreise und dem angekündigten Vieraugengespräch klar.
Trotz einer eindrucksvollen Startbilanz mit fünf Siegen und 18:1 Toren muss der neue Bundestrainer in dieser Wolfsburg-Woche neben Kimmich auch seinem Vorgänger Joachim Löw noch einmal den Vortritt im grellen Scheinwerferlicht lassen – und macht das zumindest in Löws Fall auch sehr gerne. „Er ist der beste Bundestrainer, den wir hatten“, sagte Flick, der sich auf den geplanten Löw-Abschied am Donnerstagabend im Stadion freut: „Wir wollen ihn mit einem Fußball-Fest gebührend verabschieden. Das hat er verdient.“ Eine ganze Reihe von weiteren 2014-Weltmeistern wie Miroslav Klose, Sami Khedira, Lukas Podolski und Per Mertesacker wird ebenfalls dabei sein. Organisiert wurde dieses letzte „Jogi-Tschüs“ von Benedikt Höwedes, der seit Sommer als Trainee im Teammanagement des DFBs arbeitet.
DFB-Neuling Lukas Nmecha von Nominierung geschockt
Wenn Löw am Donnerstagabend die wahrscheinlich ausverkaufte VW-Arena durch einen Spalier betritt, dürfte auch Lukas Nmecha aus nächster Nähe große Augen machen. Als Löw, Klose, Khedira und Co 2014 Weltmeister wurden, war der gebürtige Hamburger 15 Jahre alt und konnte sich wahrscheinlich genauso wenig vorstellen, eines Tages selbst für die DFB-Auswahl aufzulaufen wie sogar noch vor einer Woche. Als Flick ihn in der vergangenen Woche angerufen habe, sei das „ein bisschen ein Schock“ für ihn gewesen, verriet Neuling Nmecha. „Ich versuche, auf dem Boden zu bleiben“, sagte der Torjäger, der seine Worte bei der Anreise wörtlich in die Tat umsetzten konnte.
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Denn im Gegensatz zu manch anderem Nationalmannschaftskollegen brauchte Nmecha bei der Anreise ins Ritz Carlton kein Flugzeug besteigen. Ein Fahrrad hätte es sogar auch getan. „Ich kann ganz entspannt ins Hotel gehen“, sagte der Stürmer, der seit dieser Saison in Wolfsburg spielt und lebt.
Auch den Weg zu Trainingsplatz D vom VfL Wolfsburg, auf dem sich die Nationalmannschaft in den kommenden Tagen fit hält, dürfte Nmecha seinen neuen Kollegen zeigen können. Denn ein ganz kleines bisschen Fußball soll dann in dieser Wolfsburg-Woche eben doch gespielt werden.