Doha/Nyon. Eine WM alle zwei Jahre? Funktionäre sorgen sich um die Wertigkeit der Europameisterschaft. Auch in Deutschland mehrt sich die Kritik.
Giovanni Infantino spricht an diesem Tag nicht selbst, dafür hat der Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa große Prominenz aufgefahren: Ronaldo, der brasilianische Altstar, ist in die katarische Hauptstadt Doha gekommen, Peter Schmeichel ebenso, auch Arsene Wenger. Und sie liefern die gewünschte Unterstützung für den Plan des Fifa-Bosses, die Fußball-Weltmeisterschaft künftig alle zwei statt alle vier Jahre auszutragen. „Eine WM ist immer großartig“, sagt Ronaldo. „Wir wollen mehr davon. Die Fans wollen mehr Show.“
Mehr Weltmeisterschaften bedeuten mehr Geld
Infantinos Kalkül ist einfach: Die Weltmeisterschaften sind die wichtigste Geldquelle für die Fifa, mehr Weltmeisterschaften bedeuten mehr Geld. Und weil gerade kleine Verbände auf mehr Chancen zur WM-Qualifikation spekulieren, melden sich vor allem aus afrikanischen und asiatischen Verbänden Unterstützer zu Wort. Bis Ende des Jahres soll eine Entscheidung erfolgen.
Den größten Widerstand gibt es aus Europa. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin droht sogar mit Boykott: „Wir können entscheiden, nicht teilzunehmen“, sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union in einem Interview der britischen „Times“. Die Uefa bangt um die Wertigkeit ihrer Europameisterschaft, die europäischen Klubs bangen um ihre Spieler. Sie stellen die meisten Topstars und fürchten eine noch größere Belastung. Die Zusammenschlüsse der Ligen in Europa (European Leagues) und weltweit (World Leagues Forum) haben sich klar gegen die Änderungen positioniert.
Debatte auch um Financial Fairplay
Auch aus Deutschland kommt Kritik: „Man will mehr Geld durch noch mehr Wettbewerbe machen. Dadurch versucht man aber nur, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben“, sagte Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern, beim Branchentreffen Spobis in Düsseldorf.
Mit Sorge blicken die Ligavertreter aber auch auf die Uefa, die sich anschickt, das Financial Fairplay aufzuweichen – also jene Regeln, die verhindern, dass Investoren unbegrenzt Geld in Klubs pumpen. „Das wäre Wahnsinn“, sagt Axel Hellmann, Präsident von Eintracht Frankfurt. „Die Auswirkungen würden wir überall spüren, bis hin zu den Nachwuchsleistungszentren.“ Auch das dürfte in den kommenden Monaten debattiert werden. (sing)