Hiroshima. Ein Besuch des IOC-Präsidenten Thomas Bach in der Stadt Hiroshima löst Kritik aus. Gegner des Besuchs sammelten über 70.000 Stimmen.
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, hat vor den Olympischen Spielen der Stadt Hiroshima einen umstrittenen Besuch abgestattet. Am ersten Tag des Olympischen Friedens legte Bach am Freitag an der Gedenkstätte im Friedenspark einen Kranz nieder und hielt eine Schweigeminute.
Hiroshima war zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von einer amerikanischen Atombombe zerstört worden. Die Olympischen Sommerspiele in Tokio werden am 23. Juli eröffnet. Viele Japaner sind frustriert, wie das IOC trotz der Corona-Pandemie und breiter Ablehnung im Volk die Spiele durchzieht.
Vorwurf: Bach missbraucht Stadt als Botschafter
Eine Bürgergruppe hatte Bach vorgeworfen, Hiroshimas Rolle als Botschafter des Weltfriedens zu missbrauchen und die Regierung zur Absage des Besuchs aufgefordert. Eine Online-Petition gegen Bachs Besuch wurde bis Freitag von mehr als 70. 000 Menschen unterzeichnet. Dass die Spiele trotz der Pandemie abgehalten würden, sei eine „Missachtung der Gesundheit und des Lebens der Menschen und zeigt, dass die Spiele kein "Fest des Friedens" sind“, heißt es darin.
Bach hatte seinen umstrittenen Besuch in Hiroshima dagegen verteidigt. „Wir haben nichts mit Politik zu tun, wir werden diesen Besuch nicht politisieren“, versicherte der 67-jährige Deutsche. Er wolle mit seinem Besuch den ersten Tag des Olympischen Friedens würdigen und knüpfe an eine 3000 Jahre alte Tradition an, sagte Bach.
Atombombe auf Hiroshima forderte zehntausende Tote
Im Friedenspark stand auch ein Besuch im Museum, das die Auswirkungen des Atomwaffeneinsatzes dokumentiert, auf dem Programm. Begleitet wurde der IOC-Chef von Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto. Zeitgleich wollte der Chef der Koordinierungskommission des IOC, John Coates, nach Nagasaki im Süden Japans reisen und das dortige Atombombenmuseum und die Friedens-Gedächtnishalle besuchen.
Von den damals 350.000 Bewohnern Hiroshimas waren beim Abwurf der amerikanischen Atombombe am 6. August 1945 auf einen Schlag schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen ums Leben gekommen; bis Ende Dezember 1945 lag die Zahl schon bei 140.000. Drei Tage nach Hiroshima zündeten die USA eine zweite Atombombe über Nagasaki im Süden. Bis zum Dezember 1945 starben dort weitere 70.000 Menschen. Kurz danach kapitulierte das japanische Kaiserreich. Hiroshima ist heute eine Großstadt und weltweites Symbol für Krieg - und Frieden. (dpa)