Rom. Der Traum vom ersten englischen EM-Titel geht weiter. Nach dem 4:0 gegen die Ukraine stehen die Three Lions im Halbfinale.

England's coming home: Angeführt vom wieder treffsicheren Kapitän Harry Kane kehren die Three Lions in ihr Wohnzimmer Wembley zurück und dürfen weiter vom ersten Titel seit 55 Jahren träumen. Die Hochbegabten aus dem Fußball-Mutterland überzeugten im EM-Viertelfinale in Rom gegen das Überraschungsteam Ukraine mit einem 4:0 (1:0) und stehen erst zum dritten Mal nach 1968 und 1996 unter den besten Vier bei einer EURO.

Nach dem höchsten Sieg in der englischen EM-Geschichte ist in London am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr) Dänemark der Gegner auf dem Weg ins Endspiel. Torjäger Kane war mit einem Doppelpack (4./50.) der Matchwinner für den Weltmeister von 1966, der im Achtelfinale die deutsche Mannschaft ausgeschaltet hatte. Zudem trafen Harry Maguire (46.) und Jordan Henderson (63.). Für das Team der weitgehend Namenlosen aus der Ukraine endete die Reise wie bei der WM 2006 in Deutschland in der Runde der letzten Acht. 

„Wir werden alles dafür tun, nach Wembley zurückzukehren“, hatte Englands Teammanager Gareth Southgate versprochen: „Jetzt haben die Jungs wieder die Chance, etwas Historisches zu schaffen.“ Vier Tage nach dem 2:0-Triumph gegen die deutsche Mannschaft hatte der Coach erstmals Jadon Sancho in die Startelf gestellt, der seit Donnerstag ein Ex-Dortmunder ist. Für 85 Millionen Euro plus Boni wechselt der 21-Jährige zu Manchester United.

England dreht nach der Pause auf

An der frühen Führung war der insgesamt unauffällige Sancho nicht beteiligt - Sterling, sein Pendant auf der linken Seite, bereitete den zweiten Turniertreffer von Kane genial vor. Danach zogen sich die Engländer zurück. Anders als gegen Deutschland setzte Southgate wieder auf eine Viererkette, die bislang noch nicht überwundene englische Abwehr wirkte nicht immer sattelfest - vor allem wenn Roman Jaremtschuk anzog.

Interessant wurde es in Englands Offensive zunächst nur, wenn Sterling Tempo ins Spiel brachte. Bis zur Pause sprang lediglich ein Distanzschuss von Declan Rice (33.) heraus. Erst danach drehten die Three Lions auf: Nur 55 Sekunden nach Wiederbeginn bediente Luke Shaw Maguire mit einem Freistoß mustergültig. Auch bei Kanes zweitem Treffer - dem 37. Tor im 59. Länderspiel - war der Linksverteidiger der Vorbereiter.  

Unter besonderer Beobachtung stand Schiedsrichter Felix Brych. Der Münchner pfiff bereits sein viertes Spiel bei diesem Turnier - allerdings als Deutscher kurz nach dem DFB-Aus in Wembley für viele englische Fans vorbelastet. Brych hatte keine Probleme und leitete die Partie souverän.

Ukraine enttäuschend

Die englischen Anhänger beherrschten das Bild im Stadio Olimpico - trotz deutlich strengerer Kontrollen und einer vorgeschriebenen fünftägigen Quarantäne für Einreisende aus Großbritannien. Offiziell durften nur Fans ins Stadion, die nicht innerhalb der vergangenen Tage angereist waren. Die UEFA hatte extra den Ticketverkauf gestoppt und bereits verkaufte Karten gesperrt.

Seine Spieler müssten „das Spiel ihres Lebens machen“, hatte Ukraines Coach Andrej Schewtschenko erklärt. Davon war der Außenseiter weit entfernt. In der wenig unterhaltsamen ersten Halbzeit gelang noch der eine oder andere Nadelstich - doch nach fünf Minuten der zweiten Hälfte war das Spiel gelaufen. (sid)