Baku. Nach dem Sieg gegen die Türkei darf die Schweiz als Gruppendritter weiter auf das Achtelfinale hoffen. Shaqiri trifft doppelt.
Kunstschütze Xherdan Shaqiri hat die Schweiz im Schicksalsspiel zum erlösenden ersten Sieg bei der Fußball-EM geführt und damit die Chance auf das Achtelfinale gewahrt. Im von Nationaltrainer Vladimir Petkovic zum „Spiel der letzten Chance“ deklarierten Duell um Platz drei in der Gruppe A mit der Türkei leistete der frühere Bayern-Star mit einem Doppelpack seinen Beitrag zum 3:1 (2:0) der Eidgenossen - und zeigte nach enttäuschendem Auftakt eine überragende Leistung.
Die Schweizer müssen nun auf Schützenhilfe hoffen, um als einer der vier besten Gruppendritten den Sprung unter die besten 16 Teams zu schaffen. Der frühere Frankfurter Haris Seferovic (6.) und Shaqiri (26./68.), der unter anderem ein Traumtor aus 20 Metern erzielte, sorgten zwar für etwas Erleichterung, doch die „Nati“ ließ einen höheren Erfolg für den direkten Achtelfinal-Einzug leichtfertig liegen. Für die Türken, für die Irfan Can Kahveci (62.) traf, ist das Turnier dagegen nach drei uninspirierten Auftritten beendet.
Schweiz spielt dominant - und hat damit Erfolg
In einem emotionalen Brief an die Schweizer Bevölkerung hatte der angezählte Petkovic am Samstag nochmals verzweifelt um Unterstützung gebeten. Der Druck war nach den enttäuschenden Auftritten gegen Wales (1:1) und Italien (0:3) gestiegen, in einigen Medien war gar davon die Rede, dass die Ära von Petkovic und der als „goldene Generation“ gefeierten Mannschaft am Ausgang dieser Partie gemessen werde.
Und die Eidgenossen zeigten zu Beginn gleich, dass sie die Bedeutung der Partie durchaus verstanden hatten. Vor Tausenden türkischen Anhängern in Baku erwischte Petkovics Team einen perfekten Start: Mit seinem ersten Abschluss erzielte Seferovic per Flachschuss umgehend die Führung und sorgte damit spürbar für Sicherheit.
Die Schweiz agierte deutlich dominanter als zuletzt und deutete mehrmals ihr zweifelsohne vorhandenes Potenzial an. Vor allem Shaqiri stellte erstmals bei diesem Turnier seine Qualitäten unter Beweis - etwa bei seinem sehenswerten Treffer aus 20 Metern oder der großen Chance kurz darauf, als der frühere Bayern-Star nach einem Sololauf nur am türkischen Schlussmann Ugurcan Cakir scheiterte (28.).
Sieg hätte noch höher ausfallen können
Auf der anderen Seite konnten sich die Schweizer auf Torhüter Yann Sommer verlassen, der rechtzeitig nach der Geburt seiner zweiten Tochter zurückgekehrt war. Der Gladbacher parierte erst einen Abschluss von Kaan Ayhan (4.), danach reagierte er bei den Versuchen von Mert Müldür (16./33./43.) gleich mehrmals stark.
Müldür, einer von drei Neuen im Team des türkischen Nationaltrainers Senol Günes, brachte durchaus Schwung in die ansonsten so harmlose Offensive der Türkei. Doch spielerisch blieb die „Milli Takim“ auch gegen die Schweiz hinter den Erwartungen zurück. Vor der Partie war in der Heimat bereits heftige Kritik auf Günes eingeprasselt und die Hoffnung nur gering. Die Stimmung in Baku kippte mit zunehmender Spieldauer, Pfiffe der türkischen Fans gegen die eigene Mannschaft wurden immer lauter.
Die Schweizer spielten mit der Führung im Rücken auch nach der Pause zunächst munter weiter nach vorne - immer wieder über Antreiber Shaqiri, der die Entscheidung zunächst verpasste (57.). Auch Steven Zuber, Breel Embolo (52.) und Seferovic (60.) ließen gute Möglichkeiten zum dritten Treffer leichtfertig aus. Nach Kahcevis Anschlusstor aber schlug Shaqiri noch einmal zu und sorgte für klare Verhältnisse. (sid)