Essen/Frankfurt. In der DFB-Krise will Vizepräsident Rainer Koch an seinem Amt festhalten. Kritischen Fragen im ZDF-Sportstudio weicht er jedoch aus.
Zwischenzeitlich geriet Rainer Koch gewaltig ins Schwimmen, machte aber eins immer wieder deutlich: Seinen Posten aufgeben will er nicht. Der Erste Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes war am Samstagabend zu Gast im ZDF-Sportstudio, um die vielen Wirren rund um den Verband zu entwirren, um Stellung zu beziehen im Machtkampf, der seit Monaten im DFB tobt – mit Präsident Fritz Keller auf der einen und Koch sowie Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge auf der anderen.
Landesfürsten des DFB wollen Amtsenthebung Kellers
In den zurückliegenden Tagen war der Konflikt mächtig eskaliert: Keller hatte Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglichen, die Konferenz der Regional- und Landesverbände hatte daraufhin Keller das Vertrauen entzogen und seinen Rücktritt gefordert. Diese Forderung hatten die Landesfürsten am Freitag noch einmal erneuert und eine Vorstandssitzung angeregt, bei der Keller seines Amtes enthoben werden sollte.
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Zu versöhnlichen Gesten gegenüber Keller ist Koch nicht bereit: „Ich bin seit 32 Jahren Berufsrichter und habe eine ganz persönliche Betroffenheit“, sagte er. Freisler sei ein Blutrichter gewesen, der Tausende von Menschen in den Tod geschickt habe. „Deswegen habe ich die Entschuldigung entgegengenommen, aber es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden, wie das insgesamt mit Blick auf den DFB zu sehen ist.“
Rainer Koch: Profilager zahlt Solidarbeiträge nicht
Dass Koch einen Abgang des aktuellen Präsidenten wünscht, ließ er aber mehrfach erkennen. Die Lösung, die man 2019 gefunden habe, mit neuer Struktur und Keller als Präsident, sei gescheitert, sagte Koch. Das in der deutschen Fußball-Liga organisierte Profilager, das auch im DFB-Präsidium und -Vorstand vertreten ist, ging Koch scharf an: „Die Menschen erwarten, dass Solidarität geübt wird“, sagte er. „Wir helfen seit einem Jahr dem Profifußball, dass er spielen darf, aber es ist noch immer kein Cent an Solidarbeiträgen für die Amateure geflossen. Es dürfen nicht permanent die Leute attackiert werden, die sich für die Amateure verwenden.“
Als Stimme und Sachwalter der Amateure – so sieht sich Koch im Machtkampf an der DFB-Spitze. An einen Rücktritt, der einen kompletten Neuanfang ermöglichen könnte, denkt er nicht: „Es geht jetzt nicht darum, einen Kopf nach dem anderen rollen zu lassen“, sagte er. „Jeder muss sich in seinem Bereich entsprechend aufstellen, dann müssen wir uns wechselseitig respektieren und vor allem anerkennen, worum es für Fußball-Deutschland jetzt geht.“
Koch will einen "Grundlagenvertrag"
Koch betonte, die Landesverbände hätten ihm das Vertrauen ausgesprochen, deshalb werde er weitermachen. Es gehe jetzt um Sachthemen, um die bevorstehende EM, um „Finanzfragen“ und „einen Grundlagenvertrag, damit der Amateurfußball besser da steht“.
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Als es aber um das undurchsichtige, dafür aber üppig dotierte Wirken des Kommunikationsberaters Kurt Diekmann für den DFB ging, konnte oder wollte Koch wenig Erhellendes beitragen. „Die handelnden Personen wissen alle, wofür Kurt Diekmann sein Honorar bekommen hat“, sagte Koch und erklärte, es sei darum gegangen, die Auseinandersetzung und Vertragsauflösung mit dem Vermarkter Infront kommunikativ zu begleiten. Dabei, so Koch, sei ein großer wirtschaftlicher Erfolg für den DFB herausgekommen, zu dem auch Diekmann beigetragen habe.
Wirbel um angebliche Mail Diekmanns
Koch steht in dieser Angelegenheit auch deswegen so unter Druck, weil er mit dem Kommunikationsberater schon sehr viel länger verbandelt sein soll. Fragen dazu wich der DFB-Vizepräsident aber aus. Zu einer Mail Diekmanns, die einen sehr vertraulichen Ton belegte und den damaligen Präsidenten Reinhard Grindel verspottete, erklärte Koch, dass er diese nie erhalten und sie überdies aus gehacktem Material stamme. Weiter ausführen wollte er diese Vorwürfe jedoch nicht.