Leipzig. Der Bundesliga-Hammer ist so gut wie perfekt. Julian Nagelsmann wechselt nach Infos dieser Redaktion zum FC Bayern. Das sind die Details.
Die Würfel sind gefallen. Es fehlen nur die üblichen Statements, die für die kommenden Stunden erwartet werden. Dann wird es heißen: Einvernehmlich, tolle Zeit, viel Glück – und der FC Bayern bekommt seinen Wunschtrainer, und RB Leipzig verliert seinen. Kurzum: Julian Nagelsmann wechselt die Seiten.
Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt verlässt der 33-Jährige nach Ende dieser Saison den Klub vom Cottaweg und tritt beim Rekordmeister die Nachfolge von Hansi Flick an, der kürzlich um Auflösung seines Vertrages gebeten hatte. Das erfuhr diese Zeitung aus RB-Kreisen, die mit dem Vorgang vertraut sind. Eine Überraschung ist es nicht. Trotzdem löst der Wechsel Erstaunen aus, denn Nagelsmann hat eigentlich Vertrag bis 2023 und besitzt keine Ausstiegsklausel. RB hätte ihn also nicht ziehenlassen müssen.
Julian Nagelsmann: Bayern bezahlt 20 Millionen Euro
Dass der Tabellenzweite es dennoch tut, begründet man gegenüber dieser Zeitung zum einen mit dem Wechselwunsch des Trainers, dem man sich nicht habe entgegenstellen wollen. Und weiter heißt es, man verschenke den Coach ja nicht, sondern lasse sich die zwei noch gültigen Vertragsjahre in einem Umfang bezahlen, dass man damit das Pandemie-Loch in der Kasse stopfen könne.
Die hatte RB freilich mal mit ca. 30 Millionen Euro beziffert. Nagelsmann wird nach Informationen dieser Zeitung aber nur eine Summe von etwas über 20 Millionen Euro einbringen. Doch was heißt nur?! Noch nie in der Geschichte des Fußballs wurde derart viel Geld für einen Übungsleiter bezahlt.
Wie der Klubweltmeister die Weltrekordsumme gegenfinanzieren will, ist allerdings noch nicht geklärt. Der FC Bayern würde einen Teil der Summe gern über Flicks vorzeitige Vertragsauflösung abwickeln, der ja ebenfalls noch bis 2023 gebunden ist. Karl-Heinz Rummenigge hat am Wochenende bereits angedeutet, dass man den Sextuple-Coach jedenfalls nicht zum Nulltarif gehen lassen wird. „Eines muss klar sein“, sagte der Vorstandschef. „Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist.“
Nagelsmann soll acht Millionen Euro pro Jahr verdienen
Wer die Parteien sind, kann man sich ausmalen. Der Trainer natürlich, der an die acht Millionen Euro im Jahr verdienen soll. Und der Deutsche Fußballbund, der den früheren Assistenten des scheidenden Bundestrainers Joachim Löw gern als dessen Nachfolger installieren würde. Die Krux an der Sache: Der DFB will keine Ablöse zahlen. Verbandsvize Dr. Rainer Koch hatte dies bereits am Wochenende mit einem Verweis auf gängige Praxis und moralischen Bedenken ausgeschlossen.
Bliebe nur noch, dass Flick eine Art Vertragsstrafe zahlt, die ihm der DFB auf Umwege erstattet. Letztendlich aber landet das Geld in Leipzig, wo man trotzdem nicht der große Gewinner der Domino-Veranstaltung ist. Sondern das ganze Gegenteil.
Reichlich ohne Not veräußern die Sachsen nämlich ihren wertvollsten Angestellten, mit dem der aktuelle Tabellenzweite kommende Saison gute Chancen gehabt hätte, in drittem Trainerjahr die Meisterschaft ernsthaft anzupeilen. Ein Rivale wie der FC Bayern ohne 1-A-Trainerlösung wäre jedenfalls angreifbar gewesen.
RB Leipzig: Umbruch nimmt riesige Dimensionen an
So aber: Geht der Branchenprimus mit seinem neuen Coach mal wieder als Topfavorit in die kommende Saison, während man bei RB schauen muss, ob man überhaupt den Anschluss halten kann. Als Nachfolger ist der US-Amerikaner Jesse Marsch im Gespräch, dessen Erfahrung sich aus zweieinhalb Jahre Red Bull New York, einem Lehrjahr unter Ralf Rangnick in Leipzig und zwei Jahren Red Bull Salzburg zusammensetzt.
Ganz nebenbei nimmt aber auch der als „klein“ angedachte Umbruch (Mintzlaff) plötzlich riesige Dimensionen an. Dayot Upamecano ist bereits weg, er geht mit Nagelsmann zu den Bayern. Sein Innenverteidiger-Kollege Ibrahima Konaté liebäugelt mit einem Wechsel zum FC Liverpool, angeblich ist man sich bereits handelseinig. Dazu kommen Spieler wie Kapitän Marcel Sabitzer (Vertrag bis 2022), der seine Zukunft ein Stück weit an die des Trainers gekoppelt hat. Dasselbe gilt für den spanischen Nationalspieler Dani Olmo, der sich Winter 2020 allein wegen Nagelsmann auf einen Wechsel nach Leipzig eingelassen hat.
Den Deal damals hatte übrigens Markus Krösche eingefädelt, der im Sommer ebenfalls Geschichte bei RB sein wird. Der Sportdirektor konnte sich mit dem Klub nicht auf eine vorzeitige Verlängerung seines 2022 laufenden Vertrages einigen und verlässt deshalb ebenfalls wie Nagelsmann nach nur zwei Jahren im „Einvernehmen“ den Klub. Was man davon halten soll, kann man seinem Abschiedsgruß entnehmen. Er ließ einen einzigen Satz ausrichten: „Ich wünsche dem Klub und der Mannschaft alles Gute und bedanke mich für die erfolgreiche gemeinsame Zeit.“