Essen. . Beim Länderspiel gegen Island gab Uli Hoeneß sein Debüt als TV-Experte. Die Erwartungshaltung war groß. Eine TV-Kritik.

RTL war so stolz auf seinen Coup, dass der Sender im Trailer zum Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Island den Experten über die Begegnung hob. RTL hatte sich immerhin ein Denkmal ins Studio gestellt.

Die Erwartungshaltung war groß. Wie würde sich Uli Hoeneß, der Fußball-Weltmeister von 1974, präsentieren? Wer vom ehemaligen Bayern-Boss im Unruhestand Launiges aus der Abteilung Attacke erwartet hatte, sah sich zunächst enttäuscht. Der Mann, der in zünftiger Bierzelt-Atmosphäre oder bei echter Empörung mit hochrotem Kopf und pochender Zornesader zu unterhaltsamer Hochform auflaufen kann, blieb ruhig, beinahe schon blass.

Uli Hoeneß ist nicht nur eine Autorität, er hat sie auch

Selbstverständlich sezierten die Nutzer in den Sozialen Netzwerken beinahe in Echtzeit jedes Verhaspeln, jeden Patzer – „er hat im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft ,wir’ gesagt“! Immerhin bemühte Hoeneß sich um gute Stimmung, er fand für Trainer und Mannschaft warme Worte. Dass er das Mittelfeld mit den beiden Bayern als „Prunkstück“ adelte, mag man dem Mann nachsehen.

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Es stand also ein Denkmal im Studio. Steif, leicht verstaubt – und irgendwie fehl am Platz. Aber lag das an Hoeneß? Viel Raum zur Entfaltung boten ihm die Schnipselgespräche nicht – und dennoch deutete er an, dass er ein Gewinn für diese Fußballabende werden könnte. Hoeneß ist nicht nur eine Autorität, er hat sie auch. So nahm er in wenigen Sätzen Spieler wegen derer Einstellung auf dem Platz während vergangener Länderspiele gründlich auseinander.

Das Problem: Uli Hoeneß wird – so wie man ihn kennt – vermutlich dann zur Hochform auflaufen, wenn es richtig schlecht läuft: Er ist der Mann fürs Debakel, die perfekte 0:6-Besetzung. Insofern wäre es schon ganz gut, wenn der neue Mann bei RTL weiter vornehm blass bleiben könnte.