Düsseldorf. Durch die Fußball-Länderspiele in Europa steigt das Risiko einer Corona-Erkrankung. Beim DFB werden die England-Legionäre separiert.
Normalerweise gilt eine Grüppchenbildung innerhalb einer Mannschaft ja oft als Quell allen Unheils, doch in der Corona-Pandemie müssen viele Grundsätze gedehnt werden. Und so separiert der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine fünf England-Legionäre in den kommenden zwei Wochen ganz bewusst von den anderen Spielern im Düsseldorfer Hotel. Ilkay Gündogan, Timo Werner, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Bernd Leno lassen sich ihr Mittagessen also ohne die Kollegen schmecken.
„Wir wollen kein Risiko eingehen“, meint DFB-Direktor Oliver Bierhoff, obwohl diese Regeln eigentlich nicht mehr nötig sind. Das Vereinigte Königreich, in dem alle fünf Spieler für Premier-League-Klubs auflaufen, wird nicht mehr als Risikogebiet für Virusvarianten eingestuft. Aber „wir werden strengere Regeln von unserer Seite ansetzen“, erklärt Bierhoff.
Die Vereine sind kritisch
Deswegen dürfen sich die England-Profis den Mitspielern nur im Training, bei Besprechungen und während der Partien nähern. „Die Situation ist weiterhin erschwert“, sagt Bierhoff. Das Infektionsrisiko spielt mit, wenn Deutschlands Mannschaft am Donnerstag in Duisburg (20.45 Uhr/RTL) in die Qualifikation für die Winter-WM 2022 in Katar startet. Aber auch bei all den anderen Länderspielen in Europa, die Vereinsverantwortliche im März generell kritisch beäugen, weil sie mitten in einer entscheidenden Saisonphase Verletzungen ihrer Spieler fürchten. Jetzt aber sorgen sie sich auch vor Corona-Infektionen. Im Arbeitsalltag tummeln sich die Profis immer im Kreis derselben Mitspieler, durch die Ausflüge zur Nationalelf kommen jetzt zahlreiche andere Kontakte hinzu.
„Es wird eine sehr ungewisse Zeit werden. Die Vergangenheit zeigt, dass die bisherigen Ansteckungen meistens auf den internationalen Reisen passiert sind“, sagt etwa Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ein Anruf bei Angela Merkel
Reisen in Mutationsgebiete dürfen die Bundesliga-Bosse verhindern, ansonsten herrscht eine Abstellpflicht. Das sorgte sogar dafür, dass laut Medienberichten Polens Premierminister Mateusz Morawiecki zum Telefonhörer gegriffen hat und Bundeskanzlerin Angela Merkel darum bat, Bayerns Weltfußballer Robert Lewandowski doch einen Ausflug nach England zu ermöglichen. Dort tritt Polen am 31. März im Wembleystadion an. Da die Quarantäne-Pflicht für das Vereinigte Königreich nun aber wieder ausgesetzt wurde, darf Lewandowski ohnehin fliegen – und dem FC Bayern im Topspiel in zwei Wochen bei RB Leipzig trotzdem helfen.
Dafür hat der BVB es Thorgan Hazard und Thomas Meunier verboten, für Belgien im Mutationsgebiet Tschechien über den Rasen zu rennen. Bei den übrigen Profis hofft Kehl, „dass sich kein Spieler mit Corona infiziert.“
Die Verantwortlichen der deutschen Nationalmannschaft sind sich der bedrohlichen Lage bewusst. Deswegen sollen die fünf England-Profis im DFB-Team möglichst Abstand halten. Immer aber gehe dies natürlich nicht, meint Bierhoff, „innerhalb der Arbeit mit der Mannschaft muss man sich auch zusammensetzen.“
Fußball wird nun mal nicht in kleinen Gruppen gespielt.