Essen.. Ulrich Homann wurde zum Begleiter und Mentor vieler Kollegen, die später bemerkenswerte Wege gingen. Den Boss wollte er nie spielen. Eine Kolumne.

Zum ersten Mal las ich seinen Namen Ende der 80er-Jahre. Ich bekam ein Buch geschenkt, es hieß: „Als die Ente Amok lief“. Es enthielt Anekdoten aus den ersten zehn Jahren der Bundesliga – ein Buch zum Verschlingen. Ulrich Homann war einer der beiden Autoren. Es folgten viele weitere Werke aus seiner Feder, doch Ulrich Homanns Lebenswerk ist ein anderes: 1987 brachte er den „Reviersport“ auf den Markt – eine Fußballzeitschrift für die Menschen zwischen Hagen und Haltern, zwischen Dortmund und Dinslaken.

Einst Experiment, heute Marke: Was Ulrich Homann und seine Mitstreiter damals als Wagnis empfanden, hat sich längst etabliert. Und trotz Ulrich Homanns oft wiederholten Kalauers, dieses Internet werde sich nicht durchsetzen, hat sich der Reviersport auch digital seinen festen Platz gesichert.

Am Montag wird das erste Heft erscheinen, in dem sein Name im Impressum fehlen wird. Der „Geschäftsführende Redakteur“, verheiratet und Vater von drei Söhnen, geht in den Ruhestand. 67 ist er, und es ist schwer vorstellbar, dass er sich ab sofort nur noch auf die heimische Couch legen wird. Ulrich Homann war immer ein Macher – umtriebig, ideenreich, mutig, leidenschaftlich.

Er stammt aus Essen, genauer: Stoppenberg, und wer den Menschenschlag im Ruhrgebiet kennt, der kommt leicht zu dem Urteil, dass Ulrich Homann ihn verkörpert: Er ist aufrichtig, aufgeschlossen, auch mal direkt – und vor allem: zuverlässig. Ein Wort ist ein Wort, ein Handschlag braucht keinen Vertrag.

Als Junge zog es ihn nach Schalke, in die Glückauf-Kampfbahn. Schon damals: keine leichten Zeiten für Königsblau. Und er trug Zeitungen aus. Kein schlechter Start für eine Karriere in ebendieser Branche. Er probierte vieles aus, dabei auch sich selbst. Er gehörte zu den „Schreibheft“-Herausgebern, sie gaben Nachwuchs­autoren ein Forum. Ein bekannter Kulturkritiker urteilte herablassend, auf diesen Seiten werde „geübt, Literatur zu machen“.

Aber Ulrich Homann ließ sich nicht beirren. Er wurde Verleger, der Klartext-Verlag ist heute ein Begriff. Mit ähnlich forscher Herangehensweise entstand auch der Reviersport. Die erste Idee war eine neue Sonntagszeitung, „und locken wollten wir die Leute mit Sport“. Es blieb dann beim Sport – der Erfolg legte die Spur.

Ulrich Homann wurde zum Ratgeber, Begleiter und Mentor vieler Kollegen, die später bemerkenswerte Wege gingen. Den Boss aber wollte er nie spielen: „Ich habe alle so behandelt, wie ich selber gerne behandelt worden wäre.“

Seine Kommentare sind legendär. Ulrich Homann war stets ein Freund klarer Worte, er behielt eine kritische Distanz gegenüber Machtmenschen und Selbstdarstellern. Und wir wissen: Wenn er das hier liest, wird es ihm ein bisschen peinlich sein. Auch das spricht für ihn. Möge er seinen Ruhestand genießen, verdient hat er ihn allemal.