Köln. Die Handballer des THW Kiel haben zum vierten Mal die Champions League gewonnen. Im Finale wurde der FC Barcelona entzaubert.

Der THW Kiel hat das Finale der Handball-Champions-League gegen den FC Barcelona 33:28 (19:16) gewonnen. Damit holten die Kieler ihren vierten Titel in der Königsklasse des europäischen Vereinshandballs. THW-Trainer Filip Jicha strahlte siegestrunken nach dem großen Triumph: "Ich bin gerade der glücklichste Trainer der Welt!"

Das Final Four in Köln war das nachgeholte Finalturnier der vergangenen Champions-League-Saison, die im März wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Weiter ging es am Montag und Dienstag nur für die damaligen Gruppenersten und -zweiten. Zuletzt hatte die SG Flensburg-Handewitt 2014 als deutsche Mannschaft in der Königsklasse triumphiert, der bis dato letzte Champions-League-Titel des THW lag acht Jahr zurück. Der Deutsche Meister sicherte durch den Sieg eine in Krisenzeiten wertvolle Prämie von 500.000 Euro.

THW Kiel war vor Finale gegen Barcelona nur Außenseiter

Den Kielern war die Motivation nach dem Krimi gegen den ungarischen Serienmeister KC Veszprem anzumerken. Am Montagabend hatten sie sich durch das nervenaufreibende 36:35 nach Verlängerung ins Finale gekämpft. Sie hatten anfangs hoch geführt, zum Ende der regulären Spielzeit gezittert, eine umstrittene Rote Karte gegen Patrick Wiencek verkraftet und am Ende tatsächlich noch gewonnen. Trotz eines ersatzgeschwächten Kaders. Dafür hatten die Nationalspieler Wiencek, Hendrik Pekeler und der norwegische Topstar Sander Sagosen alles gegeben.

Dennoch ging der FC Barcelona als klarer Favorit ins das Finale. Die Spanier hatten die vergangenen 22 Partien in der Königsklasse allesamt sicher gewonnen und sich auch im ersten Halbfinale nahezu mühelos 37:32 gegen Paris St.-Germain durchgesetzt. Für THW-Trainer Filip Jicha war es das Aufeinandertreffen mit dem Klub, bei dem die Kieler Legende 2017 die Spielerkarriere beendet hatte.

Kiels Sagosen schon früh limitiert

Schon in den ersten Minuten zeigte sich, dass es eine spannende Partie werden würde. Beide Teams gingen hochkonzentriert zu Werke, was auch nötig war: Jede kleine Unaufmerksamkeit wurde von der Gegenseite umgehend bestraft. Kiels Sander Sagosen war bereits nach elf Minuten durch seine zweite Zwei-Minuten-Strafe in seiner Gesamt-Rolle limitiert, doch im Angriff war auf den Norweger weiter Verlass. Vier Tore steuerte der Rückraumspieler in den ersten 30 Minuten bei, mehr erzielte nur Niclas Ekberg, fünf seiner sechs Treffer erzielte er eiskalt und ohne Fehlwurf vom Siebenmeter-Punkt. Kiel war phasenweise auf vier Tore davongezogen (13:9 in der 19. Minute), Barcelona glich in der 27. Minute wieder aus (15:15), bevor eine starke Kieler Schlussphase die 19:16-Halbzeitführung brachte. Dazu beigetragen hatten auch Kiels Torhüter Niklas Landin mit fünf starken Paraden – und die Abwehr um Pekeler und Wiencek.

Beim unter strengsten Hygienevorschriften ausgerichteten Finalturnier in der Domstadt herrschte eine skurrile Atmosphäre. Den sonst gefüllten Oberrang in der Kölner Arena versteckten die Organisatoren hinter grauen Vorhängen, die Rufe auf dem Spielfeld waren bis unter das Hallendach zu vernehmen. Gähnende Leere, wo sonst 20.000 Zuschauer mitfiebern.

Platz drei ging an Paris St.-Germain

In der zweiten Halbzeit führte der THW seinen konzentrierten Auftritt fort. Sobald Barcelona um den starken rechten Rückraumspieler Dika Mem aufblühte, konterte Kiel mit Toren von Pekeler und Steffen Weinhold. Kiel blieb cool, und die Spanier bissen sich an Torhüter Landin die Zähne aus. Mit einer Vier-Tore-Führung ging der THW in die finalen zehn Minuten. Und natürlich blieb es spannend. Doch Kiel schaffte die Sensation. Champions-League-Sieger – zum vierten Mal. Das Spiel um Platz drei hatte Paris St.-Germain gegen Veszprem 31:26 (14:11) gewonnen.