Gelsenkirchen. Manuel Baum ist auf Schalke Geschichte. Huub Stevens wird die Königsblauen nun betreuen - allerdings für nur zwei Spiele.

Eigentlich hatte Huub Stevens für die letzten Tage vor Weihnachten andere Pläne. Am Donnerstagabend aber musste er seine Frau Toos anrufen und ihr einen Satz sagen, der ihr inzwischen bekannt vorkommt: „Schalke 04 braucht meine Hilfe.“

„Mein blau-weißes Herz“, sagte Stevens am Freitag, „das schlägt noch immer. Und wenn dein Verein in die Bredouille kommt, kann man nicht Nein sagen.“ Mit 67 Jahren unterbricht er seinen Ruhestand und übernimmt die Bundesliga-Profis zum vierten Mal – diesmal in einer der dunkelsten Stunden der vergangenen Jahre. Manuel Baum musste Schalke nach nicht einmal drei Monaten wieder verlassen.

Bleibt Huub Stevens länger als zwei Spiele Schalke-Trainer? "Lasst Euch überraschen"

Am Ende eines durch und durch aufregenden Jahres gab es noch einmal einen Knall. Noch vor den Heimspielen gegen Arminia Bielefeld an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) und am Dienstag im DFB-Pokal gegen Regionalligist SSV Ulm 46 (18.30 Uhr/Sky) handelte Sportvorstand Jochen Schneider. „Am Ende ging es darum, ob wir überzeugt sind, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum die notwendigen Punkte erzielen, um unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Und diese Überzeugung war nicht mehr da“, sagte er. Baum geht als einer der erfolglosesten Trainer in Schalkes Vereinsgeschichte ein. Die bittere Bilanz aus zehn Liga-Spielen: vier Unentschieden, sechs Niederlagen, 7:24 Tore. Schalke ist Letzter, Abstiegskandidat Nummer eins – und das bei rund 240 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

Huub Stevens (links) während seiner ersten Einheit als neuer Schalke-Trianer.
Huub Stevens (links) während seiner ersten Einheit als neuer Schalke-Trianer. © firo

Noch bevor der Verein die Nachricht bestätigte, rief Stevens seinen Vorgänger an. „Manuel war sehr angefasst“, erzählte der Trainer-Routinier. „Er wollte auf Schalke etwas aufbauen, das wird ihm nun genommen.“ Stevens, so ist der Plan, übernimmt die Profis erst einmal nur für die beiden Heimspiele in den kommenden fünf Tagen. Trainingsinhalte wird er nicht groß verändern. Baums Assistenten Naldo und Onur Cinel bleiben im Trainerteam, Stevens’ wichtigster Ansprechpartner ist aber Mike Büskens. Der Eurofighter stand ihm schon von März bis Mai 2019 zur Seite, als Schalke mit Ach und Krach den Abstieg vermieden hatte. Ein längeres Engagement ist diesmal nicht geplant, auch wenn Stevens das so nicht bestätigte, sondern spitzbübisch zu Reportern sagte: „Lasst Euch überraschen.“

Schneider sucht nach Absprache mit dem Aufsichtsrat einen erfahrenen Mann als Stevens-Nachfolger. Ganz oben auf der Liste steht Friedhelm Funkel (67), der nach seiner Zeit bei Fortuna Düsseldorf eigentlich sein Karriere-Ende verkündet hatte. Welcher erfahrene Trainer auch immer kommen sollte: Angedacht ist ein Vertrag bis zum Saisonende – mit geringem Grundgehalt, aber üppiger Prämie bei Klassenerhalt. Viel Geld steht Schalke aber nicht zur Verfügung, die Ex-Trainer David Wagner und Baum stehen noch bis Juni 2022 auf der Gehaltsliste.

Schalke-Vorstand Schneider in der Kritik

Findet Schalke keinen geeigneten Trainer, ist auch eine Verlängerung des Engagements von Stevens nicht auszuschließen. Fest steht aber: Zur neuen Saison soll es wieder einmal einen Umbruch geben – im Abstiegsfall sowieso, aber auch beim Klassenerhalt. Einige Verträge hochbezahlter Profis enden, viele Spieler stehen auf der Verkaufsliste und sollen zweistellige Millionen-Einnahmen garantieren. Ein neuer Trainer könnte direkt seine eigenen Akzente setzen.

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Doch darf den dann noch Jochen Schneider aussuchen? Der 50-Jährige hat bei den Fans kaum noch Fürsprecher. Im Sommer hatte Schneider an Trainer David Wagner festgehalten – entgegen vieler interner Ratschläge. Inzwischen bezeichnet er das selbst als Fehler. Wagner musste nach zwei Spieltagen gehen. Schneider setzte dann Baum gegen skeptische Stimmen im Aufsichtsrat durch. Nun muss er auch diesen Fehler korrigieren. Einen Rücktritt lehnt Schneider ab: „Man rennt in einer solchen Situation nicht davon. Ich bin nicht so gestrickt, dass ich gehe, wenn die Probleme am größten sind. Wenn der Aufsichtsrat sagt, dass ich nicht mehr der Richtige bin, dann gehe ich nach Hause.“ Und um eine Abfindung ginge es ihm nicht, obwohl sein Vertrag noch bis Juni 2022 gilt.

Erst einmal soll Stevens aber dafür sorgen, dass die schwärzeste Serie der Klubgeschichte endet – seit 28 Liga-Spielen wartet Schalke auf einen Sieg. Eine schwierige Aufgabe – und Stevens’ Frau Toos war nicht begeistert, dass ihr Mann sie annahm. Sie sagte nur zwei Worte: „Frohe Weihnachten!“