Frankfurt. Der DFB-Direktor erklärt das Festhalten am Bundestrainer und ärgert sich über die Weitergabe von Interna.
Oliver Bierhoff beginnt mit einer klaren Ansage: „Ich bin nicht das Sprachrohr oder der Verteidiger von Joachim Löw“, sagt der Direktor Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Und doch verbringt er einen großen Teil des Freitags damit, den Bundestrainer zu verteidigen, erst im DFB-Präsidium, dann vor Journalisten. Mit vielen Schautafeln, Grafiken und Zahlen erklärt er die schon am Montag gefallene Entscheidung, an Löw festzuhalten. Der Kern der Ausführungen: Seit dem blamablen Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2018 habe die Mannschaft die sportlichen Ziele erreicht, 2019 außerdem ihren Spielstil weiterentwickelt. 2020 sei das nicht möglich, gewesen, weil es angesichts des durch Corona dramatisch verengten Terminplans keine Zeit zum taktischen Training gab. Natürlich habe Bierhoff auch über Alternativen nachgedacht, das müsse er ja als Verantwortlicher für den sportlichen Bereich. Am Ende aber habe das Vertrauen zu Löw überwogen.
Der Verband gibt kein gutes Bild ab
Dass damit alle Diskussionen beendet sind, ist allerdings illusorisch, das weiß auch der DFB-Direktor. Der Verband hat in den vergangenen Tagen kein gutes Bild abgegeben. Nicht nur Löw steht in der Kritik, sondern auch der noch recht frische Präsident Fritz Keller. Die beiden sollen am Montag heftig aneinander geraten sein, weil Keller den bis 2022 laufenden Vertrag mit Löw nach der Europameisterschaft 2021 enden lassen wollte.
Dass das offenbar bewusst durchgestochen wurde, hat Löw und Keller beschädigt. Er wisse nichts von einem heftigen Streit, sagt Bierhoff, ergänzt dann aber: „Es hat mich auch verärgert, dass viele Interna und teilweise falsche Nachrichten nach außen getragen wurden. Das ist nicht mein Stil.“
Auch Keller mahnte in der Runde eindringlich zu mehr Verschwiegenheit. Ob er damit durchdringt, ist fraglich, denn der Präsident bleibt umstritten im eigenen Haus. Wichtige Funktionsträger des DFB wie Generalsekretär Friedrich Curtius, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und Vizepräsident Rainer Koch stehen Keller kritisch bis ablehnend gegenüber, obwohl sie ihn im vergangenen Jahr mit ausgesucht hatten.
Ob sich die tiefen Gräben noch zuschütten lassen, dazu mag Bierhoff nichts sagen. „Das müssen die jeweiligen Personen klären“, meint er. In der kommenden Woche will sich Keller selbst zu den Vorgängen äußern.