Sakhir. Mick Schumacher kann am Wochenende schon die Formel 2 gewinnen. Die Beförderung in die Formel 1 wäre logische Konsequenz.

Das Rahmenprogramm beim Großen Preis von Bahrain (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL) wird zur Hauptattraktion, denn aus deutscher Sicht richtet sich der Blick inzwischen auf eine Klasse tiefer: In der Formel 2 geht es anders als in der Formel 1 noch um etwas. Und mittendrin: Mick Schumacher.

Der 21-Jährige kann sich an den letzten beiden Rennwochenenden den Titel in der zweiten Liga sichern – und damit in die Königsklasse aufsteigen. Ein ist schon länger ein offenes Geheimnis, dass ein Sitz im Ferrari-Partnerrennstall Haas auf ihn wartet. „Ich fühle mich sehr bereit“, sagt Schumacher vor dem Showdown auf der Wüsteninsel.

Schumacher geht am Samstag als Zehnter ins viertletzte Rennen der Formel 2

Was die Titelvergabe in der Formel 2 angeht, kommt es zu einem Ausscheidungsfahren der von Ferrari geförderten Talente: Schumachers größter Rivale ist Calum Illott. In der Gesamtwertung führt der Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher mit 191 Zählern vor dem Briten (169) und dem japanischen Außenseiter Yuki Tsunoda (147), aber bei noch vier Läufen gibt es maximal 96 Punkte zu holen. Und ins erste Rennen am Samstag (10.10 Uhr MEZ/Sky) startet Schumacher nur als Zehnter. Trotzdem präsentiert sich der Spitzenreiter gelassen offensiv: „22 Punkte Vorsprung sind genug, um damit zu arbeiten. Aber nicht genug, um sich auszuruhen.“

Eine Sorge eint alle Kandidaten: Ende September musste die Serie eine Corona-Zwangspause einlegen. In Sotschi hatte Schumacher zuvor seinen zweiten Saisonsieg geholt. „Ich habe das Gefühl, dass das Momentum auf unserer Seite ist. Wichtig ist, dass wir smart sind, uns schnell anpassen.“

Schumacher bestreitet nach dem Saisonende noch Testfahrten für die Formel 1

Heißer Reifen in Bahrain: Mick Schumacher kann am Wochenende im Wüstenstaat die Formel 2 gewinnen und in die Formel 1 aufsteigen.
Heißer Reifen in Bahrain: Mick Schumacher kann am Wochenende im Wüstenstaat die Formel 2 gewinnen und in die Formel 1 aufsteigen. © Getty

Nach den Bahrain-Gastspielen an diesem und am ersten Dezember-Wochenende geht die Saison für Schumacher weiter – ein untrügliches Zeichen dafür, dass es mit der Beförderung klappen wird. Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies hat bestätigt, dass neben dem bereits für Alfa Romeo gemeldeten Ilott auch Schumacher bei den Nachwuchsfahrer-Testfahrten der Formel 1 in Abu Dhabi am Start sein wird.

Dann vermutlich für den Rennstall von Gene Haas, der beide Cockpits für die neue Saison offiziell nicht vergeben hat. Nachdem Alfa seine Stammfahrer Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi behält, sind nur noch bei Haas Plätze für Ferrari-Junioren frei. Über das Motoren-Leasingabkommen kann die Scuderia Einfluss auf die Arbeitsplatzvergabe nehmen. Zumindest auf einen der beiden Plätze, der andere dürfte dank seiner Mitgift an den Russen Nikita Mazepin vergeben sein, der in der Formel 2 derzeit 51 Punkte hinter Schumacher Sechster ist.

Nur Haas kommt für Schumacher in der neuen Saison der Formel 1 noch infrage

Haas-Teamchef Günther Steiner hat auch in Sakhir einen verbalen Slalom absolvieren müssen. Jeder geht davon aus, dass Schumacher seinen Ausbildungsplatz bei dem in Mittelengland angesiedelten Rennstall bekommt. Steiner wagt sich für seine Verhältnisse weit vor: „Wir werden bald eine Bekanntgabe machen.“ Allerdings eher nicht am Wochenende, sondern binnen der nächsten zwei Wochen. Der Südtiroler hatte sich mehrmals lobend über das deutsche Talent geäußert. „Eine Ehre“ sei es, wenn es zu der Verpflichtung kommen würde.

Wohlwollen gibt es von allen Seiten. Formel-1-Geschäftsführer Ross Brawn, das Superhirn hinter allen Titeln von Michael Schumacher, ist „fasziniert davon, Mick aufwachsen zu sehen“. Brawn weiß um die Last des Familiennamens: „Wir wissen nicht, wie er sich in der Formel 1 schlagen wird, aber er ist unglaublich reif für sein Alter und ausgeglichen. Ich bin optimistisch, er besitzt die Qualität und die Kompetenz.“

Schumacher übt schon für die Formel 1: Stratege und zugleich Draufgänger

Mick Schumacher muss in Bahrain die innere Unruhe besiegen, obschon er selbst bereits sicher sein dürfte, wohin der Weg führt. Nämlich in die Formel 1. Er weiß, dass es bei den entscheidenden Rennen mehr denn je auf die richtige Strategie ankommt: „Ich muss abwägen, wo ich angreifen oder abwehren muss.“ Er nimmt Anlauf für den großen Sprung.