München. Das 1:1 gegen Bremen lässt erahnen, dass die acht Spiele bis Weihnachten für den FC Bayern kompliziert geraten könnten.
Um das 0:6 der deutschen Nationalmannschaft in Spanien ging es natürlich auch noch nach dem 1:1 des FC Bayern gegen Werder Bremen, wenngleich Münchens Trainer Hansi Flick und sein Offensivspieler Thomas Müller wenig Lust verspürten, auf die Forderungen nach ihrer Rückkehr zum DFB-Team einzugehen. Bundestrainer Joachim Löw sei sein „Freund“, erinnerte dessen langjähriger Assistent Flick, weshalb sich allein schon deshalb für ihn Gedanken über eine Ablösung verböten.
Thomas Müller: Nicht über Spieler diskutieren
Und auch Müller, neben seinem Münchener Kollegen Jerome Boateng und dem Dortmunder Mats Hummels im März 2019 von Löw aussortiert, bekundete zwar sein Mitgefühl mit den ehemaligen Kollegen bei der DFB-Auswahl sowie mit den Fans und verwies darauf, dass keiner des Trios zurückgetreten sei. „Aber ich bin nicht der Meinung“, sagte Müller, „dass wir über Spieler diskutieren, sondern uns anschauen sollten, was wir auf dem Platz falsch machen.“ Wer zwischen den Zeilen zuhörte, konnte den Eindruck gewinnen, dass Müller durchaus auf eine Rückkehr hofft und eher nicht die aktuellen sowie ehemaligen Nationalspieler für das Problem hält. Obwohl oder gerade weil er Löw demonstrativ unerwähnt ließ.
Kimmich fehlt den Bayern, auch Hernandez ist nun verletzt
Mit dem Thema Nationalelf befassten sich die Bayern auch deshalb nur ungern, weil sie gerade ein 1:1 (0:1) gegen Werder Bremen hinter sich hatten, bei dem aus ihrer Sicht ebenfalls einiges schiefgelaufen war. Zumindest eine inhaltliche Parallele gab es dabei zur 0:6-Niederlage der Nationalelf am Dienstag in Spanien. Auch den Bayern fehlte am Samstag Joshua Kimmich als Sechser in seiner Funktion als Arbeiter und Chef, als Antreiber und Gestalter zugleich.
Hinzu kamen weitere Ausfälle und die Erkenntnis, dass nicht einmal die sonst so übermächtigen Bayern im Dauerstress der straffen Agenda alles kompensieren können, was sich an Unbill in diesen Zeiten auftürmt. „Wir hatten im Gegensatz zu anderen Spielen zu wenig große Tormöglichkeiten“, sagte Kapitän Manuel Neuer, der als einziger DFB-Spieler gegen Bremen begonnen und die Bayern mehrfach vor weiteren Gegentoren bewahrt hatte. Selbst habe man nur „so fünf Chancen an der Zahl“ erwirtschaftet, überschlug der Torwart grob, „aber das sind für uns ja normalerweise mindestens doppelt so viele.“
Werder Bremen verdient sich den Punkt beim FC Bayern
Zu tun gehabt hatte das nicht nur mit den Münchener Defiziten und personellen Absenzen, zu denen sich schon in der Anfangsphase auch Linksverteidiger Lucas Hernández gesellte, nachdem er sehr unsanft auf dem Becken gelandet war und sich zu weiteren Untersuchungen verabschiedete. Auch die Bremer durften mit einigem Recht auf ihren Anteil an ihrem ersten Ertrag gegen die Bayern seit zehn Jahren verweisen.
Denn ausgebremst hatten sie die Münchener mit einer „extrem disziplinierten“ Defensivarbeit und mutigen Angriffen nach Ballgewinnen, wie Trainer Florian Kohfeldt hervorhob. Herausgekommen war ein Spiel, in dem Werder in der ersten Halbzeit keine Chance der Bayern zuließ und mit einem 1:0-Vorsprung in die Pause ging. Joshua Sargent war Javier Martínez nach einem Einwurf einfach davongelaufen und hatte Maximilian Eggestein bedient, der ähnlich ungestört mit links einschob (45.). „Ein ganz, ganz billiges Gegentor“, monierte Müller.
Comans Ausgleich erinnert an den Sieg im Finale der Champions League
Immerhin aus seiner Sicht reichte es noch zum Ausgleich durch Kingsley Comans Kopfball nach Leon Goretzkas Flanke (62.). Ein Tor, das auch an Kimmich erinnerte, weil dieser ganz ähnlich im Finale der Champions League gegen Paris Saint-Germain aus dem Halbfeld Comans Kopfball zum damaligen 1:0-Sieg vorbereitet hatte. Doch mehr gelang den recht schwerfällig wirkenden Bayern diesmal nicht, weil der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting kurz vor Schluss aus wenigen Metern übers Tor schoss.
Dennoch konnten die Münchener durchaus von Glück sagen. Denn Bremen war dem Sieg durch Sargent gegen Ende zwei Mal nahegekommen. Es blieb beim gerechten Remis, Bremens neuem Standardergebnis. „Fünf Mal 1:1 ist wahrscheinlich der langweiligste Rekord, den die Bundesliga zu bieten hat“, sagte Kohfeldt gut gelaunt über das eingestellte Kuriosum von Leverkusen von 1980/81 und prognostizierte „eine sehr stabile Saison“, sofern man weiter so auftrete.
Am Mittwoch in der Champions League gegen RB Salzburg
Wie die kommenden vier Wochen mit den noch ausstehenden acht Spielen der Bayern verlaufen werden, ist nun eine spannende Frage. Kimmich wird nach seiner Meniskus-OP als Taktgeber bis Januar fehlen, und die erkennbare Müdigkeit der Kollegen dürfte bis Weihnachten kaum geringer werden. Es könnte ein komplizierter Jahresendspurt werden.
Hansi Flick ahnt das wohl durchaus. Zulassen möchte er dies beim FC Bayern aber nicht, dass sich seine Spieler der Erschöpfung hingeben. „Da müssen wir uns drauf einstellen und da gibt es auch keine Entschuldigung“, befand er streng und verwies trotz der Sorgen auf der Sechs und hinten links auf den breiten Kader, „das lassen wir uns auch nicht einreden, dass es zu viel des Guten ist.“ Zumindest erst einmal bis zum Mittwoch in der Champions League gegen Salzburg.