Mönchengladbach. Wieder kassiert Borussia Mönchengladbach ein spätes 2:2. Trainer Marco Rose hakt das ab und denkt lieber an Schachtjor Donezk.

Jonas Hofmann hockte niedergeschlagen auf dem Rasen im Borussia-Park, schüttelte den Kopf und blickte fast ungläubig nach oben in Richtung Anzeigetafel. Sein Trainer Marco Rose kniff nach dem Abpfiff sichtlich angestrengt die Augen zusammen, atmete tief durch, ehe er den Kopf senkte. Dieses 2:2 (1:0) in der Champions League gegen Real Madrid, gegen einen Riesen des Weltfußballs, hinterließ bei Borussia Mönchengladbach seine Spuren.

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Ein Remis im Duell mit dem spanischen Topklub hätten die Gladbacher gerne als Erfolg verbucht. Angesichts des dramatischen Spielverlaufs in der Schlussphase herrschte bei ihnen allerdings Enttäuschung. „Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl in der Nacht zu Mittwoch. „Wenn du so spät und auch verdient, wie ich finde, 2:0 führst und dann nicht den Lohn nach Hause bringst, tut es schon erst einmal weh.“ Auch Rose befand: „In der Summe ist es extrem bitter. Die Jungs haben viel richtig gemacht, sehr viel investiert. Wir müssen mit dem Punkt leben.“

Madrid mit spätem Doppelschlag

Die Tore von Marcus Thuram (33./58. Minute) reichten den Gladbachern nicht zum Sieg. Den Borussen, die leidenschaftlich kämpften und zudem mit schnellem Umschaltspiel überzeugten, gelang es in der Schlussphase nicht mehr, die gefährlichen Flanken der Madrilenen aus dem Halbfeld zu verhindern. Real-Kapitän Sergio Ramos rückte am Ende sogar in den Angriff, stellte die lange Zeit stabile Gladbacher Abwehr vor große Probleme. Karim Benzema (87.) und Casemiro (90.+3) verhinderten mit ihren Treffern einen großen Coup der Gastgeber. „Gladbach brachte Real an den Rand eines Desasters“, schrieb die spanische Sportzeitung AS: „Ein goldener Punkt für Madrid.“ Für Gladbachs Christoph Kramer fühlte sich das Remis „wie eine Niederlage“ an.

Gewissermaßen wiederholte sich für die Borussen auch die Geschichte der Vorwoche. Da hatten sie im Auftaktspiel der Königsklasse bei Inter Mailand mit 2:1 geführt, ehe Romelu Lukaku mit seinem Ausgleich in der 90. Minute für das 2:2 sorgte. Die Gladbacher boten auch in Mailand eine ordentliche Leistung. Nun dürfen sie sich darüber ärgern, dass gegen Inter und Real insgesamt vier Punkte mehr drin gewesen wären, die am Ende möglicherweise fehlen könnten.

Erst im vergangenen Dezember erlebten die Borussen in der Europa League ein schmerzhaftes Vorrunden-Aus gegen Basaksehir Istanbul (1:2) – durch einen Gegentreffer in der 90. Minute. Die jüngere Vergangenheit des Klubs in internationalen Wettbewerben fügt sich auf ihre Weise in die Geschichte ein: Gladbachs Historie im Europapokal war auch stets geprägt von Dramen.

Dienstag in Kiew gegen Donezk

Als Trainer Rose nach dem Spiel gegen Madrid auf die Parallele zur Partie in Mailand angesprochen wurde, reduzierte er die Thematik nicht auf den Europapokal. „Wir haben auch in der Bundesliga schon spät Punkte abgegeben“, erklärte der 44-Jährige: „Ich mache kein großes Thema daraus.“ Rose war mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden: „Wir haben viel umgesetzt von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben Real genau dort wehgetan, wo wir Schwächen erkannt hatten.“

Für die Gladbacher geht es nun mit gegen Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig weiter (Samstag, 18.30 Uhr/Sky). Am Dienstag (18.55 Uhr/DAZN) treffen sie im Stadion in Kiew auf Schachtjor Donezk, in der Champions League mit vier Punkten Tabellenführer der Gruppe B. Rose misst der Partie eine große Bedeutung zu: „Wir haben mit Schachtjor ein Spiel vor der Brust, in dem es um einiges geht.“