Leipzig/Manchester. Angelino will an diesem Mittwoch auch in der Champions League für RB Leipzig treffen. Er hat noch eine Rechnung mit Manchester United offen.
Der aktuell beste Torschütze von Fußball-Bundesligist RB Leipzig in dieser Saison ist ein Linksverteidiger. Seine Name: José Ángel Esmorís Tasende, kurz Angelino, 23 Jahre alt und 1,71 Meter klein. Zwei seiner vier Treffer erzielte er mit dem Kopf.
Eines gegen Schalke, eines gegen Augsburg. Die anderen zwei stammen aus der Partie vor einer Woche gegen den türkischen Meister Basaksehir (2:0). Das erste Tor bezeichnete Trainer Julian Nagelsmann später als „Weltklasse“. Angelino hatte es sich nach einer Serviervorlage von Kevin Kampl mit der Hacke vorgelegt, narrte seinen Gegner mit einer Drehung und schoss.
Gegner ist ein Koloss des Weltfußballs
Diese unberechenbare Torgefährlichkeit des Spaniers ist gerade das große Pfund, das der deutsche Tabellenführer am Dienstag mit auf den Flug nach Manchester nahm, wo heute Abend (21 Uhr/DAZN) das zweite Königsklassenmatch auf die Sachsen wartet. Der Gegner Manchester United ist ein Koloss des Weltfußballs, 142 Jahre alt und dekoriert mit 20 Meistertiteln, zwölf FA-Cups sowie drei Champions-League-Trophäen. Angelino kennt ihn gut.
Seit gut sieben Jahren ist der gebürtige Gallizier Spieler beim Stadtrivalen Manchester City. Viel Nostalgie allerdings wird er bei seiner Rückkehr kaum verspüren. Er kam mit 16 zu den „Citizens“ und wurde zwei Jahre später das erste Mal verliehen. Fünf weitere Klubs folgten, darunter RB Leipzig, der eine Kaufoption für den Linksfuß in der Schublade liegen hat. Dem Vernehmen nach wird sie mit der zwölften Partie aktiviert.
In Leipzig reiben sie sich die Hände über diesen Transfer. Angelino hat eingeschlagen wie kein Spieler vor ihm. Bereits zwei Tage nach seiner Ankunft vorigen Winter stand er in der Startelf. 17 weitere Einsätze von Beginn an folgten, nur einmal wurde er eingewechselt. In dieser Spielzeit hat er bis dato alle Partien bestritten.
Nagelsmann bewundert Angelinos "Spieltrieb"
Nagelsmann könnte sich kaum einen besseren Spieler für seine Ideen vorstellen. Deshalb hatte er ihn auch schon auf dem Zettel, da war er noch Trainer in Hoffenheim. „Er ist extrem vielseitig“, schwärmte der 33-Jährige nach dem Doppelpack vorigen Dienstag. „Angel ist in der Lage, ohne große Anpassungsprobleme drei, vier verschiedene Positionen zu spielen.“
Vor allem aber bewundert der Coach den „Spieltrieb“ seines Allrounders. Alles an Angelino ist Fußball. So verrät er im Gespräch, dass er nur selten ausgeht. „Erholung geht vor.“ Es ist ihm auch weitgehend egal, wie er wohnt. Aktuell in einer Wohnung „aber ich kann auch in Hotels“. Über allem stehen Regeneration, Training und Spiele. Vor allem die. „Wenn ich nicht spielen kann“, sagt er, „werde ich unruhig.“
Angelino: "Müssen uns nicht verstecken"
Woher das kommt? Angelino hat keine Ahnung. Der Vater verließ die Familie, da war er zwei. „Ich hatte nie wieder Kontakt.“ Also verbrachte er neben seiner Mutter und einem jüngeren Bruder viel Zeit auf Bolzplätzen und mit seinen Großeltern. Beide lebten als Gastarbeiter eine Weile lang in Deutschland. „In Lippstadt, glaube ich“, wie er sich dunkel erinnert. Von ihnen hat er sein Leitmotiv: „Du musst dir dein Leben verdienen!“
Das Spiel gegen den alten Stadtrivalen seines Noch-Arbeitgebers ist deshalb auch nur eines unter vielen. „Wir müssen uns nicht verstecken“, sagt er, wohlwissend, dass er und seine Kollegen gerade einen ordentlichen Lauf haben – und es trotz aller nüchternen Betrachtung noch eine Rechnung zu begleichen gibt. Nur sechs Mal setzte ihn City-Coach Pep Guardiola in der Premier League ein, darunter einmal gegen United. Der Stadtrivale gewann 2:1. Es war Angeliños letzte Partie für seinen Arbeitgeber. Danach saß er noch drei Mal auf der Bank, fünf weitere Partien stand er nicht mal mehr im Kader. Undenkbar in Leipzig, wo der kleinste Spieler im Kader gerade einer der größten ist.