Essen. Der Tod von Kobe Bryant war ein Schicksalsschlag für LeBron James. Mit den Los Angeles Lakers peilt er nun den vierten NBA-Titel an.

Der Ort der Magie kann auch ganz schön traurig sein. LeBron James sitzt mit verschränkten Armen auf dem mit Konfettischnipseln bedeckten Parkett von Disney-World, die Kappe tief ins Gesicht gezogen. Seine Gefühle sind drauf und dran, diesen gewaltigen Athleten mit 113 Kilogramm Körpermasse zu übermannen. Freude ist es nicht. Nach dem 117:107 seiner Los Angeles Lakers gegen die Denver Nuggets und dem Einzug in die Finalserie der NBA ist der Basketball-Superstar mit seinen Gedanken längst wieder beim 26. Januar 2020: dem Todestag von Kobe Bryant.

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„Jedes Mal, wenn du das lila-goldene Trikot überstreifst, denkst du an sein Vermächtnis. Du denkst an ihn und was er mehr als 20 Jahre lang für diese Franchise bedeutet hat“, sagte James. Bryant war das Aushängeschild der Lakers. Anfang des Jahres verunglückte er im Alter von 41 Jahren bei einem Hubschrauberabsturz tödlich. Auch seine Tochter Gianna, 13 Jahre alt, kam dabei ums Leben. Der tragische Unfall löste weltweit Trauer und Bestürzung aus.

LeBron James ist das Gesicht der NBA

Besonders bei James. Als der heute 35-Jährige 2003 in die Liga kam, zählte Bryant zu den bedeutendsten Figuren der NBA. Black Mamba, wie Bryant genannt wurde, gewann zwischen 2000 und 2002 drei Titel in Folge. Bei aller Konkurrenz wurden er und James gute Freunde. Inzwischen ist der heutige Lakers-Star längst das, was Bryant früher war: das Gesicht der Liga. Und Anführer der Mannschaft. Im entscheidenden Spiel gegen Denver erzielte er 38 Punkte. „Ich verspreche dir, dass ich dein Vermächtnis fortführe“, schrieb James nach Bryants Tod. Es sei seine Pflicht, den Titel nach L.A. zu holen, den ersten seit Bryants letztem von 2010. James pathetisch: „Bitte gib mir die Kraft aus dem Himmel und pass auf mich auf.“

Ein Mann, eine Mission. Verstärkt mit Anthony Davis, wurden die Lakers schon vor Saisonbeginn als Topkandidat auf den Titel gehandelt. Es wäre James’ vierte Meisterschaft nach 2012 und 2013 mit Miami sowie 2016 mit Cleveland. Zehnmal schaffte er es ins Endspiel. Auch ohne den Wechsel zu den Lakers wäre er als Nachfolger von Bryant als prägendster Spieler der 2010er-Jahre in die NBA-Geschichte eingegangen. In dieser Finalserie trifft er auf sein Ex-Team Miami Heat, das sich im Halbfinale gegen die Boston Celtics um den deutschen Nationalspieler Daniel Theis durchgesetzt hat. Das erste Finale steigt in der Nacht zum Donnerstag (3 Uhr deutscher Zeit/DAZN).

Wortführer gegen Rassismus

Der Tod des Freundes, die Chance auf den Titel: Das Jahr war für James und seine Lakers schon so turbulent, da hätte es eine Pandemie und die tiefen Risse in der amerikanischen Gesellschaft gar nicht mehr gebraucht. Erst stand die Saison auf der Kippe, weil sich in den USA das Coronavirus unkontrolliert verbreitete. Dann lösten der Mord an dem Afro-Amerikaner George Floyd und die Schüsse auf Jacob Blake eine Protestwelle gegen Polizeigewalt und Rassismus aus. Basketball-Profis boykottierten NBA-Spiele – mit LeBron James als Wortführer. Was bemerkenswert ist: Der 35-Jährige ließ die Situation fast eskalieren, ein Saisonabbruch stand im Raum. James hätte im Herbst der Karriere freiwillig eine seiner letzten Chancen auf einen Titel geopfert.

Wer James in diesem Jahr beobachtet hat, glaubt kaum, dass er schon genug hat. Er spielt eine seiner stärksten Saisons überhaupt. In der Vorbereitung quälte er sich fast täglich im privaten Fitnessraum, er ist so durchtrainiert wie nie. Währenddessen drehte er noch die Fortsetzung des Animationsfilms Space Jam. Beim Vorgänger schlüpfte Michael Jordan in die Hauptrolle. Am Ende des Jahres holte James’ Idol seinen vierten Titel. Mit Mitte 30.