Essen. Unser Autor war eine Zeit lang nicht mehr im Stadion. Grund für ihn, sich an besonders verrückte Erlebnisse zu erinnern. Eine Kolumne.

Saisonauftakt. Längere Zeit nun schon nicht mehr im Stadion gewesen. Mal nachdenken: Welche Erlebnisse im Laufe der Jahre als Reporter waren eigentlich die verrücktesten?

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Von Jürgen Polzin; Dominik Loth; Andreas Ernst; Peter Müller; Sebastian Weßling; Jan Kanter

Oh, da kommt doch schon einiges zusammen.

Vor 30 Jahren konnte man als Journalist bei einem Testspiel der Nationalmannschaft in Siegburg noch direkt am Rasenrand stehen. Man sollte aber auch so ein eher unbedeutendes Geschehen immer im Blick behalten. Tausende im Stadion, und wer bekam den Ball vor den Kopf? Tor verfehlt, Journalist getroffen – da denkt mancher Spieler bestimmt: Auch nicht schlecht. Der Fehlschütze winkte aber entschuldigend herüber. Es war Andi Brehme, der dann beim WM-Finale in Rom genauer zielte.

Als eine Wasserdusche den Computer lahmlegte

Bei einem Länderspiel in Kroatiens Hauptstadt Zagreb im Jahr 2000 saßen wir direkt unter der Kante des Tribünendachs. Es begann zu regnen, nein: zu schütten. Das Dach gab seinen Überschuss frei, mehrere Liter landeten auf meinem Laptop. Das Gerät hatte nach der Dusche keine Lust mehr auf Arbeit, der bis dahin geschriebene Text war futsch. Hektisch ein paar Zeilen auf Papier notiert und wie früher telefonisch durchgegeben. Rückflug noch in der Nacht nach dem Spiel. Unvergessen, wegen der klatschnassen Hose.

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Noch mal das Jahr 2000, Start der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden. Die deutsche Mannschaft, die diese EM als Rumpelfüßler verspottet beenden sollte, begann mit einem 1:1 gegen Rumänien. Die Plätze auf der Pressetribüne waren so beengt, dass uns Ölsardinen nicht beneidet hätten. Ein beleibter Kollege aus dem Süden fasste auf der Treppe einen mutigen Entschluss und teilte seiner Heimatredaktion mit: „Von mir kommt heute nichts. Ich bin zu dick für dieses Stadion.“

Wie Schalke-Fans den Pokalsieg feierten

2001, DFB-Pokalfinale in Berlin. Schalke 04 hatte sich eine Woche zuvor vier Minuten lang als Deutscher Meister fühlen dürfen. Trostpreis war nun der 2:0-Endspielsieg gegen Union Berlin. In Erinnerung blieb ein Bild von der Männertoilette. Aufgereihte Schalker sprangen und sangen. „Wer nicht hüpft, der ist Borusse, hey, hey“. Während des Vorgangs...

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EM 2004 in Portugal, der Horror. Am Abend vor dem Finale in einem Restaurant die Tasche abgestellt – dämlich hoch drei. Weg war sie. Darin: Papiere, Handy und Endspielticket. Es folgten Besuche auf der Polizeiwache und, nach sehr kurzer Nacht, im Uefa-Büro. „Sie sind hiermit registriert. Holen Sie sich Ihr neues Ticket im Medienzentrum im Stadion ab.“ Vor dem Stadion: „Ohne Ticket kommen Sie nicht ins Medienzentrum.“ Also einmal rund um das Estadio da Luz, jeden einzelnen Ordner angefleht. Einer erbarmte sich. Reingekommen, durchgeatmet. Dass Otto Rehhagel mit Griechenland sensationell gegen den Gastgeber triumphierte? Nebensache.

2009 auf Schalke, Andreas Müller hatte 2006 Rudi Assauer als Manager abgelöst, jedoch nie in dessen Fußstapfen treten können. Beim Gang auf die Pressetribüne erschallte irritierendes Gebrüll aus tausenden Kehlen. „Müller raus!“ Habe kurz gezuckt – und dann trotzdem meinen Job gemacht.