Edmonton. Die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL hat nach vier Monaten Corona-Pause ihre Saison ungewohnt politisch fortgesetzt.
Matt Dumba, Verteidiger der Minnesota Wild, stand am Samstagabend beim Restart der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL im Mittelpunkt. Besser gesagt: Er kniete. Während auf Videoleinwänden beim Auftakt im kanadischen Edmonton die Botschaft "End Racism" zu sehen war, kniete Dumba, einer der wenigen schwarzen Spieler der Liga, als erster NHL-Spieler während der US-Hymne. Er hielt dabei eine emotionale Rede im Namen der Liga und der Hockey Diversity Alliance, die er nach dem Tod des Afro-Amerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in Minnesota im Juni zusammen mit anderen schwarzen Spielern gegründet hatte.
"Ich weiß aus erster Hand, als eine Minderheit, die das großartige Spiel Eishockey spielt, von den unerklärlichen und schwierigen Herausforderungen, die damit verbunden sind", sagte der Filippo-Kanadier, "Rassismus ist überall, und wir müssen dagegen kämpfen. Ich hoffe, das inspiriert eine neue Generation Hockeyspieler und -fans, weil schwarze Leben zählen. Eishockey ist so ein tolles Spiel, aber es könnte noch viel besser sein." Die ebenfalls schwarzen Spieler Malcolm Subban von den Blackhawks und Darnell Nurse von den Oilers standen dabei jeweils mit einer Hand auf Dumbas Schulter neben ihm.
Solidarität der NHL mit der Black-Lives-Matter-Bewegung
Die Teams der NHL hatten sich bereits zuvor mit der Protestbewegung solidarisiert, auch die Liga startete das Playoff-Turnier in Edmonton und Toronto mit der Botschaft "We skate for Black Lives". Im Gegensatz zu den weitgehend knienden Spielern der Basketball-Profiliga NBA hatten sich die NHL-Teams darauf verständigt, gemeinsam stehen zu bleiben und stattdessen ihre Arme zu verschränken.
Draisaitl beim Restart erneut stark
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Sportlich machte in Edmonton zumindest Leon Draisaitl da weiter, wo er in der im März abgebrochenen regulären Saison aufgehört hatte. Der 24-jährige Nationalspieler, der als erster Deutscher in einer US-Profiliga eine Auszeichnung als Topscorer gewann (Art Ross Trophy) und während der Corona-Pause für drei weitere Auszeichnungen, unter anderem als wertvollster Spieler der Hauptrunde, nominiert wurde, begann die Playoffs mit einem Treffer und zwei Assists. Allerdings unterlagen die Edmonton Oilers überraschend gegen die Chicago Blackhawks mit 4:6 (1:4, 1:2, 2:0), die auf Platz zwölf der Western Conference gerade so in die erweiterten Playoffs gekommenen waren.
Erfolgreicher lief der Wiederbeginn für die anderen deutschen Eishockey-Profis. Tobias Rieder brachte die Calgary Flames beim 4:1 (0:1, 3:0, 1:0) gegen die Winnipeg Jets in Unterzahl im zweiten Drittel in Führung. Die New York Islanders gewannen in Toronto mit Tom Kühnhackl, aber ohne Thomas Greiss im Tor mit 2:1 (1:0, 1:0, 0:1) gegen die Florida Panthers.
Saisonfinale der NHL in zwei "Blasen"
Die NHL spielt ihre Saison in zwei Blasen in den kanadischen Städten Edmonton und Toronto zu Ende. Statt der üblichen 16 Mannschaften sind dieses Jahr 24 Teams in den Playoffs dabei. Während die vier bestplatzierten Mannschaften der Eastern und Western Conference in Mini-Turnieren ihre Setzlisten-Positionen ausspielen, müssen sich die anderen Teams in Best-of-Five-Serien für die danach normal weiter gespielten Playoffs qualifizieren.
Ungewohnt ist neben dem Format auch der Zeitpunkt des Turniers. Das Spiel in Toronto zwischen den Carolina Hurricanes und New York Rangers (3:2) war das erste im August in der NHL-Geschichte. (dpa)