Frankfurt/Main. Vorfreude auf die Europa League bei Eintracht Frankfurt. Gegner FC Arsenal kommt ohne Mesut Özil an den Main.
Wer im Frankfurter Stadtwald bei einem Spaziergang oder einer Joggingrunde Entspannung sucht, wird regelmäßig gestört. Gefühlt alle fünf Minuten schwebt eines der großen Flugzeuge dicht über den Laubdächern zum nahe gelegenen Airport und eine Unterhaltung oder Telefongespräch ist in solchen Momenten unmöglich. Doch seit geraumer Zeit wird die Phonstärke noch übertroffen. Vorzugsweise Donnerstagabend. Dann, wenn Eintracht Frankfurt seine Heimspiele in der Europa League absolviert. Der prestigeträchtige Auftakt gegen den letztjährigen Finalisten FC Arsenal (18.55 Uhr/ DAZN) dürfte gleich ein Höhepunkt der internationalen Festspiele werden. „Es gibt nichts Schöneres, als gegen den Favoriten der Gruppe zu beginnen“, versicherte Trainer Adi Hütter am Mittwoch. „Wir werden alles daran setzen, eine Top-Leistung zu bringen und den Gegner zu neutralisieren.“
Arsenal spielt ohne Mesut Özil
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In der Vorsaison hatte der hessische Bundesligist nach dem Einzug in die K.o.-Runde alle Tickets auf Optionsbasis bis zu einem möglichen Halbfinale veräußert – und diese Tradition einfach beibehalten. Gegen Arsenal mit seinen ehemaligen Bundesligaspielerin wie Pierre-Emerick Aubameyang, Sead Kolasinac, Granit Xhaka ist die Eintracht wieder topmotiviert. Nicht dabei sein wird allerdings Mesut Özil. Arsenal hat die Reise ohne den deutschen Ex-Nationalspieler angetreten. Trainer Unai Emerys Begründung: „Wir haben viele Spiele. Ich will immer unterschiedliche Spieler spielen lassen. Sokratis und Mesut bekommen eine Pause.“ Auf die Frage, ob Özils Auszeit etwas damit zu tun habe, dass er erstmals nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach Deutschland zurückkehrt wäre, antwortete der Spanier: „Nein.“
48.000 Fans sollen die Gäste beeindrucken
Bereit für das Spiel fühlt sich dagegen Danny da Costa, der aus Leverkusener Zeiten mit Arsenal-Torwart Bernd Leno noch bestens befreundet ist. „Ich glaube, dass wir uns international ein gewisses Standing erarbeitet haben“, sagt der Frankfurter Verteidiger. Die Atmosphäre vor 48.000 Fans soll die Gäste beeindrucken: „Wir haben natürlich eine Burg in Frankfurt. Die muss auch erstmal Arsenal knacken“, kündigt Vorstand Axel Hellmann an.
Schulterschluss mit den Fans
Nach der Gruppenphase mit den weiteren Gegnern Standard Lüttich und Vitoria Guimaraes (Portugal) soll für Frankfurt längst noch nicht Schluss sein. Im Gegenteil: Bestenfalls geht es im neuen Jahr erst wieder richtig los, nachdem die Eintracht in diesem Jahr mehrere Runden als einziger deutscher Vertreter durch Europa flog. Die Play-off-Partie gegen Racing Straßburg vermittelte einen Geschmack davon, wie kräftig der Schulterschluss zwischen einer willensstarken Mannschaft und leidenschaftlichen Zuschauern sein kann. Verein und Stadt, Funktionäre und Spieler bringen eine besondere Hingabe für die Europa League auf.
Wachstum mit Konsequenzen
Was sich dann auch lohnt: „Die Strahlkraft von Eintracht Frankfurt hat sich verändert“, sagt Sportvorstand Fredi Bobic. Vorstandskollege Hellmann beschreibt eine nie für möglich gehaltenen Entwicklung: Der Umsatz wäre ohne Transfereinnahmen schon in eine Größenordnung von 170, 180 Millionen Euro gewachsen, nun ist die 200-Millionen-Marke in Sichtweite. Hellmann hatte einmal behauptet, ein Verein wie der FC Schalke 04 sei nur einzuholen, wenn die Eintracht fünf, sechs Jahre hintereinander international spielen würde – das Überholmanöver ist in vollem Gange. „Wir sind auf allen Feldern gewachsen.“
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Dass das Wachstum nicht unendlich weitergeht, hat der Verlust der einstigen Leistungsträger Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic gezeigt. Trotz der Abgänge hält Bobic den renovierten und erweiterten Kader für „fußballerisch weiter als letztes Jahr“. Aber wenn es nach dem DFB-Pokalfinale 2017, dem Pokalgewinn 2018 und der Tournee bis ins Europa-League-Halbfinale 2019 mal etwas ruhiger würde, hätte auch niemand etwas dagegen.