Essen. Essener Boxer bringt den Sport zurück in die Essener Grugahalle. Allein, der Kampf um den “King of the Ring“ endet unerwartet vorzeitig.

Mit Tränen in den Augen steht er in der Mitte des Ringes, der Blick geht in die Menge, die ihm zujubelt, seinen Namen ruft. Patrick Korte, der Essener Junge aus Borbeck, hat es geschafft: Er darf sich IBO Continental Heavyweight Champion nennen, nachdem er zuvor den Kampf (seines Lebens) gegen Marino Goles in der Grugahalle in Essen für sich entscheiden konnte – nach nicht einmal zwei Minuten.

Gangster-Rap als Einlaufmelodie

Der Essener Boxer Patrick Korte in der Essener Gruga-Halle als frisch gekürter Champion.
Der Essener Boxer Patrick Korte in der Essener Gruga-Halle als frisch gekürter Champion. © Wegener

Zu Beginn der Woche hatte Patrick Korte seinen Gegner Marino Goles noch als „erfahrenen Boxer“ bezeichnet, der „nach Essen kommt und hier gar nichts zu verlieren hat“. Der Respekt vor dem 39-jährigen Kroaten war groß, zumal „Cro Beast“, so Goles Beiname, mit der Erfahrung aus 24 Siegen aus 33 Profikämpfen, darunter 22 durch K.o beendet, nach Essen gekommen ist. Dass es Patrick Korte allerdings so schnell und vermeintlich einfach gelingen würde, seinen Gegner auf die Bretter zu schicken, hätte er wohl selbst nicht gedacht.

Bevor es für „Big Patrick“ in den Ring ging, ertönte der Gong bereits mehrere Male am Samstagabend. Insgesamt elf Vorkämpfe, darunter einige Amateurkämpfe sowie Profidebüts, wurden im Vorfeld ausgetragen und hielten die Zuschauer bei Laune. Um 22 Uhr war es dann soweit. Nachdem Marino Goles mit einem Lied in seiner Muttersprache einlief und in der blauen Ecke Platz nahm, kam es zu dem Moment, auf den die Zuschauer den ganzen Abend gewartet haben. Mit einem deutschen Hip-Hop Song, Marke Gangsterrap, betrat der Lokalmatador Korte unter lautstarkem Applaus und Korte-Rufen die Grugahalle. Die Unterstützer des Esseners machten sich lautstark bemerkbar, obgleich sie es nicht schafften, die Halle auszufüllen: Etwa die Hälfte der Plätze blieben leer.

Event nach amerikanischen Vorbild

Der Stimmung sollte das jedoch keinen Abbruch tun, die Menge war heiß darauf den „King of the Ring“ in Action zu sehen. Dabei gaben sich die Veranstalter größte Mühe, den Zuschauern ein Event zu bieten, was dem amerikanischen Vorbild möglichst nah rankommen sollte: Nebelmaschine beim Einlauf, lautstark dröhnende Musik, ein Ansager, der immer wieder eine Steigerung der Sprechchöre forderte und – na klar – das knapp bekleidete Nummern-Girl durfte natürlich auch nicht fehlen. Nachdem die Frau mit der „1“ auf ihrer Tafel artig einmal den Ring abgegangen ist, gab der Ringrichter den Kampf frei.

Jähes Ende eines Boxkampfs

Zunächst beschnupperten sich Korte und Goles, zirkulierten mit erhobenen Fäusten im Ring umher, bis Korte plötzlich nach vorne preschte und mit mehreren Schlägen hintereinander Goles in seine eigene, blaue Ecke drängte – und ihn dort schließlich zu Boden schlug. Die Halle grölte, feierte den Blitzstart ihres Boxers und wurde – wie der Boxer Korte selbst auch – umso mehr von der Entscheidung von Goles‘ Trainer überrascht, das Handtuch zu werfen. Für Goles schien es nicht mehr weitergehen zu können, so die Einschätzung seines Trainers. Korte konnte es nicht glauben, haute wütend auf den Ringboden. Er, der sich seinen Traum, in seiner Heimatstadt in der legendären Grugahalle kämpfen zu dürfen, erfüllt hatte, wollte den Traum sicherlich ein paar Runden länger träumen. Daraus wurde nichts.

Sieg eines "Essener Jung"

Die Enttäuschung über das abrupte Ende wich jedoch schnell, Korte raffte sich auf, um in die Ecke seines Gegners zu gehen und diesen zu umarmen. Eine faire und sportlich große Geste. Trainerteam, Familie und Freunde gratulierten, der IBO Gürtel wurde angelegt und dutzende Fotos gemacht. Dann wandte sich Korte persönlich an das Publikum und bedankte sich, in erster Linie, dass er hier sein durfte. „Als Essener Jung‘ ist es das Größte hier zu stehen“, betonte Korte. Das mache ihn sehr stolz. Auch wenn der Kampf so kurz ausgefallen war, für Patrick Korte war es dennoch der schwerste Kampf seiner Karriere, wie er der Menge mitteilte: „Meine Mutter ist vor sechs Wochen gestorben. Den Sieg widme ich ihr“.

Wie es weitergeht wusste er noch nicht. Klar ist für ihn nur, dass es weitergeht. Auch eine Rückkehr in die Grugahalle könne er sich vorstellen. „Ich würde sehr gerne zurückkommen. Es ist einfach eine absolute Ehre hier kämpfen zu dürfen“, sagte Korte. Nun sei er aber erstmal froh, sich mental erholen zu können.